Hallo da draußen

Küstenwälder von Mecklenburg-Vorpommern: der Küstenwald der Insel Vilm

„Wogenumspültes Land,
Insel mitten im Meer,
schneeweißer Strand, warm, menschenleer.“ (Auszug aus „Einsame Insel“)
© Horst Rehmann (*1943), deutscher Publizist, Maler, Schriftsteller und Kinderbuchautor

Nachdem ich im Rahmen des Aktionstages „Internationaler Tag der Wälder“ bereits den Artikel „Ostsee trifft Wald — die Küstenwälder von Mecklenburg-Vorpommern” veröffentlicht habe, möchte ich nochmals die dort erwähnten Küstenwälder im Einzelnen vorstellen. In diesem Artikel stelle ich einen Küstenwald auf einer Insel vor: der Küstenwald der Insel Vilm.

Ich und der Küstenwald der Insel Vilm

Die Insel Vilm habe ich im Rahmen einer mehrtägigen Radtour 2019 besucht. Bei dieser Radtour habe ich für zwei Tage eine Unterkunft in Putbus gesucht, weil ich mir hier die Zeit nehmen wollte, die Gegend mal näher zu erkunden; u.a. auch die Insel Vilm. (Hier könnt ihr meinen Besuch nachlesen)


Die Führung auf der Insel Vilm geht zuerst durch ein „Fischerdorf“

Der Besuch dieser Insel war dabei eher eine spontane Idee und so hatte ich recht großes Glück, dass ich noch einen freien Platz auf der Personenfähre bekam, denn an diesem Tag war die Insel-Führung ausgebucht. Die Insel Vilm kann man nämlich nur im Rahmen einer Führung besuchen.

Die Insel Vilm

Die Insel Vilm ist eine nur 0,94 km2 große Insel. Ihre Länge beträgt etwa 2,5 km und ihre Breite noch nicht mal einen Kilometer. Alles in allem eine recht kleine Insel, die im Greifswalder Bodden liegt. Doch trotz ihrer geringen Größe, weist sie eine Artenvielfalt auf, wie es sonst nur selten gibt.



Kleine Historie der Insel

Die Insel erfuhr in den letzten Jahrhunderten eine wechselhafte Geschichte, die ich hier kurz wiedergeben möchte:

Es gibt Hinweise, dass die Insel Vilm bereits in der Steinzeit besiedelt wurde. Auch Reste eines Hügelgrabes befindet sich auf der Insel. 1249 wurde die Insel zum ersten Mal urkundlich erwähnt, seit diesem Zeitpunkt befand sich die Insel im Besitz des Adelsgeschlechtes Putbus.

Sie nutze die Insel als Sommerweide. Der Wald auf der Insel wurde bis ins 16. Jahrhundert zur Holzgewinnung genutzt. Der letzte Holzeinschlag erfolgte 1527, danach konnten sich die übrig gebliebenen Bäume zu beachtlichen Exemplaren entwickeln. Seit 1812 wurde die Holznutzung vollkommen eingestellt, so das bis heute der Wald auf Vilm als einer der letzten Urwälder Norddeutschlands angesehen wird.

Die touristische Nutzung der Insel fing mit der Einrichtung des Badehauses Goor an, das 1817/1818 von Fürst Wilhelm Malte zu Putbus errichtet wurde. Die Insel Vilm wurde damals als Ausflugsziel genutzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dem Hause Putbus im Zuge der Bodenreform die Insel enteignet und wurde dann fortan von der Stadt Putbus verwaltet. Dadurch wurde vor allem der Tagestourismus gefördert, sodass bis zu 1000 Personen pro Tag die Insel besuchte. Dies gefährdete aber umso mehr den Naturschutzstatus der Insel.


Das „Blaue Haus“

So wurde 1959 die Insel für die öffentliche Nutzung gesperrt und fortan nur als Sommerresidenz des ehemaligen DDR-Staatsvorsitzenden Erich Honecker (1912 – 1994) und seine Regierungsbedienstete genutzt.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde auf der Insel am 6. Oktober 1990 die Internationale Naturschutzakademie auf Vilm eröffnet. Auch wurde dabei wieder die Insel für die Öffentlichkeit wieder beschränkt zugänglich. Von März bis Oktober können täglich zweimal bis zu 30 Besucher im Rahmen einer Führung die Insel betreten.

