Hallo da draußen

21. HWN-Tour: Spaziergang zu den Altarklippen

„Berge voller Möglichkeiten”
Werbeslogan der Stadt Wolfshagen im Harz

Gerade sind wir in unserer Unterkunft angekommen. Freude kommt auf, denn ein verlängertes Wochenende steht uns bevor und wir versuchen soviel davon gemeinsam zu nutzen wie es nur geht.

Ein Blick auf die Uhr – Mittagszeit!

Oha – wir waren ja noch gar nicht wandern. Das ist sehr ungewöhnlich für uns beide, da wir ja doch meist in den frühen Morgenstunden bereits unterwegs sind. Aber heute ist der Ankunftstag. Da lassen wir es etwas ruhiger angehen.

Jedenfalls packen wir schnell unserer Rucksäcke und nehmen uns die erste Tour vor.

Wolfshagen im Harz und seine Wanderwege

Wo sind wir eigentlich genau?

Wir befinden uns gerade in Wolfshagen im Harz. Das ist ein kleiner, aber feiner staatlich anerkannter Luftkurort im Westharz. Hier kann man also mal so richtig tief durchatmen.

Doch weniger die gute Luft, sondern die Wanderwege (und natürlich die Stempelstellen der Harzer Wandernadel) sind es, die uns hierher gelockt haben. Für Wanderer gibt es neben den Stempelstellen auch zwei Wanderwege zu entdecken.

Zu einem verläuft hier der Harzer Försterstieg hindurch, den ich ja bereits auf meiner 7. HWN-Tour kennen lernen durfte.

Es ist ein im Jahre 2010 eröffneter 60 km langer Wanderweg, der von Goslar über u. a. auch durch Wolfshagen im Harz bis nach Riefenbeek-Kamschlacken führt. Zudem verläuft er auch an den drei Talsperren Granetalsperre, Sösetalsperre und Innerstetalsperre vorbei. Die Wegmarkierung wird durch ein stilisiertes grünes Eichenblatt gekennzeichnet.


Weg zu Altarklippen
Der Weg zu den Altarklippen

Der zweite Wanderweg ist der Steinway Trail. Dieser kulturgeschichtliche Wanderweg verbindet Wolfshagen mit der Stadt Seesen.

Er geht auf den berühmten Klavierbauer Steinway zurück, der seine Wurzeln in Wolfshagen und Seesen hatte. Auf seiner etwa 15 km langer Strecke erfährt man einiges über das Leben und Schaffen des Klavierbauers Steinway, der ursprünglich „Steinweg” mit Familiennamen hieß.

Der Klavierbauer Heinrich Steinweg wanderte 1850 nach New York / USA aus und gründete dort dreu Jahre später das Klavierbau-Unternehmen Steinway & Sons. Noch heute baut die Firma in ihren Fabriken in New York und Hamburg Klaviere, die auf der ganzen Welt aufgrund ihres Klanges und ihrer Eigenschaften sehr geschätzt werden. Es gibt sogar Pianisten, die bevorzugt nur auf Steinway-Klavieren spielen (sog. „Steinway Artist”).

Stummeleiche oder Stummeleiche

Der Ausgangspunkt unserer Wanderung ist ein Wanderparkplatz, der sich im Südosten von Wolfshagen, ein guter Katzensprung von dem Waldfreibad „Wölfi-Bad” entfernt, befindet.

Wir folgen den Wanderweg, der uns direkt zu einem Kuriosum innerhalb des Waldes bringt. Es ist die „Stummeleiche”, eine etwa 400 Jahre alte Eiche (Gattung Quercus), die bisher allen Unwettern trotzdem konnten. Sogar einen Blitzeinschlag hat sie Stand gehalten. Das sie immer noch den Tod trotz, zeigen die jungen grünen Triebe, die jedes Jahr bei diesem Baum zu beobachten sind.

Jetzt im April ist davon noch nicht viel zu sehen. Neugierig schauen wir uns den Baum an, der neben seinem hohen Alter eine weitere Besonderheit besitzt.

Es ist sein großer Hohlraum im Stamm, indem sogar ein Mensch ohne Probleme aufrecht stehen kann. B. probiert es aus und es stimmt. Ein erwachsener Mensch findet in diesem Baum ohne Probleme Platz.


