Hallo da draußen

11. HWN-Tour: Das Weltkulturerbe Rammelsberg

“Der Schmerz, der tat sie lenken.”
© Elmar Schenkel (*1953), Anglist, Autor, Übersetzer und Maler

Es regnet. Eigentlich stört uns das wenig auf unseren Wandertouren, doch heute ist es anders. B. und ich haben uns auf der gestrigen Wanderung ziemlich verausgabt. Meine Beine sagen zu der heutigen geplanten Wanderung einfach „Nö.“

Was tun? Bleiben? Oder doch nach Hause fahren?

Nein!

Da sind wir uns einig. Wir haben auch eine Lösung parat, wie wir dennoch zu etwas Wandern bzw. Bewegung kommen.

Wenigstens nur einen Wanderstempel wollen wir uns holen, bevor wir Goslar wieder verlassen. In diesem Falle haben wir sogar Glück, denn der nächste Wanderstempel befindet sich im Süden, nur etwa 1 km von der Innenstadt Goslars entfernt.

Der (Fuß)weg zum Besucherbergwerk Rammelsberg

Es ist Sonntag. Regen. Außer uns ist keiner auf den Straßen von Goßlar unterwegs. Vollgepackt mit unseren Rucksäcken gehen wir im Gänsemarsch auf einem Bürgersteig entlang gen Süden. Unser Ziel ist das Museum und Besucherbergwerk Rammelsberg.


Einsames Goslar

Die Geologie vom Rammelsberg

Der Rammelsberg ist ein ungefähr 635 m ü. NHN hoher Berg, der sich am Harznordrand südlich der Stadt Goslar befindet. Er gehörte zu den wichtigsten Erzlagerstätten der Welt.

Entstanden ist die Erzlagerstätte vor über 350 Millionen Jahren im Devon. Die Erze entstanden durch den Austritt von heißen hydrothermalen Lösungen auf dem Meeresgrund. Minerale wie Pyrit, Blei, Zink, Baryt, aber auch Silber, Kupfer, Gold, Wismut und Wolfram sind hier ausgefällt worden. Anhand der Entstehungsprozesses spricht man vom auch von einem sedimentär-exhalative (kurz: SEDEX) oder vulkano-exhalative Lagerstätte. Auch heute kann man noch hydrothermale Quellen in der Tiefsee in Form von „Black Smokers“ beobachten.

Neben den Erzlagerstätten bildete sich auf dem Meeresgrund ein Tonschiefer, der als „Wissenbacher Schiefer“ bekannt ist. Sowohl der Tonschiefer als auch die Erze sind im Karbon bei der variskischen Gesteinsfaltung miteinbezogen wurden. Daher liegen beide Erzlager halbsteilanfallend im Berg.

Die beiden Erzlager werden als „Altes Lager“ und „Neues Lager“ bezeichnet. Dies sind jedoch keine geologischen Begriffe, sondern geht auf ihre Entdeckung- und Abbaugeschichte zurück. Das „Alte Lager“ begründete die lange Abbaugeschichte des Rammelsberges. Dieses Erzlager war direkt über Tage zugänglich, während das „Neue Lager“, das erst im 19. Jahrhundert entdeckt wurde, unter Tage abgebaut werden musste.


Rammelsberg


Ein kurzer geschichtlicher Abriss

Die (sehr) lange Bergbaugeschichte vom Rammelsberg ist einmalig auf dieser Welt. Es wird vermutet, das bereits in den ersten Jahrhunderten n. Chr. der erste Erzabbau am Rammelsberg stattfand. Ohne große Unterbrechungen fand der Abbau bis 1988 statt.

Der erste urkundliche Beweis eines Abbaus stammt aus dem Frühmittelalter. Der sächsische Geschichtsschreiber Widukind von Corvey beschrieb in seinen Res gestae Saxonicae  („Sachsengeschichte“) den Bergbau am Rammelsberg. Aus dem Spätmittelalter sind Holzreste, die man 2011 entdeckte, bekannt. Sie weisen auf einen verfüllten Schacht mit einem Stollen hin.

Im Jahre 1858 entdeckte man in einem bereits über 100-Jahren alten Schacht ein neues Erzlager, das „Neue Lager“.

Die beiden Weltkriege haben in den Jahrhunderten den Abbau der Erzlagerstätte aus rüstungstechnischen Gründen begünstigt und sogar gefördert. Zudem versuchte man hier die neueste Technik im Bergbau anzuwenden, was die Produktion von Erz steigerte.


