Hallo da draußen

Auf den Spuren des Zechsteinmeers: Geologische Ausflugsziele auf dem Karstwanderweg Südharz

„Denken ist wundervoll, aber noch wundervoller ist das Erlebnis.“

© Oscar Wilde (1854 – 1900), irischer Lyriker, Dramatiker und Bühnenautor

Der beste Weg um die Geologie des Karstwanderweges Südharz in all seiner Vielfalt zu erfahren ist es auf diesem zu wandern. Doch nicht jeder hat die Zeit, den etwa 265 Kilometer langen Fernwanderweg vollständig zu absolvieren.

Zum Glück liegen aber einige interessante und bedeutsame geologische Punkte recht nah oder auch direkt am Karstwanderweg, die ich hier nun ein wenig vorstelle:

1. Hübichenstein
2. HöhlenErlebnisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle
3. Einhornhöhle
4. Zwergenhöhlen

5. Salzaspring/Salzaquelle
6. Queste und Burg Questenberg
7. Bauerngraben
8. ErlebnisZentrum Bergbau Röhrigschacht Wettelrode

 

 

 



Hübichenstein

Direkt an der Bundesstraße 242, die sich nordöstlich von Bad Grund durch den Westharz windet, liegt der Hübichenstein. Der Hübichenstein besteht aus zwei Felsnadeln, die zusammenstehen, wobei die größere der eigentliche Hübichenstein assoziiert ist. Namensgeber ist der Zwergenkönig Hübich – eine Sagengestalt, die eng mit der Bergstadt Bad Grund verbunden ist.

Die beiden Felsnadeln gehören zum etwa 563 Meter hohen und etwa 1,5 Quadratkilometern großen Kalkmassiv Iberg. Vor etwa 380 Millionen Jahren (Oberes Mitteldevon / Givetium) war diese Region von einem tropischen Meer bedeckt. Korallen und andere kalkbildende Organismen bauten ein etwa 600 Meter mächtiges Atollriff auf. Durch Verwitterungsprozesse an Klüften wurden schließlich die beiden Felsnadeln herauspräpariert. Der Hübichenstein ist der hierbei der Rest vom Rande eines Riffatolls, dass zwischen 418 und 359 Millionen Jahre entstanden ist.

Für mehr Informationen über die Region und die Geologie vor Ort findest du direkt am Fuße der kleinen Felsnadel. Hier stehen auch weitere Tafeln, die jeweils über die Bergstadt Bad Grund, über die König-Hübich-Route und die Geologie des Hübichensteins informieren.

Die kleinere beider Felsnadel kann auch mit Hilfe eines Geländers und einer Treppe bestiegen werden. Auf der Aussichtsplattform angekommen, hast du dann einen schönen weiten Blick über die Region und auch ein Teil der Bergstadt Bad Grund kannst du von hier aus sehen. Die Adlerfigur auf der größeren Felsnadel (dem eigentlichen Hübichenstein) – ein Rest eines Denkmals Kaiser Wilhelm I. – ist hierbei fast zum Greifen nah.

Der Hübichenstein ist jederzeit betretbar, allerdings sollte man beim Aufstieg zur Ausstiegsplattform eine Grundfitness und Trittsicherheit vorweisen.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmittel

Bus 460 nach ZOB, Clausthal-Zellerfeld, aussteigen bei Bushaltestelle Bad Grund, Höhlenerlebniszentrum

Von der Bushaltestelle ist es ein kleiner Fußmarsch mit Aufstieg bis zum Hübichenstein. Hierbei folgt man einfach der Beschilderung. Zu Anfang geht es durch das Märchental. Du kannst den Besuch des Hübichenstein auch prima mit dem Besuch des WeltWald Harz, dem Iberger Albertturm und dem HöhlenErlebnisZentrum verknüpfen.

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HöhlenErlebnisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle

Seit 1874 ist die Iberger Tropfsteinhöhlen Schauhöhle eine Schauhöhle.

