Hallo da draußen

Weltweit und bunt: der Granit

„Feldspat, Quarz und Glimmer vergesse ich nimmer.”

– Lehrsatz und Merkhilfe zur Identifizierung von Granit

Einleitung

Der Granit gehört zu den bekanntesten und auch häufigsten Gesteinen auf der Welt. Nahezu überall auf der Welt kann man dieses Tiefengestein finden.

Ich habe das Glück, in der Nähe der Ostseeküste zu wohnen – denn hier offenbart sich die ganze Bandbreite des Granits direkt am Ostseestrand. Hier finde ich vielfältige Strandsteine, die durch Wind, Wasser und Zeit geformt wurden.

Dank der eiszeitlichen Gletscher, die einst aus Skandinavien bis nach Mitteleuropa vordrangen, gelangten viele der nordischen Granite in meine Wahlheimat. Mit dem Rückzug des Eises blieben sie hier zurück – als steinerne Zeugen einer bewegten geologischen Geschichte und gleichzeitig sind sie ein geologisches Erbe, das heute buchstäblich zu unseren Füßen liegt.

Was ist ein Granit?

Granit ist ein sogenanntes plutonisches Tiefengestein („Plutonit”) – das bedeutet, er entsteht tief unter der Erdoberfläche durch die langsame Abkühlung von Magma.

Der Name „Granit” leitet sich von dem lateinischen Wort „granum” (deutsch: „Korn”) ab. Hierbei bezieht man sich auf das richtungslose klein- bis grobkörnige Gefüge der Mineralkörner des Granits.

Wie entsteht ein Granit?

Granit entsteht dort, wo die Erde in Bewegung ist – im Rahmen der Plattentektonik, insbesondere in Subduktionszonen, also dort, wo eine ozeanische Platte unter eine kontinentale Platte geschoben wird. Durch diesen Vorgang gelangt Material tief in den Erdmantel, wo es schmilzt und in Form von Magma wieder aufsteigt. Kühlt dieses Magma langsam ab, kristallisieren die Minerale aus und bilden Granit.

Auch bei orogenen Prozessen – also bei der Bildung von Gebirgen – entstehen große Granitkörper. Diese Prozesse sind oft mit der Kollisionszone von zwei Kontinentalplatten verbunden, was zu starken Druckverhältnissen und Hebungen führt. Dabei kann Granit, der tief in der Erdkruste entstanden ist, später an die Oberfläche gelangen und dort sichtbar werden.

S-Typ und I-Typ

Je nachdem, welches Ausgangsmaterial aufgeschmolzen wird, unterscheiden Geowissenschaftler zwei Haupttypen von Granit: den S-Typ und den I-Typ. Diese Unterscheidung der beiden Granit-Typen hilft Geologen dabei, die Herkunft des Magmas und die geotektonische Geschichte einer Region besser zu verstehen – denn Granit erzählt nicht nur von seiner eigenen Entstehung, sondern auch von den Kräften, die tief im Inneren der Erde wirken.

  • I-Typ-Granit („Igneous Type”)

Dieser Typ entsteht aus magmatischen Ausgangsgesteinen wie Diorit oder Granodiorit. Diese Gesteine enthalten oft dunkle Minerale wie Hornblende und Biotit und sind typisch für Subduktionszonen – also dort, wo ozeanische Platten unter kontinentale Platten gedrückt werden.

  • S-Typ-Granit („Sedimentary Type”)

S-Typ-Granite entstehen durch die Aufschmelzung metamorpher Sedimentgesteine wie Glimmerschiefer oder Gneis. Sie enthalten häufig Minerale wie Muskovit, Cordierit oder sogar Granat und sind charakteristisch für Gebirgsbildungszonen, in denen zwei Kontinente miteinander kollidieren.

Eigenschaften von Granit

  • Gefüge

Unter einem Gefüge versteht man die Lage und Anordnung der Minerale im Gestein. Granit tritt meist als massives Gestein ohne Schichtung oder Orientierung auf. Es besitzt keine Hohlräume und zeigt ein körniges Gefüge, das oft gleichmäßig verteilt ist.

Dieses Gefüge wird aus einzelnen Mineralkörner von Quarz, Feldspat und Glimmer gebildet und ist grundsätzlich sehr gut mit dem bloßen Auge erkennbar. Nur bei wenigen Ausnahmen ist ein Hilfsmittel (z. B. eine Einschlaglupe) notwendig.

Auch ein ungleichkörniges Gefüge ist bei Graniten möglich. Dann wird es als „porphyrisches Gefüge” bezeichnet. Hierbei sind einzelne Feldspäte deutlich größer als die übrigen Minerale.

  • Körnung

In der Geologie bezeichnet man mit ‚Körnung‘ die Größe der einzelnen Mineralkristalle oder Gesteinskörner, aus denen ein Gestein wie Granit aufgebaut ist. Bei Granit sind diese Körner meist grob ausgebildet – ein Ergebnis der langsamen Kristallisation des Magmas tief in der Erdkruste.