Stummeleiche
Die Stummeleiche

Es ist schon seltsam in einem Baum zu stehen. Etwas beengt, aber bei einem plötzlichen Regenguss kann es durchaus eine Notlösung zum Unterstellen sein.

Ein kleiner Fun Fact ist, dass man den Namen des Baumes auf zwei Weisen lesen kann. Na, herausgefunden?

Der Hundeplatz und seine Botanik

Wir folgen den Weg in Richtung Süden bis wir zu einem weiteren Haltepunkt von unserer Tour kommen. Ein einer Wegkreuzung finden wir die Hütte am Hundeplatz vor. Es ist eine einfache Holzhütte, die als Unterstand dient, wie sie in ihrer Form zu Dutzenden im Harz zu finden sind.

Diese Hütte wird sowohl als Rastplatz als auch als Ausgangspunkt für Wandertouren genutzt. Warum dieser Ort hier „Hundeplatz” heißt, haben wir leider hier nicht erfahren können.

Ein Informationsschild, das in der Hütte hängt, erzählt nur darüber, dass die Hütte mit Hilfe von Naturparkmitteln 1974 erbaut wurde.


Hundeplatz
Die Hütte am Hundeplatz

Wir machen eine kurze Rast und folgen dann der Sommerbergstraße. Vorbei kommen wir an Buchenwälder, deren Bäume noch kein Grün aufweisen, dafür aber der Waldboden mit einem regelrechten grünen Teppich bedeckt ist.

Zuerst vermute ich, dass es Bärlauch ist, der doch recht häufig um diese Jahreszeit hier in den Wäldern des Harzes anzutreffen ist. Doch der typische Knoblauchgeruch und die glatten Blätter fehlen. Es ist also kein Bärlauch, sondern das Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis).


Waldbingelkraut
Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis)

Eine schwach giftige Pflanze, die auch als Wildhanf bezeichnet wird. Historische Bedeutung hat diese Pflanze erlangt, weil an dieser Pflanze der Tübinger Botaniker Rudolf Jacob Camerarius (1665 – 1721) die Sexualität der Pflanzen entdeckte.

Neben den Wald-Bingelkraut fallen hier weitere Pflanzen in einem leuchtenden Grün-Gelb-Farbton auf. Direkt am Wegesrand entdecke ich einige, nur wenige Zentimeter hohe Exemplare des Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium).


Milzkraut
Wechselblättriges Milzkraut in der Nahaufnahme

Die Blätter beinhalten Bitterstoffe und können zum Untermischen von Salaten verwendet werden. Seine Blätter wurden bereits im Mittelalter verzehrt, da man ihnen die Eigenschaften zusprach, sie die Milz stärken oder sogar heilen würde. Doch mit Ausnahme bei der Anwendung in der heutigen Homöopathie, hat das Milzkraut in der Medizin keine Bedeutung.

Die Altarklippen …

Es geht nach oben – nahezu steil. Außer Puste aber glücklich erreiche ich mit Ben die Altarklippen. Das ist auch unsere Stempelstelle, die ich bisher nicht beim Namen genannt habe.

Von hier aus erhalten wir einen wunderbaren Blick nach Norden, wo die Stadt Wolfshagen vor uns liegt und lässt man seinen Blick nach rechts schweifen, kann man die Südwestspitze der Granetalsperre erblicken. Ben und ich genießen den Anblick.


Granetalsperre
Blick auf die Granetalsperre

Die Altarklippen werden zu den Harzklippen gezählt. Folglich bestehen sie aus einen Granit. Jedoch weisen sie nicht die typische Wollsackverwitterung auf, die man bei anderen Harzklippen beobachten kann.

Es liegt an ihrer Lage. Die über 516 m ü. NHN liegenden Klippen zeigen nach Norden und sind somit der Sonnenbestrahlung (ein Verwitterungsfaktor) weniger ausgesetzt, als Klippen die nach Osten, Süden oder Westen zeigen würden.

Der Ursprung des Namens „Altarklippen“ kann nicht einwandfrei erklärt werden. Eine Vermutung ist es, das der Hildesheimer Bischof Altfrid (ca. 800 – 874) auf den Altarklippen Gottesdienste abgehalten hatte, um das heidnische Volk den christlichen Glauben zu predigen.

