Hallo da draußen

Von Izola nach Piran

„Endloses, bitteres Meer, aber wende den Kopf, da ist die Küste.“

Aus China

Im August 2017 machte ich mit B. neun Tage Urlaub in Slowenien. Zu Anfangs haben wir die Hauptstadt Ljubljana zu Fuß und das davon südlich liegende Ljubljansko Barje („Laibacher Moor”) per Rad erkundet. Nach diesen Erkundungstouren, zieht es uns in Richtung Mittelmeerküste. Geplant ist eine Wanderung direkt am Mittelmeer. Also, ab an die Küste!

Slowenien besitzt nur einen schmalen Küstenstreifen an der Adria von nur 42 Kilometern Länge. Dennoch ist dieser Fakt für uns Wanderer nicht minder interessant. Zumal wir beide Fans von Meer und Küste sind. Als nächste Übernachtungsstätte haben wir uns die Seehafenstadt Koper ausgesucht, die zugleich auch die einzige Seehafenstadt Sloweniens ist.


Hafenpromenade am Abend

Per Zug reisen wir in die Seehafenstadt. Beziehen nach unserer Ankunft zuerst unser Zimmer und machen dann anschließend einen Stadtbummel. Zum Ausklingen des Tages begeben wir uns zum Hafen und spazieren ein wenig auf der Promenade entlang. Uns faszinierte vor allem die bunte Beleuchtung. Aber gedanklich waren wir schon am nächsten Tag, den da soll unsere große Küstenwanderung stattfinden.

Startpunkt Izola

Mit dem Bus geht es am nächsten Vormittag nach Izola. Von dort haben wir starten wir die Wandertour, die uns bis nach Piran führen wird. Dabei werden wir eine Strecke von etwa 11 Kilometern zurücklegen. Die Wettervorhersage meint es gut mit uns, denn wolkenloser Himmel und Sonne satt wird uns angekündigt. Es steht also einem schönen Wandertag nichts im Wege stehen.

In Izola angekommen gehen wir erstmal zum offiziellen Startpunkt des Wanderweges mit der Bezeichnung Strunjan P-4. Mit Strunjan ist der idyllische Landschaftspark zwischen Izola und Piran gemeint.


Eine Wandermarkierung am Hafen von Izola

Der etwa 4,3 km² große Landschaftspark umfasst dabei die Naturreservate Strunjan und Strunjan-Stjuza. Es gibt hier eine Vielzahl an Wanderwegen, die durch den Landschaftspark führen. Wir haben uns für die Hauptroute entschieden, die an der slowenischen Adriaküste entlang führt.

Ein wenig nehmen wir die mediterranen Hafenatmosphäre in uns auf, bevor wir dann endlich losstarten. Schon bald sehen wir auch die ersten Wegmarkierung. Zuerst gehen wir auf der Hafenpromenade entlang, lassen uns von der Atmosphäre ein wenig einfangen. Direkt westlich vom Hafen befindet sich der Simonov zaliv / Baia di San Simone, eine Badestrand, der bereits jetzt am Vormittag von gut besucht ist.

Faszinierend finde ich hier die Klippen, die aus verschiedenen mächtigen Gesteinsbänken aufgebaut ist. Es ist Flysch, eine Gesteinsabfolge dünner Mergel- und Sandsteinschichten. Gelegentlich sind hier auch gelegentlich dicke Kalksteinschichten zu sehen.

Wir werfen einen letzten Blick auf das klare blaue Wasser mit Izola im Hintergrund und verlassen dann zügig bergan den Strand. Hier folgen wir dem Verlauf des Strunjan P-4, der uns an den Weiler Kane / Canne vorbeiführt. Beim Golfplatz Mini Gold Belvedere sind unsere Waden ein wenig gefordert, doch kaum ist diese kleine Hürde geschafft, befinden wir uns auch dann schon „oben” und müssen auf dem Rest der Strecke keine weiteren nennenswerten Höhenmeter überwinden.

Auf dem E6

Auf asphaltierten Wegen geht es gut voran. Es ist heiß und Schatten ist recht wenig zu finden. Immerhin, die Wegmarkierung – ein Kreis aus gelben Kern und roter Umrandung – erleichtert die Orientierung.


Kaum Schatten, aber tolle Weitsicht.

Wir haben eine tolle Weitsicht, können über das Mittelmeer blicken und neben unserem Startpunkt Izola können wir sogar noch die Stadt Triest ausmachen.

Auf dem Weg treffen wir eine ungewöhnliche Orientierungshilfe an. Ein Holzpfahl mit kleinen Metalltafeln und darüber gebohrten Gucklöchern hilft einem wohin man gerade durch das Loch hindurchschaut.


