Hallo da draußen

2. HWN-Tour: Durch das Ilsetal

„Da ist nun die Ilse, die liebliche Ilse.”
© Heinrich Heine (1797 – 1856), deutscher Schriftsteller, Journalist und Dichter

Vor einer Woche hat meine Harzer-Wandernadel-Challenge begonnen. Und jetzt bin ich schon wieder im Harz.

Diesmal bin ich aber nicht alleine unterwegs, sondern mein Freund B. ist dabei. Er fängt ebenfalls mit dem Sammeln der Wanderstempel an.

Unser Ziel ist es, das Ilsetal in einer Rundtour zu durchqueren und dabei 3 Wanderstempel zu sammeln. B. war schon einige Male hier, doch für mich ist dieses Tal das absolute Novum.

Laut dem Wetterbericht soll nach 18 Uhr ein Gewitter aufkommen. Bis dahin wollen wir wieder auf dem Rückweg sein. Das sich aber der Wetterbericht mal irren kann, haben wir am eigenen Leib erfahren.

Doch lies selbst.

Der lange Weg zum Ilsetal

Was die Zeitplanung angeht, haben wir heute einfach Pech.

Mit zweimal Umsteigen und Schienenersatzverkehr erreichen wir, viel später als geplant, endlich Ilsenburg. Dazu kommt noch, dass der Bahnhof von Ilsenburg nicht in der Nähe von unserer Wanderroute liegt, so müssen wir erstmal durch die ganze Stadt in Richtung Süden laufen.

Zur Orientierung folgen wir der „Ilse”, der namensgebende Fluss der Stadt Ilsenburg. Viel von der Stadt sehen wir nicht, weil wir doch mit flotten Schritten das Ilsetal so schnell wie möglich erreichen möchten.


Ilsetal Orientierung
Eine „kleine“ Orientierung im Ilsetal

Nach 30 Minuten erreichen wir den Wanderparkplatz und entdecken auch das erste Wanderschild. Jetzt dauert es nicht mehr lange bis wir den asphaltierten Weg verlassen und im Wald sind. Unsere Route lautet offiziell: „Ilsetal-Ilsefälle-Unterer Gebbertsberg-Plessenburg”.

Es geht jetzt also endlich los!

Der Gesteinslehrpfad von Ilsenburg

Direkt neben dem Wanderparkplatz befindet sich ein Gesteinslehrpfad. Dieser Lehrpfad exisitiert schon seit einigen Jahren, ist aber etwas in Vergessenheit geraten. Der Gesteinslehrpfad zeigt insgesamt 34 Exponate und enthält Gesteine, Mineralien, Fossilien und auch Schlacken aus der Verhüttung.


Gesteinslehrpfad Ilsenburg
Eingang zum Gesteinslehrpfad

Die Exponante sind typische Beispiele für den Aufbau der Geologie des Nordharzes. Jeder, der sich für die Geologie des Nord-Harzes interessiert, sollte auf jeden Fall hier vorbeischauen.

Das Ilsetal

Nach weiteren 10 Minuten betreten wir den Heinrich-Heine-Weg und sind damit im Ilsetal. Geschafft!

Der Heinrich-Heine-Weg gehört zu den Wanderwegen im Harz, die durch das Ilsetal bis zum Brocken verlaufen. Er ist insgesamt über 10,5 km lang. Doch der Brocken ist nicht unser Ziel. Unser Ziel sind erstmal die Unteren Ilsefälle.


Ilse im Ilsetal
Blick auf die Ilse

Das Ilsetal gehört zum Nationalpark Harz, der einer der größten Waldnationalparks in Deutschland ist. Er umfasst insgesamt 247,03 km², die zu 96 % mit Wald bedeckt ist. Hauptsächlich sind dies Fichten- und Buchenwäldern.

B. und ich gehen auf dem Wanderweg an der Ilse entlang. Die „wildromantische Art”, wie das Ilsetal auch oft beschrieben wird, können wir nur bestätigen. Es ist einfach traumhaft.

