Hallo da draußen

Küstenwälder von Mecklenburg-Vorpommern: der Usedomer Küstenwald

„Sanfte Hügel, sattes Grün,
Kiefern sind ganz windverkrüppelt,
Drüber weiße Wolken ziehn,
Ganz verschlossen meine Lippen.
Und die Birken schimmern golden,
Abendsonne trifft den See.
Bin beglückt durch diesen Anblick,
Doch der Abschied tut schon weh.” […]
(Ausschnitt aus dem Gedicht: Usedomer Inselglück)

© Traudel Zölffel (*1941), Lyrikerin

Nachdem ich im Rahmen des Aktionstages „Internationaler Tag der Wälder“ bereits den Artikel „Ostsee trifft Wald — Die Küstenwälder von Mecklenburg-Vorpommern“ veröffentlicht habe, möchte ich die dort vorgestellten Küstenwälder nochmals im Einzelnen genauer vorstellen.

Der folgende Artikel handelt vom Waldgebiet des Jahres 2016: der Usedomer Küstenwald.

Ich und der Usedomer Küstenwald

Zum ersten Mal bin ich auf den Usedomer Küstenwald aufmerksam geworden, als ich von seiner Auszeichnung „Waldgebiet des Jahres 2016” im Radio erfuhr. Diese Auszeichnung fand ich interessant, da ich bis dato noch nie davon gehört habe. Letztendlich hat es mich neugierig auf diesen Wald gemacht, aber ich musste ein paar Jahre warten, bis ich diesen auch endlich besuchen konnte.

Während der Corona-Pandemie im Jahre 2020 hat es mich sogar zweimal auf die Insel Usedom verschlagen. Ich habe die Insel dadurch in zwei Extremen erlebt. Beim ersten Mal völlig ausgestorben und beim zweiten Besuch nahezu überfüllt. Bedingt waren diese Extremen durch die damaligen Reisebestimmungen und so habe ich die Insel und natürlich seinen Wald in so einer nahezu beängstigen Ruhe und krassen Überfülle an Menschen erlebt, wie ich es sonst wohl nicht mehr in der Form erleben werde.

Der Küstenwald auf Usedom

Der Usedomer Küstenwald liegt im äußersten Nordosten der Bundesrepublik Deutschland in Mecklenburg-Vorpommern. Er erstreckt sich auf der Insel Usedom entlang der Pommerschen Bucht, vom Peenemünder Haken im Westen bis zur  polnischen Grenze im Osten.

Das Waldgebiet umfasst etwa 5.000 Hektar, davon ist über die Hälfte Landeswald. Dieser befindet sich überwiegend im Besitz der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern. Für die Nutzung und Pflege des Waldes ist die Forstverwaltung zuständig, deren Sitz im Ortsteil Neu Pudagla des Seebades Ückeritz befindet.



Waldgebiet des Jahres 2017 und Heil- und Kurwald

Im Jahr 2016 wurde bereits zum 5. Mal die Auszeichnung „Waldgebiet des Jahres” verliehen. Damit wurde das hohe Engagement des Forstamtes Neu Pudagla für die Schutz- und Nutzfunktion des Küstenwaldes geehrt.


Eine der vielen Informationstafeln, die man im Heil- und Kurwald von Heringsdorf findet.

Im gleichen Jahr seiner Auszeichnung als Waldgebiet des Jahres, wurde auch Deutschlands erster Kur- und Heilwald auf Usedom eingeweiht. Dieser etwa 187 Hektar große Waldabschnitt bei Heringsdorf dient dazu, sich einmal eine Auszeit zu gönnen, Energie zu tanken oder mit körperlichen Übungen die eigene Fitness zu stärken.

Geologie und Paläontologie

Die Insel wurde vor allem durch die Gletscher im Quartär geomorphologisch gestaltet und durch nacheiszeitliche Ereignisse geprägt. Die Insel Usedom ist ein Teil eines Endmoränenbogens. Endmoränen sind wallartige Aufschüttungen, die durch glaziales Inlandeis oder Gletscher verursacht wurden. Sie markieren auch den maximalen Vorstoß eines Gletschers.