Orientierungslöcher statt Wegmarkierung

Wir befinden uns mittlerweile mittendrin im Landschaftspark Strunja. Wegmarkierungen und eine Art Lehrpfad treffen wir auf den nächsten Kilometern an. Da die Tafeln nicht nur auf slowenisch, sondern auch in italienischer und englischer Sprache verfasst wurden wurden, können wir uns in Ruhe die Informationen aufnehmen.

So kommen wir nach den Punkten 11 und 10 beim Stationspunkt 9 des Lehrpfades an. Hier pausieren wir kurz und genießen die Aussicht. Hier am Punkt mit dem Titel „The Power of the Waves” erfährt man einiges über den Einfluss der Meereswellen auf das Kliffs. Hierbei sollte man als Strandbesucher genauer auf die von den wellen bearbeiteten Gesteine schauen, denn einige können Spurenfossilien enthalten, die vor 40 Millionen Jahren hinterlassen wurden.

Durch das Naturreservat Strunjan Struza

Von Kap Ronek weiter stehts oberhalb der Klippen entlang, wandern wir hier durch das Naturreservat Strunja Struza. Da wir uns hier oberhalb der Klippen befinden, können wir keine Bademöglichkeiten wahrnehmen, dafür habe ich aber tolle Aussichten über die Küste, die Flysch-Klippen und über das Mittelmeer. Ein interessanter Aussichtspunkt ist hierbei ein Gipfelkreuz mit einer Bank, die zum Verweilen einladen.


Gipfelkreuz mit Aussicht

  • Pflanzenwelt von Strunjan Struza

Neben dem Lehrpfad, der uns mit allerlei interessanten Informationen füttert, blicken wir auch mal nach links und rechts und schauen uns vor allem die Bäume, Sträucher und Blumen an, die hier wachsen.

Besonders der rote Oleander (Nerium oleander), der jetzt gerade in voller Blüte steht, hat es uns angetan. Seine Blätter ähneln sehr der Form von Lorbeer, daher wird der rote Oleander auch Rosenlorbeer genannt. Ein schöner Farbtupfer auf unserem Weg in Richtung Piran.


Fast schon verblüht: roter Oleander (Nerium oleander)

  • Tierwelt von Strunjan Struza

Neben interessanten Pflanzen und Bäumen, die uns hier auf dem Weg begegnen, können wir auch ein paar wenig Tierbeobachtungen machen. Hier an der Küste sehen wir erwartungsgemäß natürlich einige Seevögel. Darunter fällt auch der Kormoran (Phalacrocorax carbo). Bei dem schönen Wetter kommen aber nicht nicht nur große Vögel, sondern auch kleine Tiere zum Vorschein, so haben wir das Glück in einem Busch eine Eidechse zu entdecken. Ein wenig skeptisch ist wohl bei unseren Anblick und bleibt lieber sicher im Gebüsch.


Ein wenig skeptisch schaut uns eine Eidechse an.

Wenn mich nicht alles täuscht, handelt es sich hierbei um Östliche Schmaragdeidechse (Lacerta viridis); genauer gesagt um ein Weibchen. Männchen sind in einem leuchtenden grünen gefärbt und ihr Kehlkopf ist hellblau gefärbt. Aber auf diese Merkmale soll man sich nicht verlassen, denn auch die Weibchen können durchaus einen blauen Kehlkopf haben. Bei unserem Exemplar sieht man ein wenig davon.

Die Salinen von Strunjan

Über einen schmalen Pfad, der die Salzfelder vom Mittelmeer trennt, passieren wir die Salinen. Bereits 1274 wurden diese Felder schriftlich erwähnt. Anfangs waren es noch kleine Felder, die am Anfang des 20. Jahrhundert unter der österreichischen Regentschaft dann zusammengefügt wurden. Noch heute findet der Salzabbau nach traditionellen Methoden statt.


Salinenfelder

Vorbei an den rechteckigen Felder können wir das „Weiße Gold” an der Wasseroberfläche glitzern sehen. Auch einige „Salzhaufen” können wir erblicken.

Und nochmal Geologie (zwischen Fiesa und Piran)

Wir lassen die Salinenfelder hinter uns und setzen unseren Weg weiter in Richtung Westen fort. Es geht durch einen kleinen Waldabschnitt weiter – wie zu erwarten – weiter an der Küste entlang. Als wir die ersten Häuser und den Kirchturm der St.-Georg-Kathedrale erblicken, kann ich zu unserer Linken nochmals einen letzten Blick auf die Geologie werfen. Denn hier auf der Promenade zwischen Fiesa und Piran kann man wunderbar das anstehende Gestein näher begutachten.