Die Felsenklippen vom Ilsetal

Neben der Ilse sind Granitfelsen prägend für das Ilsetal. Da ich Geologin bin, kann ich nicht anders und schaue mir daher die Felsen am Wegesrand näher an.


Granit Ilsetal
Gesteinsformationen am Wegesrand

Hier steht ein roter, mittelkörniger Granit an. Es ist der Ilsestein-Granit, eine Varietät des Brocken-Granits. Seine charakteristische rote Farbe beruht auf die fleischfarbenen Kalifeldspäte im Granit. Der Ilsestein-Granit ist zudem sehr quarzhaltig und enthält zahlreiche Drusen.

Dies macht ihn zur Verwendung als Werkstein weniger interessant. Ferner verwittert er recht leicht, daher hat er nur lokal eine gewisse Bedeutung. Weitere Namen für den Ilsestein-Granit sind Syenogranit oder Kammgranit.

Au, au, au!

Während ich die Granitfelsen interessiert betrachte, grummelt es plötzlich über uns. Ist das jetzt schon das angekündigte Gewitter?! Wir haben doch erst Mittagszeit. Die Sonne scheint und ihre Strahlen dringen durch das Blätterdach des Waldes in das Ilsetal. Hm, also erstmal kein Grund vor dem Wetter zu fliehen. Im Gegenteil, hier scheinen mehr Wanderer unterwegs zu sein, als bei meiner letzten Tour.

Doch plötzlich wird der Wald dunkler. Das Grummeln aus dem Himmel wirkt auf einmal lauter – und dann passiert es. Es regnet wie aus Eimern und wir sind mittendrin. Schnell schnallen wir unsere Rücksäcke ab und halten sie über unsere Köpfe, um uns etwas vor dem Regen zu schützen. Weder Ben noch ich haben Regenjacken mitgenommen. Mist! Mit so einem Platzregen haben wir wirklich nicht gerechnet. Es wird sogar schlimmer, denn-

„Au!“, schreit B.

„Au!“, schreie ich.

Der Regen, der auf uns fällt, schmerzt?! Seltsam. Dazu sehen wir noch, wie die Regentropfen wie Gummibälle vom Waldboden abprallen. Das ist kein Regen. Das ist Hagel!!!

Wir retten uns auf eine Holzbank und setzen uns auf die Rückenlehne. Immer noch halten wir die Rucksäcke über unseren Köpfen. Eine andere Wanderin hat sich unter einem Baum gerettet. Nun heißt es abwarten, denn hier stecken wir erstmal fest.

So haben wir unsere Wanderung wirklich nicht vorgestellt.

Blind durch das Ilsetal

B. und ich werden langsam ungeduldig. Der Hagel hat nach einigen Minuten aufgehört, doch nun wurde er durch bindfädenartigen Regen abgelöst. Was tun? Warten oder weitergehen?

Wir entscheiden uns weiterzugehen und zwar im Laufschritt. Es regnet weiter und sogar noch stärker. Der Regen ist so dicht, das wir noch kaum noch sehen können, wohin wir eigentlich gehen.

B. geht voran und ich laufe hinterher. Ich sehe nun nichts mehr vom Ilsetal. Ich kann nur nach unten schauen, um nicht auf dem matschigen Boden auszurutschen. Kein Genießen der Landschaft und der Natur. Adé schöne Wandertour! Jetzt heißt es nur noch: Laufen, laufen, laufen.

Erst als wir ein Hinweisschild vorfinden, lässt der Regen merklich nach. In 600 Metern ist eine Schutzhütte? Das ist unsere Rettung!


Hinweisschild Ilsefälle
Der rettende Hinweis

Die Tierwelt im Ilsetal

Kurz vor den „Unteren Ilsefällen“ hört der Regen auf. Wir sind erleichtert. Jetzt können wir wieder in unseren normalen Schritt die Wanderung fortsetzen. B. und ich sind pitschnass. Dennoch sind wir froh, das es nicht mehr regnet. Die Sonne scheint sogar wieder. Heute ist aber auch ein verrücktes Wetter.

