Vier Wochen offline: Mein Digital Detox ohne Mobilfunk
„Technology is a good servant but a bad master“
© Christian Lous Lange (1869 – 1938), norwegischer Politiker und Sekretär der Interparlamentarischen Union, Friedensnobelpreisträger
Es war der 11. April 2025. Ein ganz gewöhnlicher Tag – bis ich versuchte, jemanden anzurufen. Doch statt des vertrauten Wähltons?
Stille.
Kein Signal. Kein Netz. Kein Anruf.
Nichts.
Ich konnte nicht mehr telefonieren.
So begann meine vierwöchige Mobilfunk-Abstinenz …
Inhaltsverzeichnis
Die Hintergrundgeschichte
Der erste Gedanke:
Mist.
Der zweite Gedanke:
Warum?
Vielleicht liegt es am WLAN? Also den Router mehrmals aus- und wieder eingeschaltet. Doch irgendwann musste ich mir eingestehen – daran lag es nicht.
Vielleicht ist die SIM-Karte kaputt? Oh nein, das wäre wirklich ärgerlich! Wie komme ich bloß schnell an eine neue? Klar, mein Mobilfunkanbieter kann helfen. Also öffnete ich die Webseite meines Anbieters und machte mich daran, eine Ersatzkarte zu bestellen.
Die Überraschung. Ich konnte keine SIM-Karte bestellen.
Die Erklärung folgte prompt:
Mein Vertrag wurde am 10. April gekündigt.
BITTE WAS?!
Beim Blick auf mein Profil bestätigte sich die bittere Realität – mein Vertrag war storniert worden.
Aber warum? Das war mir völlig unklar. Und das ohne jegliche Vorwarnung. Ich schrieb meinem Mobilfunkanbieter eine E-Mail und bat um eine Erklärung. Zwar erhielt ich sofort eine automatische Antwort, dass meine Nachricht eingegangen sei und innerhalb der nächsten sieben Werktage bearbeitet werde. Also war Geduld gefragt – sieben Tage ohne Mobilfunk. Zum Glück stand Ostern vor der Tür, und beruflich hatte ich wenig zu tun.
Ich wartete die sieben Tage – vergeblich. Denn eine Antwort blieb aus. Nicht ganz: Es kam eine Nachricht, aber nicht in der Form, die ich erwartet hatte.
Es war eine Rechnung. Und diese entdeckte ich eher zufällig, als ich nach einer Woche Wartezeit neugierig wurde und auf der Webseite meines Mobilfunkanbieters unter „Rechnungen“ nachschaute.
Kein Hinweis, keine Nachricht, keine Erklärung seitens des Mobilfunkanbieters – stattdessen einfach eine Zahlungsaufforderung. Auch Antworten auf meine Frage zur Kündigung? Fehlanzeige.
Gute Kommunikation sieht in meinen Augen anders aus.
Also sah ich mir die Rechnung genauer an – und da wurde mir klar, warum mein Vertrag außerordentlich gekündigt worden war. Offenbar hatte ich unbewusst ein Abo abgeschlossen und nicht gezahlt. Vermutlich handelte es sich um ein vermeintliches Probeabo, das nach Ablauf der Frist kostenpflichtig verlängert wurde. Ich war tatsächlich in eine dieser berühmt-berüchtigten Abo-Fallen getappt.
Ich erinnerte mich nur daran, dass mich mein Mobilfunkanbieter in den letzten Wochen darauf hingewiesen hatte, dass Post an mich nicht zugestellt werden könne und ich meine Adresse überprüfen solle. Doch ich war seit über neun Jahren nicht umgezogen, lebte noch immer am gleichen Ort, im gleichen Haus, in der gleichen Wohnung. Eine Namensänderung hatte es ebenfalls nicht gegeben. Ich überprüfte mein Konto – alles war korrekt. Das Problem lag also nicht bei mir.
Nun stellte sich die Frage: Zahlen oder nicht?
Das Ende der mobilfunkfreien Zeit
Ich wartete erstmal noch auf eine Antwort. Die kam aber erst nach fast vier Wochen.