Wie alle Kliffs in Slowenien ist dieser Abschnitt auch aus Flysch aufgebaut. Flysch ist ein sedimentäres Gestein, das marin entstanden ist. Charakteristisch ist eine häufige Wechselfolge von dunklen Tonstein und (meistens) hellen Sandstein. Oft sind dieses Gestein auch durch nachträgliche Hebungsprozesse verformt oder so stark überprägt, dass sich metamorphes Gestein bildete.


Hell und dunkle gebänderte Schichten des Flysch

Hier auf der Promenade sehen wir das Ergebnis von Hebungsprozesse, die etwa vor 40 Millionen Jahre („Hebung der Dinarischen Alpen“) stattfanden. Durch die Gebirgsbildung entstand der Flysch aus dem erodierten Material.

In Form von Suspensionsströmen ist das Material ins Meer gelangt und später, als sich das Wasser zurückzog durch die weiter fortschreitende Gebirgsbildung nach hoben gehoben worden. Auffällig ist hier, das die Schichten ziemlich gerade verlaufen; also keine nachträgliche Überprägung oder Verformung stattfand.

Ankunft in Piran

Wir haben es geschafft. Wir sind in Piran angekommen, eine der drei größten Städte in Slowenien. Ein wenig schauen wir uns auf dem historischen Tartiniplatz und in der pittoresken Altstadt ein wenig um. Hier fallen vor allem die kompakten Häuser und die mittelalterliche Architektur auf. Bis Mitte des 20. Jahrhundert war hier Italienisch die Hauptsprache, wurde aber dann nach der Zwangsvertreibung der Italiener durch Slowenisch ersetzt.


Toller Ausblick über die Stadt Piran

Einen tollen Blick auf die Stadt bekommen wir, als wir auf die Anhöhe gehen, wo die Sankt Georg Kirche steht. Von hier haben wir einen tollen Blick über die Stadt Piran.

Nach dieser kleinen Pause gehen wir zurück zum Markplatz wo wir den Bus zurück nach Koper nehmen. Denn bei aller Schönheit des Wanderweges und den vielen tollen Aussichten, die wir hatten – wir sind buchstäblich kaputt und wollen nur noch in unsere Betten.

Also, gute Nacht.


Abends am Hafen von Koper

Weitere Impressionen

Fazit

Bei dieser Wanderung erlebten wir auf einem Hochuferweg die Natur des Landschaftspark Strunja. Viele interessante einheimische Pflanzen, aber auch Tiere konnten wir entdecken. Ein Naturlehrpfad, der uns ein Stück begleitet hat, erläutert auf Tafeln an mehreren Stationen jeweils verschiedenen Aspekte bezüglich des Landschaftsparks. Hierbei sind Englischkenntnisse vom Vorteil.

Neben dieser Lehrstunde hat uns bei dieser Tour vor allem die eindrucksvolle Kliffküstenlandschaft begeistert. Aber auch die Salinen von Strunjan sind faszinierend und waren ein willkommene Abwechslung zum Hochuferweg.

Dank der vielen kleinen Küstenorten, die wie auf einer Perlenschnur entlang des Weges liegen, hatten wir auch letztendlich immer die Wahl irgendwo einzukehren. Und dank der Nähe zum Mittelmeer mit einigen schönen Strandabschnitte, konnten wir jederzeit ins Wasser springen oder am Strand ein wenig ausruhen. Für Sonnenschutz sollte man gut sorgen (z. B. Hut, Sonnencreme), denn schattige Plätze gibt es auf dem Weg nur wenige.

Alles in allem eine perfekte Tour, um die slowenische Adriaküste kennenzulernen.


Steckbrief

Wanderung von Izola nach Piran // Slowenien

Karte

Die Tour wurde mit Hilfe von komoot nachgezeichnet.

Einkehrmöglichkeiten

Bei dieser Tour gibt es einige Einkehrmöglichkeiten, da hat man fast schon eher die Qual der Wahl

Wegbeschaffenheit

Der Weg ist teilweise asphaltiert, teilweise gut befestigter Weg


Quellen und Lesenswerte Links

Hier findest du einiges an Lesestoff bezüglich unserer Tour und den Entdeckungen zwischen Izola nach Piran:

Die Links wurden zuletzt am 30.04.2022 abgerufen. 


Warst du schon einmal in Slowenien wandern gewesen? Wo war dort deine Tour? Vielleicht dort, wo wir gewesen sind? 

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