Die Tropfsteinhöhle gehört wie auch der Hübichenstein zum Kalkmassiv Iberg. Die Höhle liegt hierbei mittendrin im Kalkberg, gebildet aus oberdevonischen Kalkriffen. Es ist daher kein Wunder, dass man in der Höhle selbst noch Überreste ehemaliger Riffbewohner findet. Hierzu zählen Fossilienfunde wie z. B. Goniatiten (Eine Ordnung des Taxon Ammoniten).

Neben der Schauhöhle gibt es im Höhlenerlebniszentrum auch drei Ausstellungen zu besichtigen. Die Ausstellung zur Lichtensteinhöhle ist hierbei etwas besonderes. Zu einem kannst du durch eine Teilrekonstruktion der Höhle begehen und teilweise sogar erkriechen. Zum anderen gibt es eine große Anzahl an Artefakte, die man in der Höhle gefunden hat.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Bus 460 nach ZOB, Clausthal-Zellerfeld, Bushaltestelle Bad Grund, Höhlenerlebniszentrum.

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Einhornhöhle

Die Einhornhöhle ist die größte Besucherhöhle im Westharz. Seit 2006 ist sie Naturdenkmal und gehört als Bestandteil der Zechstein-Karstlandschaft am Südharz in die Liste der 77 bedeutenden Nationalen Geotope. Eine weitere Ehre wurde ihr im Jahre 2017 zuteil, als die Teil des UNESCO-Geoparks Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen wurde.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Mit der Regionalbahn bis nach Herzberg am Harz fahren. Von dort den Bus 460 bis zur Bushaltestelle Glogauer Straße, Scharzfeld nehmen. Ab der Bushaltestelle geht es zu auf Wanderschaft und man folgt der Beschilderung bis die Einhornhöhle erreicht ist.

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Die Zwergenlöcher bei Bad Sachsa

In der Südharzer Gipskarstlandschaft, wo der Karstwanderweg südlich von Bad Sachsa verläuft, kannst du direkt auf dem Wanderweg ein seltenes Naturphänomen beobachten. Dazu muss du aber südöstlich an Bad Sachsa vorbei und auf den Sachsenstein steigen, ein Berg, der aus Werra-Anhydrit (jüngste Gesteinsfolge innerhalb der Werra-Folge / Zechstein) besteht. Der Aufstieg lohnt sich, denn neben einen tollen Blick auf Kleinstadt Bad Sachsa erwartet dich nur wenige Gehminuten weiter in Richtung Norden das bereits angekündigte Naturphänomen auf dich.

Auf dem Weg und am Wegesrand sind seltsame Erhebungen zu beobachten und einige sind sogar so groß, das sie eine Art Höhlen gebildet haben. Es sind die im Volkstum genannten  „Zwergenlöcher“. Dabei handelt es sich um oberflächennahe Quellungshöhlen, die unter Wasseraufnahme bei der Umwandlung von Anhydrit in Gips entstehen. Dabei kommt es zu einer Volumenzunahme des Gesteins, das die stetig anwachsende Größe dieser Höhlen erklärt. Dieser Prozess vollzieht sich – geologisch betrachtet – in sehr kurzen Zeiträumen. Von der Entstehung der Blase bis zu ihrem kompletten Einsturz vergehen nur wenige Jahrhunderte. Aufgrund der stetig weiter fortlaufenden Prozess der Quellung reißt oft die Gipsschicht im Bereich der Decke, dort wo sie meist am dünnsten ist, ein und ein Teil der Decke fällt zu Boden.

Einige dieser Höhlen haben aufgrund ihres Aussehens sogar Namen erhalten. So gibt u. a. eine „Waldschmiede“ und eine „Zwergenkirche“.

Die Zwergenhöhlen sind frei betretbar und liegen unmittelbar direkt am Karstwanderweg. Du kannst sie also nicht verfehlen.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Mit der Regionalbahn zum Bahnhof Bad Sachsa.

