Hallo da draußen

34. HWN-Tour: Die Sandhöhlen im Heers und Regensteinmühle

„Wer Spuren im Sand hinterlassen will, muss aufstehen und gehen.“

© Peter Sereinigg (*1955), österreichischer Unternehmensberater und Lehrender an Hochschulen

Nach meiner 33. HWN-Tour habe ich mich recht geschwind nach dem Frühstück bei meiner Übernachtungsstätte das Check-out vollzogen und bin auf dem schnellsten Wege mit dem ÖPNV nach Blankenburg zum Bahnhof gefahren.

Es ist später Vormittag und ich warte an der Bushaltestelle auf B.. Die Nacht davor habe ich im Kloster Blankenburg verbracht und bereits vor dem Frühstück habe ich mir einen Pflichtstempel der Harzer Wandernadel geholt. B. hatte erst heute Zeit für eine Tour und so haben wir beschlossen, das wir den Norden von Blankenburg die Stempelstellen abgrasen.


Ankunft

Freudige Begrüßung, als ich B. in die Arme schließen kann. Eine kurze Orientierung und schon geht die Wandertour los. Es geht zuerst hinaus aus Blankenburg auf einem sehr langen gerade Weg. Einen wirklich sehr sehr langen geraden Weg. Abwechslung kommt erst auf, als wir den Wald „Heers” erreichen, wo irgendwo mittendrin unser erstes Ziel liegt: die Sandhöhlen im Heers.

Im Heers

Der 840 Hektar große Heers gehört zum Naturpark Harz/Sachsen-Anhalt, der 2003 gegründet wurde und eine Gesamtfläche von etwa 1.666 km2. Der Name „Heers” leitet sich wohl einer früheren Heerstraße ab, die einst die Städte Quedlinburg mit Goslar verband und durch das Waldgebiet führte.

Sobald wir im Wald sind, müssen wir auch schon einige Höhenmeter überwinden. Dabei treffen wir auf unseren Weg nach oben immer wieder auf schroffe Felsformationen. Dazu gesellen sich knorrige Kiefern, die dem Wald eine urige und märchenhafte Atmosphäre versprühen. Dabei sind die Kiefern hier weniger „urig”, sondern recht jung, da sie erst im Zeitraum zwischen 1880 und 1930 gepflanzt wurden.


Sandsteinfelsen im Kiefernwald

Wirklich viel älter sind dagegen die schroffen Sandsteinfelsen, die hier scheinbar aus dem sandigen Waldboden emporgewachsen sind. Die Felsen bzw. der Sandstein, aus denen die Felsen bestehen, wurde hauptsächlich in der Unterkreidezeit (vor etwa 145 – 100 Millionen Jahre) in Meeren gebildet.

Bestehend aus Trümmern verwitterter und abgetragener Gesteine bildete sich im küstennahen Flachmeer Sandsteinbänke, die durch den Auflastdruck der jüngeren, überlagernden Schichten sich verfestigte (sog. Verkittung) und durch Hebungs- und Erosionsprozessen schließlich Formen annahmen, die wir heute hier im Wald beobachten können.

Bald bei unserem ersten Ziel werden wir sicherlich noch mehr von diesem Sandstein sehen, doch erst mal kämpfen wir uns durch den Wald. Da wir anscheinend vom Weg abgekommen sind (keine Wegweiser gefunden), orientieren wir uns letztendlich am Geländezaun der Feldwebel-Anton-Schmid-Kaserne.


Stets am Zaun entlang

Erst als wir einer der Hauptwege im Heers – die Alte Herrstraße – kreuzen, finden wir auch einen Wegweiser zu den Sandhöhlen vor. Doch nötig ist er nun nicht mehr, denn von hier ist es nur noch ein Katzensprung bis zu unserem Ziel.

Die Sandhöhlen

Der erste Anblick nimmt einem fast den Atem. Ein mystischer Ort, aber auch ein wenig nüchtern betrachtet wirken die Sandhöhlen im Heers zugleich wie ein riesiger Sandkasten. Ein Sandkasten in der Größe eines Fußballfeldes.

Wir sind nicht allein, denn einige Besucher tummeln sich bei den, auf den, in den und vor den Höhlen, die man hier vorfindet.


Ein gewaltiger Sandkasten für Groß und Klein

Während sich B. die Höhlen anschaut, nehme ich eine kleine Handvoll und betrachte mir das Material, das man vom Sandkasten oder vom Strand eher kennt. Dank der Sonneneinstrahlung wirkt der Sand noch weißer.

Entstanden ist er durch die Verwitterung des verkitteten Sandsteins. Zuerst lösten sich Bestandteile heraus, wie z. B. Kalk oder Ton, sodass nur noch der feste Bestandteil des Sandsteins – der Quarz – übrig blieb.


Eine Handvoll Sand

Aufgrund seiner Reinheit wurde dieser Sand bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hier abgebaut und als „Stubensand” verwendet. Das heißt, man hat den Sand als „Scheuer- und Reinigungsmittel” für die Dielenböden in den Häusern benutzt. Relikte dieses Abbaus sind die Höhlen, die man hier vorfindet. Es sind also menschengemachte Gebilde und nicht natürlichen Ursprungs. Wind und Wetter haben die Höhlen noch ein wenig rundgewaschen.


Kleine und größere Löchern zeugen vom Sandabbau, der hier einst herrschte

Die Regensteinmühle

Nach dem Besuch bei den Sandhöhlen folgen wie der Alten Heerstraße in Richtung Westen. Nach knapp einem Kilometer erreichen wir die Stempelstelle Regensteinmühle.