Stempelstelle Rammelsberg


Am 30.08.1988 wurde das Bergwerk Rammelsberg stillgelegt und damit ging eine über 1000-jährige Bergbaugeschichte zu Ende. Nach der Stilllegung ist dank eines Bürgerverein, der sich gegen den Abriss der Tagesanlagen und die Verfüllung der Grübenräume einsetzte, aus dem stillgelegten Bergwerk ein Museum und Besucherbergwerk entstanden.

Das Museum umfasst eine Gesamtfläche von ca. 20.000 m² und gehört damit zu den größten Museen in Deutschland.

1992 wurde das Erzbergwerk mit seinen Außenanlagen zusammen mit der Altstadt von Goslar zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

Ein paar (Fun) Facts

B. und ich verweilen nur kurz beim Besucherbergwerk Rammelsberg. Unsere Körper bzw. unsere Füsse sagen uns, dass eine weitere Wanderung heute einfach nicht mehr drin ist. Wir geben nach.

Letztendlich nahmen wir dann den Stadtbus 806, der uns zum ZOB Goslar fuhr. Von dort aus nahmen wir den nächsten Zug nach Hause.

Da dies kein richtiger Wanderbericht ist, gibt es zum Abschluss noch etwas (unnützes) Wissen über den Rammelsberg:

  • Rammelsberg ist Typuslokalität für die Minerale Römerit und Goslarit, aber nicht für das Mineral Rammelsbergit
  • Im Rammelsberg wird ein Gesamtmenge von 29 t Erz geschätzt, aber es sind bereits geschätzte 25 t Erz abgebaut worden
  • 1,35 Mio. t Blei, 0,27 Mio. t Kupfer, 3,78 t Zink, 1240 t Silber und 21,6 t Gold wurden insgesamt in Rammbelsberg abgebaut
  • Über 100 verschiedene Minerale sind aus Rammelsberg bekannt
  • Es gibt verschiedene Theorien, woher der Name „Rammelsberg“ kommt. 1. Theorie: Nach einer Sage soll das Pferd des Ritters „Ramm“ das Erz beim Scharren mit den Hufen „entdeckt“ haben
  • 2. Theorie der Namensherkunft: Die Pflanze „Bärlauch“, im Harz auch als „Ramsen“ bezeichnet, demnach könnte der Name Rammelsberg auch als „der mit Bärlauch bewachsene Berg“ verstanden werden
  • Per Zufall wurde 1999 ein Lederschuh bei einer archäologischen Begehung  gefunden, der mit Hilfe der C-14-Methode auf das Jahr 1024 datiert werden konnte
  • Johann Wolfgang von Goethe besuchte mehrfach den Rammelsberg und auch Hans-Christian Andersen und der Bruder von Napoleon waren ebenfalls Besucher des Rammelberges

Mein Fazit

Es gibt direkt eine Busverbindung, die vor dem Gelände von Rammelsberg hält, aber auch eine Beschilderung innerhalb von Goslar nach Rammelsberg ist vorhanden. Keine Stempelstelle ist leichter erreichbar als diese.

Diese Tour ist keine Wanderung, sondern eher ein Spaziergang zum Zielort oder es kann auch als Tagesausflug betrachtet werden. Jeder, der sich für den Harzer Bergbau interessiert, sollte auf jedenfall das dortige Museum von Rammelsberg besuchen.


Steckbrief: 11. HWN-Tour – Das Weltkulturerbe Rammelsberg

Karte

Als Startpunkt für die Tour wurde der Bahnhof Goslar ausgewählt

Wegbeschaffenheit

  • asphaltierter Fußweg

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

  • Bahn: Regionale Züge aus Göttingen, Hannover, Braunschweig und Halle/Salle nach Bahnhof Goslar
  • Regionalbus: Von ZOB Goslar mit Stadtbus 803 zur Endhaltestelle „Bergbaumuseum“

Einkehrmöglichkeiten

Aufgesuchte Stempelstellen


Quellen und lesenswerter Links

Geologie, Geschichte und Fun Facts reichen dir nicht? Dann schau dir die folgenden Links zum Besucherbergwerk Rammelsberg an:


Was war deine kürzeste Wanderung? Oder musstest du schon einmal eine Wanderung abbrechen? Was waren die Gründe?

Hinterlasse hier ein Kommentar oder schreibe mir eine Email.

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Consent Management Platform von Real Cookie Banner