Von dort zu Fuß in Richtung Sachsensteinhütte (Achtung Anstieg!). Hierbei stets der Beschilderung des Karstwanderweges folgen, bis man die ersten Zwergenlöcher am Wegesrand erkennt.

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Salzaspring

Der Salzaspring – auch die Salzaquelle genannt – ist eine Karstquelle am Südrand des Harzes in Nordhausen in Nordthüringen. Sie ist Thüringens stärkste Quelle und der Ursprung des Flusses Salza. Die Herkunft des Wassers des Salzasprings ist bis heute wissenschaftlich nicht nachgewiesen worden, daher stützen sich alle Angaben auf Vermutungen. Beim unterirdischen Einzugsgebiet wird vermutet, dass es bis in die Gegend von Nüxei-Tettenborn (Niedersachsen, Landkreis Göttingen) reicht.

Das Wasser der Salzaquelle ist sehr klar, so dass man ohne Probleme bis zum Grund schauen kann. Allerdings weist das Wasser aufgrund der umgebenden Landwirtschaft einen hohen Nitratsgehalt (etwa 20 mg/L) auf, daher solltest du NICHT davon trinken.

Karstquellen wie diese gehören zum geomorphologischen Formenschatz des Karstes. Zudem bietet sich das Nordufer wunderbar für ein längere Pause oder Picknick an. Eine überdachte Bank lädt zum Verweilen ein und eine Informationstafel erläutert näher das Phänomen Karstquelle Salzaspring. Zudem steht hier ein Stempelkasten, der explizit für den Wandernadel des Karstwanderweges aufgestellt wurde.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Am einfachsten ist es mit dem Bahn bis nach Nordhausen-Schurzfell zu fahren. Von dort wanderst du dann nach Osten bis du auf den Fluss Salza triffst. Gegen den Flussverlauf folgst du dann dem Weg nach Norden bis zur Salzaquelle.

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Queste und Burg Questenberg

Die Queste und die Burg(ruine) Questenberg liegen so nah beieinander, dass sich ein Besuch im Doppelpack lohnt. Questenberg ist ein kleiner Ort, der von den steilen Hängen des Zechsteinkarsts umgeben ist. Hierbei steht nördlich des Ortes auf eine um etwa 70 Meter überragenden Bergsporn die Reste der ehemaligen Feudalburg Questenberg, die vermutlich im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Über einen Stichpfad lässt sich der Felssporn erklimmen. Von der Burg ist allerdings  nur Bergfried, die Ringmauer, zwei Keller sowie eine Wand des Palas erhalten. Fantastisch ist der Blick auf den Ort und die Queste, die sich rechts (bzw. westlich) des Ortes befindet.

Bei der Queste handelt es sich wahrscheinlich um ein slawisches Sonnensymbol, das nach alten Brauch jedes Jahr zu Pfingsten aufgestellt wird. Hierbei wird auf dem höchsten Punkt der Karstklippe der sogenannte Questenbaum aufgestellt, dessen Stamm aus ein geschälten Eichenstamm besteht. Dieser ist mit einem aufgesetzten Radkreuz, einem Busch aus Baumzweigen an der Spitze und zwei Quasten aus Birkenreisig an den Seiten des Radkreuzes besteht. Auf von der Queste hast du einen tollen Blick auf den Ort Questenberg.

Geologisch betrachtet stehen beide Orte auf Karstklippen des Zechsteinkalks. Die Queste steht hierbei auf einer Gipskuppel des „Sangerhäuser Anhydrit“ – ein nahezu reinweißes Gestein.

Auch die Burg Questenberg besteht aus diesem Material. Doch nebem dem Andhydrit wurden aber auch andere regional-typische Gesteine wie z.B. Dolomitkalk, Rotsandstein und Schiefer verwendet. All diese Gesteine kann auf der Burg noch als Mauerwerk beobachten.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Mit dem Regionalzug bis nach Roßla fahren. Von dort den Bus 451 bis nach Questenberg. Ab der Bushaltestelle entweder nach Norden zur Burg Questenberg gehen, oder den Pfad auf der linken Seite zur Queste nehmen.