Bei der Regensteinmühle handelt es sich um ein Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert und waren im Besitz des Grafen von Regenstein (Name!). Hier sehen wir aber keine Originale, sondern nur rekonstruierte Mühlenräder, eingelassen in einer Felsformation aus Sandstein. Eine Schautafel erklärt uns, wie die beiden Mühlenräder im Gestein betrieben worden sind.


Ein Blick auf die Regensteinmühle

Der Wasserzulauf zu den Mühlenrädern wurde über zwei etwa 20 Meter langen Stollen geregelt, der in den Sandsteinfelsen eingeschlagen wurde. Mit Hilfe von Schiebern wurde dann der Zulauf zu den beiden Stollen geregelt.

Die gesamte Mühlenanlage gehört zu den jüngeren, touristisch erschlossenen Attraktionen im Harzgebiet, da die Regensteinmühle erst 1988 entdeckt wurde. Mit Hilfe von Bodenfunden wurden zuerst die Mühlenräder rekonstruiert und vor Ort aufgestellt. Dann im Jahr 2013 wurden zwei neue Mühlenräder erbaut und der Mühlengraben neu aufgearbeitet. Ergebnis ist das, was wir hier heute  sehen können.


Zwei Mühlenräder „verstecken” sich in der Felsformation

Rückweg

Wir drücken den Stempel mit der Nummer 82 in unsere Stempelhefte und machen wir uns dann auf dem Rückweg. Über den Maultierpfad verlassen wir die Regensteinmühle. Beim Maultierpfad handelt es sich um Laufrinne für Maultiere, die hier im Sandstein eingearbeitet wurde. Seitlich davon etwas erhöht, erkennt man noch den Laufsteg für den Maultierführer.


Deutlich zu erkennen: die Laufrinne für die Maultiere

Auf dem Plateau oberhalb der Mühlenräder angelangt, erkennen wir den ehemaligen Zulauf und die beiden bereits erwähnten Stollen. Von hier aus geht es weiter durch den Wald des Heers. Beim Parkplatz Regenstein angekommen, gehen wir die lange Straße Am Platenberg hinab in Richtung Blankenberg.

Hier am Straßenrand finde ich ein paar schöne Exemplare der Luzerne (Gattung Medicago ) vor. Zu einem eine Saat-Luzerne (Medicago sativa), die wunderschöne lila Blüten aufweist. Aber ich sehe auch weitere Exemplare mit hellen Blüten, wo ich vermute, das es sich vielleicht um die Bastard-Luzerne (Medicago ×varia) – ein Hybrid von Saat-Luzerne und Sichelklee (Medicago falcata). 


Saat-Luzerne (Medicago sativa)

Unter dem Namen Alfalfa sind die Sprossen der Pflanze bekannt, die man roh essen kann und neben viele Vitaminen wie A, B1, B6, C, E und Spurenelemente wie Magnesium, Eisen, Kalium, Calcium, Zink und Phosphat auch pflanzliches Eiweiß und essenzielle Aminosäuren beinhaltet. Also ein wahres Superfood.

Über die A36 sind wir dann auch wieder im Stadtgebiet von Blankenburg. Die letzten Kilometer führen und durch die Stadt in Richtung Bahnhof. Es geht wieder nach Hause. Im Zug sitzend nehmen wir leise Abschied vom Mittelgebirge.

Aber lieber Harz, wir kommen wieder.

Ganz bestimmt.


Ein letzter Blick auf den Harz

Fazit

Eine keine Wandertour, die man als „Ausflug” statt als „Wanderung” bezeichnen könnte. Ein wenig verwirrend ist die Ausschilderung zu den Sandhöhlen, wobei wir die Wanderung 2017 gemacht haben. Ich kann mir vorstellen, dass die Wegführung zu den Sandhöhlen mittlerweile verbessert wurde.

Die Sandhöhlen im Heers sind ein wahres Kleinod und als Ausflugsort nahezu noch ein Geheimtipp. Für Familien mit kleinen Kinder ist es sicherlich ein Paradies, da man das Fußballfeldgroße Gebiet als riesigen Sandkasten betrachten kann. Für größere Kinder sind die Höhlen sicherlich interessant.

Da die Regensteinmühle (und auch Burg Regenstein) sich nahe der Sandhöhlen befinden, kann man alle drei Ort zu prima für einen Tagesausflug kombinieren. Auch Stempelsammler der Harzer Wandernadel profitieren davon, sind es schließlich drei Stempelstellen, die man ohne viel Mühe aufsuchen kann. Nur für Proviant muss mal selbst sorgen, da es hier keine Einkehrmöglichkeit gibt, aber Blankenburg ist ja nicht weit.

Ein kleine aber feine Tour mit Zielen, die es so nicht ein zweites Mal in Deutschland gibt. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Weitere Impressionen


Steckbrief

Karte

Wegbeschaffenheit

Überwiegend Waldweg, bei den Sandhöhlen und Regensteinmühle eher sandig

Einkehrmöglichkeit

Es gibt auf der Tour keine Möglichkeit der Einkehr, nur im nahen Blankenburg

Aufgesuchte Stempelstellen (in chronologischer Reihenfolge)

Nr. 81 / Sandhöhlen im Heers

Nr. 82 / Regensteinmühle


Quellen und interessante Links

Hier findest du Lesestoff, die sich tiefer mit den Themen Blankenburg, Sandhöhlen im Heers und Regensteinmühle befasst:


Warst du schon einmal bei den Sandhöhlen im Heers? Wie hast du den Ort empfunden? Faszinierend oder langweilig? Hast du andere Stempelstelle im Heers aufgesucht?

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