Ein langer Zeitraum um nicht am Handy erreichbar zu sein. Für mich war es mit viel Stress und extra Organisation versehen. Zugegeben, ich bin auch teils Schuld an der Sache, die Art der Kommunikation um gemeinsam eine Lösung zu finden, war leider nicht vorhanden.
Man hat mich warten lassen und dann kommentarlos eine Rechnung zugesenden, die ich nur per Zufall gefunden habe.
So geht das nicht. Daher lange Rede, kurzer Sinn:
Um die Angelegenheit schließlich zu beenden, habe ich die offene Rechnung (mit Murren und Knurren) bezahlt. Mir aber parallel einen neuen Anbieter gesucht und zum meinem großen Glück konnte ich meine alte Rufnummer mitnehmen. Mein nun Ex-Mobilfunkanbieter hingegen hatte jetzt einen Kunden weniger.
Ich war jetzt endlich wieder erreichbar.
Diese Erfahrung und vor allem die Bezahlung der Rechnung verbuche ich jetzt als Lehrgeld. Und eins steht fest: Beim nächsten Mal werde ich bei „Probemonaten“ doppelt aufpassen.
Das hier kurz geschilderte Drama mag zwar vielleicht unkompliziert klingen, aber tatsächlich zog es sich vier Wochen hin.
Vier Wochen ohne Mobilfunk. Was tat ich eigentlich in dieser Zeit? Und hat es mich irgendwie verändert?
Der allererste Schritt
Sag der Welt, das du erstmal für unbekannte Zeit nicht erreichbar bist. Das waren meine ersten Gedanken, als ich mich vom ersten Schock erholt hatte, als ich feststellte, das ich ab sofort nicht mehr telefonisch erreichbar bin.
Ich hatte hierbei das Glück ein Notfall-Handy zu besitzen. Die Notfallnummer habe ich dann Freunden, Verwandten und natürlich auch meinen Kunden mitgeteilt. Mit dem Hinweis, dass sie aber meine alte Nummer nicht löschen sollten. Denn Notfall-Nummer ist – wie der Name schon sagt – nur für den Notfall bestimmt. Und ich wollte unbedingt meine alte Rufnummer behalten.
Vier Wochen offline
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Glück im Unglück
Nicht nur – dank eines Notfalls-Handy – hatte ich Glück. Auch mit dem Zeitraum in dem die ganze Geschichte passierte. Es war April, Ostern stand vor der Tür und ich hatte wenig Aufträge in diesem Monat. Das heißt, dass es nicht so schlimm war, mal nicht erreichbar gewesen zu sein. Von einem großen wirtschaftlichen Schaden für mich kann ich also nicht sprechen.
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Veränderungen
Das Telefon bleibt still. Für mich ist das ungewohnt. Nur gelegentlich kündigt sich eine Nachricht an – die werden ja über Mobilfunk gesendet. Aber Anrufe? Nichts. Da ich beruflich viel unterwegs bin, ist mein Handy ein ständiger Begleiter. Denn nicht nur für die Kommunikation ist es für mich ein wichtiges Werkzeug, sondern auch für digitale Tickets, die ich beim Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln benötige.
Doch ohne Mobilfunk, ohne stabiles WLAN, wird dieses Werkzeug auf der Fahrt von A nach B plötzlich uninteressant. Ich beginne mehr aus dem Zug- oder Busfenster zu schauen. Ich nehme meine Mitmenschen bewusster wahr. Ich packe ein Buch ein. Und lese wieder mehr.
- Stationäres Büro
Natürlich gibt es WLAN in Bussen und Bahnen – aber die Verbindung ist nicht immer stabil. Also treffe ich eine Entscheidung: Mein Handy bleibt die meiste Zeit in der Tasche. Erst wenn ich wieder zu Hause bin, prasseln die Nachrichten, die in der Warteschleife stecken, plötzlich auf mich ein.
Auch E-Mails kann ich unterwegs weder empfangen noch bearbeiten. Erst zu Hause habe ich Zugriff darauf. Mein mobiles Büro hat sich in ein stationäres Büro verwandelt.