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Bauerngraben

Warum heißt der Bauerngaben auch „Episodischer See”? Nun, er ist ein See, der nur zeitweise Wasser beinhaltet. Aber wohin fließt das Wasser bzw. wo kommt es her?

Das Geheimnis liegt im Untergrund.

Denn das Gebiet des Bauerngraben besteht aus hauptsächlich aus Gips – ein wasserlösliches Gestein, das die wichtige Voraussetzung für dieses Phänomen ist. Hier in den Bauerngraben fließt der im Harz entspringende „Glasebach“ hinein und das Wasser verschwindet im Untergrund.

Dieses „Bachverschwinden“ wird auch als „Ponore“ bezeichnet und ist hier im Karstgebiet ein durchaus häufiges Phänomen, das man beobachten kann. Doch beim Bauerngraben gibt es noch einen Unterschied zu anderen Ponoren. Durch mitgeführtes Gesteinsmaterial im Glasebach können die Hohlräume der Ponore verstopfen, es staut sich Wasser an und es entsteht ein See. Mit der Zeit löst sich dann der „Gesteinspropfen“ und das Wasser kann wieder abfließen. Der See verschwindet wieder. Das ist das ganze Geheimnis des Bauerngraben.

Ich habe selbst den See bei meinen Besuch noch nie gesehen. Immer stand ich vor einer großen leeren Senke, die teils mit Gras zugewachsen war. Aber vielleicht hast du ja mehr Glück.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Mit dem Regionalzug bis nach Roßla, von dort mit dem Bus 451 (nach Schwenda) bis zur Haltestelle Agnesdorf, Abzweigung. Von dort wandert man dann zuerst in Richtung Süden bis man den Wanderparkplatz erreicht. Dort angekommen folgt man der Beschilderung bis man den Bauerngraben erreicht.

Leider scheint es die Bushaltestelle Roßla, Bushaltestelle (Quelle: Open Street Map) nicht mehr zu geben.

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ErlebnisZentrum Bergbau Röhrigschacht Wettelrode

Hier kannst du richtig „unter Tage“ gehen, denn beim Röhrigschacht Wettelrode handelt es sich ein ehemaliges Kupferschiefer-Bergwerk mit Bergbaumuseum und Schaubergwerk bei Wettelrode. Hier erfährst du alles über die über 800 Jahre alte Bergwerkgeschichte. Highlight ist hierbei eine Seilfahrt in fast 300 Metern Tiefe mit einer Grubenbahn und die daraufhin folgende Führung unter Tage.

Ein Besuch des Röhrigschachts kannst du wunderbar mit einem Spaziergang zum Bergbaulehrpfads Wettelrode verknüpfen. Dieser liegt nur etwa 450 Meter nördlich des Erlebniszentrum in einem Waldstück. Dieser Lehrpfad befasst sich mit den Objekten und Maschinen zum Thema Kupferschieferbergbau. Dort steht auch ein Stempelkasten der Harzer Wandernadel mit der Nr. 222.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Mit Regionalzug bis nach Sangerhausen, dann mit dem Bus 462 (nach Kleinleinungen) oder mit dem Bus 461 (nach Schwenda) bis zur Busstation Wettelrode fahren. Von dort sind es dann nur noch wenige Gehminuten bis zum Erlebniszentrum.

Achtung! Laut offizieller Webseite ist „Das EZB Röhrigschacht ist wegen Sanierungsarbeiten vorübergehend für den Besucherbetrieb geschlossen.” (Stand: Oktober 2023)

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Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du mehr Lesefutter bezüglich der hier vorgestellten Ausflugsziele:


Hast du einer der hier aufgeführten Orte bereits besucht? Welche geologischen Lokalitäten am Karstwanderweg kannst du empfehlen?

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