Abhängig von der Abkühlungsgeschwindigkeit des Magmas zeigen die Körner unterschiedliche Größen an. Je langsamer die Abkühlung, desto größer die Kristallkörner.


Die drei Gruppen von Körnung bei Graniten

Körnigkeitstyp Korngröße Merkmale
Feinkörnig < 1 mm Glatte Oberfläche, Kristalle kaum erkennbar
Mittelkörnig 1 – 5 mm Kristalle mit bloßem Auge sichtbar, gleichmäßige Textur
Grobkörnig > 5 mm (bis zu 8 cm) Große, auffällige Kristalle, oft farbintensiv

  • Farbe

Je nach Zusammensetzung des Magmas und den Bedingungen während der Abkühlung variiert das Erscheinungsbild des Granits deutlich – von hellgrau über rosa bis tiefrot. Diese Farbvielfalt entsteht durch Unterschiede in den Hauptmineralen: Quarz, Feldspat und Glimmer.

Jedoch gibt es für jedes dieser Mineralien einige Farbvarianten. So gibt es ein nahezu unzählige Farbkombinationen des Granits, so das man nie von dem „einem” Granit sprechen kann. Dank dieser Kombinationsmöglichkeit zählt der Granit nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch häufigsten Gesteinen, die man auf der Erde findet


Farben der Hauptmineralien im Granit

Mineral Typische Farbe im Granit
Quarz transparent, weiß, grau, manchmal rosa oder bläulich
Feldspat weiß, rosa, rot, grau
Glimmer schwarz (Biotit) oder silbrig (Muskovit)

  • Alter

Der bisher älteste bekannte Granit ist der Boogardie Orbicular Granite aus West-Australien, dessen Alter auf etwa 2,692 Milliarden Jahre datiert wurde. Damit stammt er aus dem Archaikum, einer Zeit, in der sich die ersten stabilen Kontinente bildeten.

Am anderen Ende der Zeitskala steht der Kurobegawa-Granit in Japan – mit einem Alter von nur etwa 800.000 Jahren gilt er als der jüngste bekannte, an der Erdoberfläche freigelegte Granit. Er entstand im Rahmen aktiver Plattentektonik und wurde durch schnelle Hebung und Erosion sichtbar.

  • Mohs’sche Härteskala

Granit hat einen Härtegrad, der zwischen 6 und 8 liegt. Das entspricht den Härtegrad von Orthoklas, Quarz und Topas.

Die Minerale von Granit

Um ein Gestein eindeutig als Granit identifizieren zu können, muss das Gestein aus den folgenden Mineralien bestehen: Feldspat, Quarz und Glimmer. Alle drei Minerale sind im Gestein mit dem bloßen Auge recht gut zu unterscheiden.



  • Feldspat

Feldspäte haben einen glasartigen Glanz und kommen in undurchsichtigen Farbtönen von Weiß über Grau über Rosa bis hin zu sehr dunklem Grau vor. Auch andere seltenere Farben sind möglich! Im Granit treten sich häufig als fleischfarbene Variante zum Vorschein.

Einzelne Feldspatkristalle haben zwei Spaltungsebenen, die sich im 90-Grad-Winkel treffen. Daher neigen diese Minerale dazu, rechteckige Blöcke mit unregelmäßigen Enden zu bilden.


Hinweis: KI-generiertes Bild – keine freie Nutzung

  • Quarz

Quarz ist das häufigste Mineral auf der Erde. Dieses Mineral in unzähligen Farbvarianten auftauchen. Bei Granit-Gesteinen, die man an der Ostseeküste findet, ist Blauquarz eine Farbvariante, die man recht häufig findet.


Quelle: Canva

Geologische Bedeutung

Granit spielt eine zentrale Rolle in der Geowissenschaft, da er nicht nur zu den häufigsten Gesteinen der kontinentalen Erdkruste zählt, sondern auch wichtige Hinweise auf die Entstehung und Entwicklung der Erde liefert. Durch seine mineralogische Zusammensetzung und sein Alter lassen sich Rückschlüsse auf tektonische Prozesse, Magmaverhalten und die chemische Differentiation der Erdkruste ziehen.

Alte Granite sind oft Bestandteil von Kratonen, den stabilsten und ältesten Bereichen der Kontinente, und dokumentieren geologische Prozesse, die bis ins Archaikum zurückreichen. Junge Granite wie der Kurobegawa-Granit hingegen zeigen, dass auch heute noch aktive magmatische Prozesse stattfinden – ein Beleg für die Dynamik unseres Planeten.

Darüber hinaus dient Granit in der Geochemie und Petrologie als Referenzgestein zur Klassifikation anderer magmatischer Gesteine und zur Untersuchung von Isotopenverhältnissen, die Aufschluss über die Herkunft und Entwicklung von Magmen geben.