- Offline-Apps
Nicht nur beruflich – auch privat bemerkte ich die Veränderung: Wenn ich unterwegs war, konnte ich plötzlich fast alle Apps auf meinem Smartphone nicht mehr so nutzen, wie ich es gewohnt war. Einfach, weil ich kein Mobilfunknetz hatte. Nicht überall stand mir ein kostenloses WLAN zur Verfügung, wodurch viele Apps praktisch nutzlos wurden.
Doch immerhin gab es eine Ausnahme, über die ich besonders froh war: Meine Wandertouren zur Osterzeit konnte ich trotzdem mit der App Komoot aufzeichnen, denn sie bietet eine Offline-Funktion. Diese Möglichkeit erwies sich als äußerst praktisch und war eine willkommene Erleichterung zu meiner aktuellen Situation, in der mobiles Arbeiten und digitale Vernetzung für mich nicht mehr selbstverständlich waren.
Was bleibt nach vier Wochen Offline-Zeit? Mein Fazit
Wenn ich auf die vier Wochen Offline-Zeit zurückblicke, war es eine ungewohnte Erfahrung. Doch seit fast einem Monat habe ich einen neuen Anbieter und kann endlich wieder unterwegs arbeiten und kommunizieren. Alles fühlt sich wieder normal an.
Und doch hat sich seit Ende April, Anfang Mai etwas verändert.
Ich habe gelernt, mein Handy vor allem zu Hause zu nutzen – besonders wenn es um berufliche Dinge geht. Unterwegs lasse ich es gerne in meinem Rucksack verschwinden und widme mich stattdessen einem Buch oder genieße Musik. Manchmal habe ich sogar mein Skizzenbuch dabei und zeichne ein wenig.
Natürlich werfe ich ab und zu einen Blick auf den Bildschirm, aber ich reagiere nicht mehr sofort auf jede E-Mail oder Nachricht. Stattdessen sage ich mir: „Wenn ich wieder zu Hause bin.“
Und ich versuch jetzt einmal im Monat einen internetfreien Tag einzuführen. Handy auf Flugmodus schalten oder vollständig ausschalten. Ein Tag ohne Internet.
Was mache ich in dieser Zeit?
Ein Buch lesen, einen Spaziergang machen, Tagebuch schreiben, Musik hören, ein Bild malen, ein Bild zeichnen, Kochen, Gitarre spielen, eine Wanderung machen, eine Radtour machen, Freunde treffen, ein Museum besuchen, in der Wohnung tanzen, eine Fremdsprache lernen, die nächste Reise planen – oder einfach mal nichts tun und entspannen.
Es gibt doch noch erstaunlich viele Dinge, die man ohne das Internet tun kann. Und das schönste ist, man wird dabei nicht gestört.
Ich versuche daher, ab sofort mehr mir diese gewollten Offline-Zeiten bei mir einzubauen.
Es gibt doch noch erstaunlich viele Dinge, die man ohne das Smartphone tun kann. Und das Beste daran? Man wird nicht ständig von Nachrichten, E-Mails oder Benachrichtigungen unterbrochen.
Deshalb möchte ich bewusster mit meinem Handy umgehen und es unterwegs öfter einfach in der Tasche lassen. Statt jede freie Minute auf den Bildschirm zu schauen, genieße ich den Moment – mit einem Buch, Musik oder meinen Gedanken.
Ohne ständige Ablenkung finde ich mehr Raum für echte Erlebnisse – Gespräche, Kreativität, ungestörte Momente. Ich möchte mir diese digitalen Pausen bewusst nehmen, um mehr Präsenz im Alltag zu spüren.
Denn die wertvollste Verbindung ist nicht die zum Internet, sondern die zu mir selbst – eine Verbindung, die ich vor meiner Offline-Zeit ein wenig verloren habe, nun aber neu entdecke.
Wie sieht es bei dir aus?
Quellen
- Titelbild: Mit Canva erstellt
Hast du schon einmal eine mobilfunkfreie Zeit erlebt? Wie kam es dazu? Wie hast du diese Zeit verbracht?
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