… und ihre Geologie

Der Stempel wurde ins Heft gedrückt und wir bereiten uns jetzt schon wieder auf den Rückweg vor. Es geht also wieder ins Tal. Aber die gleiche Strecke jetzt wieder zurück zu gehen wäre etwas langweilig.

Vorbei geht es nun an einigen Gesteinsaufschlüssen, die aus Schiefer bestehen. Schiefer ist keine Bezeichnung für eine Gesteinsart, sondern eher ein Sammelbegriff für Sedimentgesteine, die tektonisch gefaltet („deformiert”) wurden. Das gemeinsame Merkmal all dieser Gesteine ist die sehr gute Spaltbarkeit entlang engständiger paralleler Fläche  („Schieferungsflächen”), die sekundär durch die Deformation entstanden sind

Auffallend an diesem Aufschluss ist auch die dunkelrote bis purpurne Farbe des Gesteins, die aber wohl durch Verwitterungsprozessen entstanden ist.


Altarklippen
Anstehendes Schiefergestein

Der Rückweg wurde von Ben herausgesucht. So führt unsere Wanderung nicht auf dem gleichen Weg zurück (wäre ja langweilig), sondern wir folgen diesmal den Grünen Weg weiter nach Westen.

Obwohl es durch einen Nadelwald hindurch geht, und diese Walder eher dunkel und farblich nicht so viel hergeben, der Weg da hindurch seinen Namen alle Ehre.


Grünes Tal
Ein breiter grüner Waldweg, der ins Tal führt

Bei der nächsten Kreuzung nehmen wir den Waldweg, der sich rechts von uns befindet: der Bärentalweg. Dieser führt uns direkt ins Tal in Richtung Wolfshagen im Harz. Hier wandelt sich wieder das Waldbild.

Vermehrt treten jetzt Rotbuchen (Fagus sylcatica) auf. Der Wald bzw. der Waldboden zeigt einen rötlichen Farbton. Man könnte meinen, man ist in einer Herbstlandschaft gelandet, doch wir haben Frühling.


Wolfshagen im Harz
Am namenlosen Bach entlang

An einem namenlosen Bach vorbei, folgenden wir seinem Verlauf bis wir wieder am Ausganspunkt unserer Wanderung, den Parkplatz, angekommen sind.

Ein Blick auf die Uhr verrät, das wir insgesamt nur vier Stunden unterwegs waren. Was?!!! Das ging aber schnell.

Doch unser Stempelsammeleifer wurde jetzt erst gerade wieder erweckt. Es sollte für heute nicht unsere letzte Tour bleiben …

Mein Fazit

Ein kurzweiliger Spaziergang, der sich für den Blick auf die Granetalsperre lohnt. Diese „Wanderung” hat kaum Highlights (nur Stummeleiche) zu bieten und sollte wirklich nicht als Wanderung, sondern eher als langen Spaziergang betrachtet werden.

Immerhin ist man schnell im Wald und nur beim Ausgangspunkt kommt man mit Asphaltboden in Berührung, während auf den restlichen Spaziergang nur Waldboden unter den Füssen liegt.

Alles in allem ein kurzweiliger Trip auf eine Harzklippe, die dem Spaziergänger mit einem tollen Ausblick (und einer Stempelstelle) belohnt. Um den Spaziergang etwas interessanter zu gestalten, kann es sich lohnen ein Picknick mitzunehmen, das man dann auf der Altarklippe genießt.


Steckbrief: 21. HWN-Tour – Wandertour zu den Altarklippen

Karte

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmittel

Bahn: Regionalbahnen fahren nach Goslar

Regionalbus: Von Goslar ZOB mit dem Bus 832 in Richtung „Wildemann” fahren und bei Wolfshagen im Harz aussteigen

Einkehrmöglichkeiten

In Wolfshagen im Harz bieten sich vor oder nach dem Spaziergang einige Einkehrmöglichkeiten an

Aufgesuchte Stempelstelle

Nr. 171 – Altarklippen (oberhalb d. Granestausees)


Quellen und lesenswerte Links

Du willst mehr über die Lokalität und meine Entdeckungen auf dem Spaziergang erfahren? Dann klicke auf die folgenden Links:

Die Links wurden am 6.12.2021 abgerufen


Kennst du die Stadt Wolfshagen im Harz? Warst du schon einmal auf den Altarklippen? Welche Harzklippen kennst du noch?

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