Wirtschaftliche Bedeutung des Granit

Granit begegnet uns nicht nur in der Natur als Gestein, sondern auch im Alltag – als robuste Küchenarbeitsplatte, als Pflasterstein in historischen Altstädten oder als Denkmalmaterial auf Friedhöfen. Seine Härte, Witterungsbeständigkeit und ästhetische Vielfalt machen ihn zu einem beliebten Werkstoff in Architektur und Design. Schau dich mal in deiner Stadt um, du wirst sicherlich den einen oder anderen Granit entdecken.

Granit in Kunst und Kultur

  • Deutsche Sprache

In der deutschen Sprachkultur sagt man „auf Granit beißen” – damit ist etwas gemeint, was sehr hartnäckig ist.

  • The Granite City

Die schottische Stadt Aberdeen trägt den Namen „The Granite City”, da die verbreitete Verwendung des lokalen grauen Granits die Architektur der Stadt prägend ist. 

  • The Granite State

Der US-Bundesstaat New Hampshire wird als „The Granite State” bezeichnet. Denn der US-Bundesstaat ist reich an Granitvorkommen und der Abbau dieses widerstandsfähigen Gesteins hat dort eine lange Geschichte. Schon im 18. Jahrhundert entstanden die ersten Steinbrüche, die sich rasch zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelten und das Landschaftsbild ebenso prägten wie die Architektur.

Besonders bekannt sind zwei regionale Granitsorten, die bis heute für Bauwerke und Denkmäler verwendet werden: Der Conway-Granit mit seinem lachsfarbenen Feldspat, Quarz und Glimmer verleiht dem Gestein ein warmes, orangefarbenes Erscheinungsbild. Der Concord-Granit hingegen zeigt sich in klassischem Grau mit einem charakteristischen „Salz-und-Pfeffer“-Muster – schlicht, aber markant

  • Das Granitzentrum Hauzenberg

Im Bayerischen Wald gibt es das einzigartige Museum, das die geologische, wirtschaftliche und künstlerische Bedeutung von Granit zeigt. Neben Ausstellungen gibt es dort auch einen Skulpturenpark mit Werken internationaler Künstler zu bestaunen.

Webseite: Granitzentrum: Granitzentrum Bayerischer Wald

  • Das Granitmuseum Schärding

Das Museum widmet sich der Geschichte und Bedeutung des Granits in der Region und zeigt eindrucksvoll, wie dieser robuste Naturstein über Jahrtausende hinweg genutzt wurde – von der Steinzeit bis in die Gegenwart.

Webseite: Granitmuseum – Schärding.at

Bekannte Fundorte von Granit

  • Deutschland

In Deutschland findet man Granit vor allem in den Mittelgebirgen wie dem Bayerischen Wald, dem Fichtelgebirge, dem Erzgebirge und dem Harz.

  • Brasilien

Heimat außergewöhnlicher Granite wie Azul Bahia oder Van Gogh. Die Steinbrüche liefern farbintensive Sorten mit hoher Exportqualität.

  • Indien

Einer der größten Granitexporteure weltweit. Bekannt für Sorten wie Shivakashi oder Rosy Pink.

  • Norwegen

Berühmt für den Labrador Blue Pearl, ein Granit mit schillernden Feldspäten.

  • Südafrika

Liefert dunkle, widerstandsfähige Granite wie African Silver, ideal für Außenbereiche.

  • Italien

Traditionsreicher Natursteinstandort mit Sorten wie Rosa Beta und Baveno-Granit.

  • Kanada & USA

Große Vorkommen in Québec und den Rocky Mountains. Häufig verwendet für Denkmäler und Fassaden.

  • Skandinavien (Schweden, Finnland)

Ursprung vieler eiszeitlicher Geschiebe an der Ostsee. Sorten wie Åland-Granit oder Rapakivi.

  • Dänemark (Bornholm)

Die Insel Bornholm ist bekannt für ihre vielfältigen Granitsorten wie Hammer-Granit, Rønne-Granit und Svaneke-Granit. Der Granitabbau hat dort eine lange Tradition und prägt bis heute die Landschaft und Küstenlinie.

Bildergalerie

Hier ist eine kleine Auswahl an Granitvariationen, die man an der Ostsee findet:


Bestimmungshilfe

Wie erkenne ich Granit?

  • Körniges Gefüge: Granit zeigt eine deutlich erkennbare, körnige Struktur – oft mit unterschiedlich großen Kristallen.
  • Mineralien sichtbar: Du kannst meist drei Hauptminerale erkennen: glasiger Quarz, weiß/rosa Feldspat und dunkler oder silbriger Glimmer.
  • Keine Schichtung: Im Gegensatz zu Sedimentgesteinen hat Granit keine sichtbaren Lagen oder Streifen.
  • Farbe: Häufig grau, rosa oder rot – je nach Zusammensetzung. Manche Strandsteine zeigen sogar Blauquarz, eine leicht bläuliche Variante des Quarzes.
  • Oberfläche: Meist rau, aber durch Wasser und Sand glatt geschliffen. Granit fühlt sich schwer und kompakt an.

Quellen und lesenswerte Links

Hier ist eine kleine Auswahl an interessanten Online-Texten und Artikeln über das Gestein Granit:

Blogartikel mit dem Thema „Granit“


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