Hallo da draußen

Niels Stensen – Vater der Stratigraphie

„Schön ist, was wir sehen, schöner, was wir erkennen, weitaus am schönsten aber, was wir nicht fassen können.“

(Ursprünglich: ulchra sunt, quae videntur, pulchriora quae sciuntur, longe pulcherrima quae ignorantur / Zitat aus naturwissenschaftlicher Vorlesung, die Niels Stensen am 8. Februar 1973 hielt)

© Niels Stensen (1638 – 1686), Anatom, Geologe, Philosoph und Priester

Niels Stensen (lat. Nicolaus Steno) erblickte am 11. Januar 1638 in Kopenhagen die Welt. Als Sohn eines Goldschmieds fiel er schon früh durch seine gute Beobachtungsgabe und sein Sprachtalent auf.

Er studierte Medizin und Anatomie in Kopenhagen, Amsterdam und Leiden, wo er 1664 seinen Doktortitel machte. Zudem revolutionierte die Medizin, als er bewies, dass das Herz ein Muskel ist – damals eine wahre medizinische Erkenntnis. Und er entdecke, wie durch Zufall, den Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse. Dieser wurde zu Ehren als „Ductus Stenonianus” benannt. Allerding wird heutzutage in der modernen Anatomie fast ausschließlich vom Ductus parotideus gesprochen.

Auch hat Niels Stensen Descartes’ Zirbeldrüsen-Hypothese klar zurückgewiesen. Für ihn war die Zirbeldrüse kein „Sitz der Seele“, sondern ein normales Organ, dessen Funktion nur durch genaue anatomische Untersuchung verstanden werden kann. Seine Kritik markiert einen wichtigen Schritt hin zur modernen Neurowissenschaft und zur Abkehr von spekulativer Naturphilosophie.

Er ist auch derjenige, der die Geologie, Mineralogie und Paläontologie ins Leben gerufen hat. Seine Arbeiten über Schichten und Fossilien sind die Basis für unser heutiges Wissen über geologische Vorgänge.

Beitrag zur Geologie

Niels Stensen gilt als einer der Begründer der modernen Geologie. Im Jahr 1669 veröffentlichte er sein bahnbrechendes Werk De solido intra solidum naturaliter contento („Über feste Körper, die auf natürliche Weise in andere feste Körper eingeschlossen sind“). Darin formulierte er grundlegende Prinzipien zur Entstehung von Gesteinsschichten und Fossilien, die bis heute gültig sind.

Zu seinen wichtigsten geologischen Erkenntnissen zählen:

  • Das Prinzip der ursprünglichen Horizontalität: Sedimentgesteine werden ursprünglich in horizontalen Schichten abgelagert.
  • Das Prinzip der Überlagerung: In einer ungestörten Abfolge liegen ältere Schichten unten, jüngere oben.
  • Das Prinzip der lateralen Ausdehnung: Gesteinsschichten erstrecken sich seitlich über große Flächen, bis sie durch natürliche Grenzen begrenzt werden.

Diese Prinzipien bilden die Grundlage der Stratigraphie, also der Lehre von der zeitlichen Abfolge geologischer Schichten.

Niels Stensen erkannte zudem, dass Fossilien keine „Launen der Natur“ seien, sondern Überreste einst lebender Organismen – ein revolutionärer Gedanke in einer Zeit, in der viele Fossilien als bloße Spielarten der Materie galten.

Seine geologischen Beobachtungen machte er vor allem in Italien, wo er als Leibarzt des Großherzogs Ferdinand II. tätig war. Die Verbindung von präziser Naturbeobachtung und philosophischer Reflexion machte ihn zu einem Pionier der Geowissenschaften.


Während eines Aufenthalts in Florenz konvertierte Stensen 1667 zum Katholizismus. 1675 wurde er zum Priester geweiht, später zum Bischof ernannt. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich der Seelsorge in Norddeutschland und Skandinavien.

Niels Stensen starb am 5. Dezember 1686 in Schwerin. 1988 wurde er von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Sein Leben steht exemplarisch für die Verbindung von wissenschaftlicher Neugier und spiritueller Tiefe – und sein Erbe wirkt bis heute in Medizin, Geologie und Philosophie fort.

Wichtige Lebensstationen von Niels Stensen

    • Geburt

      Am 11. Januar 1638 wird Niels Stensen in Kopenhagen geboren – Sohn eines Goldschmieds.
    • Studium

      Ab 1656 studiert Stensen Medizin und Anatomie in Kopenhagen, Amsterdam und Leiden.
    • Promotion

      1664 promoviert er an der Universität Leiden in Medizin.
    • Wissenschaftliche Entdeckungen

      In den 1660er Jahren wird Stensen durch bahnbrechende Arbeiten in Anatomie, Geologie und Paläontologie europaweit bekannt.
    • Konversion

      1667 konvertiert Stensen in Florenz zum katholischen Glauben.
    • Priester und Bischof

      1675 wird er zum Priester geweiht, 1677 zum Bischof ernannt. Er wirkt als Weihbischof in Münster und Paderborn.
    • Letzte Jahre

      Ab 1683 lebt Stensen in Hamburg und Schwerin, wo er sich der Seelsorge widmet.
    • Tod

      Am 5. Dezember 1686 stirbt Niels Stensen in Schwerin. Er wird im Dom beigesetzt.
    • Seligsprechung

      1988 wird Niels Stensen von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du weitere Lesematerial über und von Niels Stensen:

Bildquelle:

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