Ich bin froh, das meine Kamera den Regenguß gut überstanden hat. Kaum habe ich die Kamera zur Kontrolle ausgepackt, springt mir doch ein Tier vor die Linse. Es ist ein Grasfrosch (Rana temporaria). Doch so schnell, wie er aufgetaucht war, ist er auch schon wieder weg. Immerhin kommte ich ein Foto vom Tier machen.


Frosch im Harz
Na, wo versteckt sich der Frosch?

Ich freue mich, endlich mal ein Tier im Ilsetal zu entdecken, auch wenn es nur ganz kurz war. Doch vielleicht treffe ich weiteren Frösche an. Grasfrösche gehören nämlich zu den häufigsten Froscharten im Nordharz.

„Obere Ilsefälle“ und „Bremer Hütte“

Bald nach Entdeckung des Frosches erreichen wir die „Oberen Ilsefälle“. Diese fließen als natürliche Kaskade (stufenförmiger Wasserfall) ins Tal. Ein imposantes Bild.


Ilsefälle
Die Ilsefälle

Doch hier ist leider nicht die Stempelstelle. Laut Hinweisschild müssen wir noch einige hundert Meter gehen, um endlich den ersten Wanderstempel zu erhalten.

Zügig erreichen wir die Stempelstelle Bremer Hütte und finden auch sofort den Stempelkasten vor. Schnell packen wir unsere Stempelhefte aus und stempeln diese ab. Nicht weit von der Hütte entfernt, finden wir ein paar Granitblöcke. Perfekt! Darauf legen wir ein Teil unserer Kleidung ab, damit sie trocknen kann.


Kleidung zum Wandern
Erstmal Pause und ein wenig trocken werden

Der Regen ist nicht mehr da. B. und ich beschließen, hier eine Weile zu bleiben. Wenigstens so lange bis unsere Schuhe und Kleidung einigermaßen trocken sind. Zeit für eine Pause.

Der wilde Gast von Plessenburg

Nach einiger Zeit waren unsere Sachen soweit getrocknet, sodass wir unsere Wanderung nun fortsetzen konnten. Jetzt geht es bergauf zum „Unterer Gebbertsberg“ in Richtung Gasthaus Plessenburg.

Auf dem Weg zum Gasthaus geht es durch einen Wald, der zuerst von hoch gewachsenen Fichten (Picea sp.) dann anschließend von vielen Rotbuchen (Fagus sylvatica) geprägt ist. Der Weg ist recht gut ausgebaut und daher für uns eine Wohltat. Nicht wie das Gehetze im Tal der Ilse. Ich bekomme endlich etwas von der Landschaft mit.


Wald von Ilsenburg
Nadelwald im Ilsetal

Wir folgen der Beschilderung in Richtung Gasthaus Plessenburg. Es sollte knapp noch eine Stunde dauern, bis wir das Gasthaus und die dazugehörige Stempelstelle erreichen.

Dort endlich angekommen, drücken wir unseren zweiten Stempel in das Stempelheft. Anschließend bestellen wir uns etwas zu Essen. Wir sitzen an einem der Tische, die vor dem Gasthaus aufgestellt wurden.

Während wir auf das Essen warten, schleicht sich etwas bei den Tischen und Stühlen herum. Es ist ein junger Rotfuchs (Vulpes vulpes). Vorsichtig, um das Tier nicht zu erschrecken, packe ich meine Kamera aus und schieße ein Foto. Juhuu – es hat geklappt!


Fuchs bei Gasthof
Da ist ja jemand sehr neugierig

Rotfüchse sind eigentlich scheue Tiere, doch können sie sich an die Nähe von Menschen gewöhnen, wenn sie wissen, das es hier regelmässig Futter gibt.

Auf Nachfrage, beantwortete die Bedienung vom Gasthaus, dass dieser Fuchs sehr häufig hier Gast ist und sich an die zahlreichen Besucher des Gasthauses gewöhnt hat. Ab und zu bekommt er wohl auch ein paar Leckereien.

