Hallo da draußen

Fahrradtour durch das Ljubljansko Barje („Laibacher Moor“)

„Oh schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!“ […]

(Aus: Der Knabe im Moor)

© Annette von Droste-Hülshoff (1797 – 1848), deutsche Dichterin

Neun ganze Tage habe ich mit B. im August 2017 Urlaub in Slowenien verbracht. Zu Anfang haben wir die Hauptstadt Ljubljana erkundet. Hierbei haben wir uns für eine Geocaching-Tour Fahrräder ausgeliehen und daraufhin das Lubljansko barje („Laibacher Moor”) unsicher gemacht. Über diese Tour und über das Moor möchte ich nun im folgenden Artikel berichten.

Das Laibacher Moor

Unser Ziel – das Ljubljansko barje – befindet sich südwestlich von Ljubljana und ist innerhalb weniger Minuten auf dem Rad von der slowenischen Hauptstadt erreicht. Seine Fläche hat die Form einer Niere, die eine Gesamtfläche von etwa 163 km² einnimmt, wobei es in seiner Breite mindestens sechs Kilometer beträgt. Zur Gesamtfläche von Slowenien betrachtet, beträgt der Anteil des Moors gerade einmal 0,8 %. Damit ist es von seinem Flächenanteil allerdings das größte Moor des Landes.


Im Vordergrund das Moor, im Hintergrund sind im Dunst noch die Gipfel der Julischen Alpen zu erkennen

Entstanden ist das Ljubljansko barje vor etwa zwei Millionen Jahren, wo das Moorgebiet sich im Verlaufe der folgenden Jahrtausende aufgrund tektonischer Senkungen mit dicken Lehm- und Sandschichten auffüllte. Später entwickelte sich ein See, der weder von Zuflüssen und Bächen gespeist wurde. Auch Wasser wurde nicht abgeführt und so begann der See langsam zu versumpfen.

Durch das Zusammenspiel von sauerstoffarmem Wasser und der Ufervegetation bildete sich schließlich Torf. Die Überreste der abgestorbenen Pflanzen konnten sich in aufgrund Sauerstoffmangels nicht zersetzen und türmten sich somit über Jahrtausende zu meterdicken Schichten auf. Noch heute sinkt das Moor durch die Auflast jährlich um 0,5 Millimeter.

Die Landschaft und Flora im Laibacher Moor

Auf teils asphaltierten, teils befestigten Wegen nehmen wir unseren Weg durch das Moor. Auffällig ist  wie flach das Gebiet doch ist und dabei noch so schön eingerahmt von dem Dinarischen Gebirge im Süden und den Ausläufern der Julischen Alpen im Nordwesten. Als ständiger Begleiter im Blick sehen wir den Krimberg (slowenisch Krim), ein etwa 1107 Meter hoher Berg im Dinarischen Gebirge.


Ein steter Begleiter auf der Tour: der Krimberg. Die Sendeanlagen sich schwach zu erkennen.

Neben der weiten Ebene ist auch auffällig, dass hier nur an wenige Stellen mehrere Bäume dicht beieinander wachsen. Meist sind nur die Wege von Bäumen und hohen Büschen gesäumt. Stattdessen blicken wir über weite Graslandschaften. Dennoch sollte man sich von der vermeintlich wenigen Pflanzenvielfalt nicht täuschen lassen, denn das Ljubljansko barje ist ein Hotspot der Biodiversität.

Da die Entwicklung eines Moores ein langsamer Prozess ist, daher können hier nur bestimmte Pflanzen leben, z. B. die Schachblume (Fritillaria meleagris) mit ihrem auffälligen schachbrettartig purpurrot-weißen Blütenbätter. Aber auch viele Knabenkräuter (Gattung Dactylorhiza), z. B. Fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata), Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata), Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris) und das vom Aussterben bedrohte Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii) wachsen hier. 

Seit 2004 ist das Moor als ein Natura-2000-Gebiet registriert und vier Jahre später wurde es noch zusätzlich als Landschaftspark ausgewiesen. Dort befinden sich Naturreservate, darunter das streng geschützte Iški morost.

Das Naturreservat Iški morost

Dieses Reservat Iški morost wurde für den Schutz des Wachtelkönigs (crex crex) eingerichtet, einer Vogelart, die im Rahmen des Vogelschutzes eine besondere Beachtung findet.