Geologie und Paläontologie

Die Insel Vilm entstand vor etwa 10.000 – 12.000 Jahren (Weichsel-Eiszeit). Eiszeitliche Gletscher transportieren Moränenschutt, woraus sich die Insel Vilm bildete. Ursprünglich war die Insel aus drei einzelnen Gletschermoränen aufgebaut, die sich durch Nehrungen (schmale, langgestreckte Landstreifen) langsam zu einer Insel zusammenfügten.

Da man nur im Rahmen einer Führung die Insel betreten kann, ist es nicht möglich sich frei im Uferbereich der Insel zu bewegen. Somit ist eine Inselführung weder für Fossilien-, noch für  Gesteinssammler geeignet. Daher mache ich hier keine Angaben, was man hier (theoretisch) finden könnte.


Typisch für aktive Kliffs: ins Meer hinabgefallener Baum

Zumal kann es auch gefährlich sein, sich am Ufer der Insel aufzuhalten, denn das Kliff der Insel ist ein aktives Kliff. Das bedeutet, dass jederzeit Brocken aus Geschiebemergel abbrechen und in die Ostsee rutschen können.

Flora und Fauna

Eine Insel ist eine isolierte Landmasse, die oft dazu führt, dass sich die Natur so entwickeln kann, wie es sonst an anderen Orten nicht möglich wäre. Der Wald auf der Insel wurde neben seiner Funktion als Holzlieferant auch einst als Hude-Wald genutzt. Seit seiner Schutzstellung entwickelt sich aber der Hude-Wald langsam zu einem Naturwald.

Bei der Flora sind zunächst die großen knorrigen Hude-Eichen zu erwähnen, die ein Alter von mehreren hundert Jahren aufweisen. Die ältesten Exemplare werden auf ein Alter von etwa 650 Jahren geschätzt. Neben den Eichen gibt es ebenso alte Rotbuchen. Bei ihnen kann man besonders verschiedene Überlebensstrategien beobachten. So beginnen liegende Buchenstämme neu zu wurzeln und entstehen neue Bäume aus ihnen.


Neue Bäume entstehen aus einem liegenden Stamm

Neben den markanten Bäumen wachsen hier auf der Insel über 300 seltene Blüten- und Farnpflanzen. Zu erwähnen sind die hier im Wald wachsenden Leberblümchen (Hepatica nobilis), Bärlauch (Allium ursinum) und Lerchensporne (Gattung Corydalis). Das Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum)  wächst ebenfalls im Wald. Hier kann es entweder als Kletterpflanze bis in die Bäume hinauf oder über weitere Bereiche des Waldbodens beobachten.

Die Fauna im Insel-Wald ist ebenfalls recht zahlreich. Neben Reptilien, Amphibien, Insekten, Weichtieren und kleine Säugetieren, haben die Vögel eine besondere Bedeutung. Der Gänsesäger (Mergus merganser) und der Waldkauz (Strix aluco) nutzen die alten hohlen Bäume als Brutplätze. Auch der Seeadler (Haliaeetus albicilla) findet hier auf Vilm ein Zuhause.

Neben den Vögeln nutzen auch Kleinsäugetiere ebenfalls die hohlen Bäume als Brutplätze oder auch als Unterschlupf. Hierzu zählen der Steinmarder (Martes foina) und der Baummarder (Martes martes). Größere Säugetiere wie der Rotfuchs (Vulpes vulpes) und das Reh (Capreolus capreoluskann man ebenfalls im Wald antreffen. Das Wildschwein (Sus scrofa) zählt zu den Gästen der Insel, da es – von der Insel Rügen kommend – sich nur zeitweise auf Vilm aufhalten.

Impressionen


Nur im Rahmen einer Führung kann man die Insel Vilm betreten.

Touren und Tipps // Insel Vilm

Eine Führung auf der Insel Vilm kannst du bei www.vilmexkursion.de buchen.

Erwachsene kosten 20,- Euro, Kinder 10,- Euro


Quellen und lesenswerte links

Hier findest du einiges an Lesestoff über die Insel Vilm:


Warst du schon einmal auf der Insel Vilm? Welchen Eindruck hat die Insel bei dir hinterlassen? Was konntest du auf der Insel entdecken?

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