Paternosterklippen und Stempelstelle „Ilsestein“

Nach dem Essen wandern wir in Richtung Norden. Die letzte Stempelstelle für heute wartet ja noch auf uns. Wir folgen den Wanderweg in Richtung Paternosterklippen. Der seltsame Name beruht auf die Gestalt der Klippen. Sie sollen einen betenden Mönchen ähnlich sein.


Paternosterklippen
Die Paternosterklippen

Wie auch bei den Granitfelsen im Tal, finden wir auch hier wieder den Ilsestein-Granit vor. Zusätzlich ist aber noch ein weit fortgeschrittener Verwitterungsprozess am Gestein erkennbar. Es ist die sogenannte „Wollsackverwitterung“.

Dies ist eine Verwitterungsform, die durch chemische und physikalische Prozesse am Gestein kantengerundete Gesteinsblöcke entstehen lässt. Diese Blöcke ähneln dann Kissen, Matratzen oder eben Wollsäcke, die übereinander gestapelt liegen.

Da die Paternosterklippen geologisch eine große Bedeutung haben, sind sie als geologisches Naturdenkmal (sog. „Geotop„) ausgezeichnet worden.

Wir erklimmen die hohen Klippen und erhalten einen wunderschönen Blick über das Ilsetal.


Ilsetal
Blick auf das Ilsetal

Von den Klippen heruntergeklettert, führt uns der Weg weiter zum Ilsestein, unsere letzte Stempelstelle. Der Ilsestein, auch „Ilsenstein“ genannt, ist ebenfalls eine Gesteinsformation. Und ja, sie besteht auch aus dem Ilsestein-Granit.

Mittlerweile sind B. und ich ziemlich müde, als wir den letzten Stempel in unser Stempelheft drücken. Der Rückweg zum Ilsenburger Bahnhof führt uns zum Glück nur bergab; eine Erleichterung für unsere müden Beine.

Es ist bereits nach 18 Uhr, als wir den Bahnhof erreichen. Wir verabschieden uns vom Ilsetal, aber es ist kein endgültiger Abschied.

Das Ilsetal hat uns, trotz Regen und Hagel, begeistert und ein weiterer Besuch steht auf jedem Fall fest.

Mein Fazit

Das Wetter hat dazu beigetragen, das ich ein Teil des Weges gar nicht wirklich wahrnehmen konnte, weil man sich vor dem Retten so gut wie es nur ging retten wollte. Immer, ein Abenteuerfeeling war uns bei dieser Tour gewiss. Ich denke, ohne den Wettereinbruch hätte ich noch mehr vom Ilsetal gesehen.

Immerhin, die Hauptwege sind sehr gut ausgeschildert, so das man ohne Probleme alle Stempelstellen erreichen kann. Nur wenige Steigungen waren vorhanden, aber selbst für Wanderanfänger sind diese zu bewältigen.

Die Tour verläuft hauptsächlich durch Waldabschnitte, wobei man auch mehrere Ausblickmöglichkeiten auf das Ilsetal erhält. Zudem gehören die Ilsenfälle zu dem Highlight dieser Tour. Als schöner Abschluss und für eine gedankliche Revision der Tour eignet sich zur Einkehr das Gasthaus Plessenburg. Vor hier aus geht es dann nur noch bergab ins Ilsetal zurück in Richtung Ilsenburg.

Weitere Impressionen


Steckbrief: 2. HWN-Tour – Durch das Ilsetal

Karte

Wegbeschaffenheit

vorwiegend Waldwege, teilweise sehr breit ausgebaut

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Bahn

Regionalbahnen fahren über Goslar, Wernigerode oder Bad Harzburg nach Ilsenburg

Einkehrmöglichkeit

Aufgesuchte Stempelstellen


Quellen und lesenwerte Links

Hier sind einige Links, die dir helfen auf den Spuren von Heinrich Heine und sein geliebtes Ilsetal zu wandern:


Warst du schon einmal im Ilsetal? Welche Orte hast du dort besucht?

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