Dieser Vogel, der auch unter dem Namen Wiesenralle oder Wiesenknarrer bekannt ist, ist in Europa die einzige Art der Gattung Crex. Sein lateinischer Artname ist eine Nachahmung seines Balzrufes, den man bei günstigen Bedingungen Anfang Mai bis Anfang Juli bis zu einem Kilometer weit hören kann. Ansonsten ist der Vogel dank seiner gelblichbraunen Grundfärbung des Obergefieders im hohen Gras gut getarnt. Oft ist so, dass man eher seinen Ruf vernimmt, als das man den eigentlichen Vogel wirklich erblickt.


Eine Informationstafel der Lehrpfades in Iški morost

Im Iški morost herrscht strenges Zutrittsverbot, doch es gibt den etwa 400 Meter langen Wachtelkönig-Pfad (Koščeva učna pod) , der zu einer Beobachtungsstation führt. Zudem gibt es einen 2½ Kilometer langen Rundweg, der dich das streng geschützte Reservat näher erleben lässt. Diesen Pfad lässt sich prima mit den Rädern erkunden. Da die Informationstafeln in slowenischer Sprache sind, verstehen wir leider nicht so viel, was uns vermittelt wird.


Der Wachtelkönig-Pfad im Naturreservat Iški morost; Quelle: Sl-Ziga, Public domain, via Wikimedia Commons

UNESCO-Welterbe

Nicht nur für die Biodiversität ist das Moorgebiet ein besonderer Ort. Nach der Eiszeit lag hier ein riesiger Flachwassersee, der viele Fische und andere Wassertiere beherbergte. Das war für den Menschen besonders attraktiv und so ließ er sich im Gebiet nieder und errichtete Pfahlbauten.

Diese Pfahlbauten gehören zu den Funden, die man neben Slowenien auch in Italien, Frankfurt, Schweiz, Österreich und in Deutschland machte. Zusammengefasst sind die ersten 111 Fundstellen als UNESCO-Weltkulturerbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen ausgezeichnet worden. Es kommen aber durch weitere archäologische Grabungen und Zufallsfunde immer mehr Fundstellen hinzu.

Die Mystery-Runde

Wie in der Einleitung bereits erwähnt, haben wir uns im Moor mit den Fahrrädern hauptsächlich auf Dosen-Jagd begeben. Von den 50 ausgelegten Dosen haben wir 44 gefunden. Einige davon hatten eine interessante Tarnung, da mussten wir schon genauer hinsehen, um die Dose zu finden. Gerne hätte ich diese Runde weiterempfohlen, doch mittlerweile ist sie ins Archiv von www.geocaching.com gelandet.



Das Fahrrad

Unsere Fahrräder liehen wir zu Anfang in einem Hostel aus und gaben sie am Abend wieder zurück. Praktisch war der festig Kopf vor dem Lenker, wo wir unsere Tagesrucksäcke und allerlei Kram für die Tour verstauen konnten. Auch die Räder an sich machten einen sehr stabilen Eindruck.


Mit diesem Fahrrad geht es ins Moor bzw. ging es ins Moor, denn das Foto entstand nach der Fahrradtour.

Fazit

Das sumpfige Gebiet am Fuße des Krimbergs per Rad zu erkunden ist die beste Möglichkeit, viel vom Laibacher Moor zu sehen. Immerhin handelt es sich hierbei um eines der größten Feuchtgebiete Europas. Meist sind die Wege gut mit Sand und kleinen Schotter befestigt. Manchmal ging es aber auch auf Asphalt die Runde entlang. Es geht dabei durch oder an kleinen Dörfern vorbei. Die Julischen Alpen und das Dinarische Gebirge hat man dabei immer im Blick.

Nicht zu vergessen ist die Mystery-Geocaching-Runde (die mittlerweile archiviert wurde), die uns letztendlich durch dieses Gebiet gelotst hat. Denn ohne diese vorgegebene Tour wären wir wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen, den Süden von Ljubljana zu erkunden.

Ich bedaure es nicht, einen ganzen Tag im Süden der slowenischen Hauptstadt verbracht zu haben. Eine schöne Runde, eingebettet in einer schönen Landschaft und sicherlich spielt dabei auch das wunderbare Wetter eine wichtige Rolle, dass diese Tour mir als einer der schönsten Fahrrad-Touren, die ich mit B. gemacht habe, im Gedächtnis bleibt.

Die Route

Hier habe ich mal unsere Route mit bestem Wissen und Gewissen nachgezeichnet. Damals hatte ich noch kein komoot genutzt.

Weitere Impressionen


Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du einiges an weiteren Lesestoff über das Ljubljansko barje:

Die Links wurden am 30.03.2022 zuletzt aufgerufen


Warst du schon einmal im „Ljubljansko barje”? Welche Entdeckungen hast du dort gemacht? Warst du dort zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs?

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