An der Küste, also da wo auch der Usedomer Küstenwald steht, befinden sich Stauchendmoränen. Diese entstanden – dank des Vorrücken des Gletschereises – durch das Zusammenschieben von Gesteinsmaterial, das sich vor dem Eisrand befand. Waldabschnitte, die mehr im Inselinneren liegen, stehen hier auf kuppigen Grundmoränen.


Im Usedomer Küstenwald geht es hinauf und hinunter.

Dank der eiszeitlichen Vorgeschichte, kann man an der Küste einige Fossilien und Gesteine finden, die als Geschiebe hierher transportiert wurden. Neben Fossilien und interessanten Gesteinen kannst du auch Bernstein am Strand finden

Wenn du dich mehr für das Geschiebe auf der Insel Usedom interessierst, lohnt sich ein Besuch im Usedomer Gesteinsgarten. Nicht weit von der B 111 entfernt, direkt am Forstamt Neu Pudagla liegt der Zusammenarbeit mit dem Institut für Geologische Wissenschaften der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald angelegte Garten.

Hier findest du etwa 140 eiszeitliche Geschiebe, wovon einige bis zu 1.000 Kilometer von Finnland und Südschweden zurückgelegt haben.

Flora

Der Küstenwald hat eine breite Palette an verschiedenen Baumarten zu bieten. Die Kiefer (Gattung Pinus) ist dabei die häufigste Art, die man im Küstenwald findet. Gefolgt wird sie von der Rotbuche (Fagus sylvatica) und der Erle (Gattung Alnus)


Ein Blick nach oben zeigt spannende Wuchsformen und -arten.

Erwähnenswert ist zudem die Renaturierungsmaßnahmen, die in den letzten 20 Jahren durchgeführten Entsiegelungen, der Rückbau baulicher Anlagen im Wald und Renaturierungsmaßnahmen. Hierbei wurden im Küstenwald etwa 100 Hektar Gebäude zurück gebaut und Flächen wieder renaturiert. Ein Beispiel dafür ist der Zeltplatz Ückeritz,

Eine wichtige Rolle spielen im Küstenwald Usedom auch Entsiegelung, Renaturierung und der Rückbau baulicher Anlagen im Wald.

Eine wichtige Rolle spielen Entsiegelung, Renaturierung und der Rückbau baulicher Anlagen im Wald. So konnte in den in den letzten 20 Jahren im Küstenwald der Insel Usedom auf ca. 100 ha Gebäude zurück gebaut und die Flächen renaturiert werden. z.B. Teile des Zeltplatzes Ückeritz, der vor 25 Jahren der größte Zeltplatz Europas war.

Fauna

Dank der vielfältigen Pflanzen und Bäume im Küstenwald, fühlen sich auch unzählige Tierarten im Küstenwald sehr wohl. Usedom gehört zu den vogelreichsten Gebieten in Ostdeutschland. Hier gibt es allein 150 Arten, wovon 11 Arten zu den Greifvögeln zählen, wie z.B. Mäusebussard (Buteo buteo), Seeadler (Haliaeetus albicilla) und Turmfalke (Falco tinnunculus). Zudem kann man hier Wasservögel wie die Stockente (Anas platyrhynchos) oder die Graugans (Anser anser) und Singvögel wie das Rotkehlchen (Erithacus rubecula), den Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) oder die Kohlmeise (Parus major) beobachten.


Ein Waldbrettspiel (Pararge aegeria)

Große Säugetiere wie der Steinmarder (Martes foina) und der Rotfuchs (Vulpes vulpes) fühlen sich im Usedomer Küstenwald ebenfalls so wohl wie auch kleine Nagetiere wie Waldspitzmaus (Sorex araneus) und die Nordische Wühlmaus (Microtus oeconomus).

Bei den Reptilien kann man sowohl die Zauneidechse (Lacerta agilis) und die Glattnatter auf Usedom entdecken und Amphibien wie die Rotbauchunke (Bombina bombina) zählen ebenfalls zu den Bewohnern des Usedomer Küstenwaldes.

Impressionen


Der Usedomer Küstenwald verfügt insgesamt über etwa 70 km Wanderwege, 60 km Radwege und 30 km Reitwege. Hinzu kommen Kutschwege, Terrainwege der Kurkliniken und Trimm-Dich-Pfade der Seebäder. Da ist sicherlich auch etwas für dich dabei.

Touren-Tipps // Usedomer Küstenwald

Wandertour: durch den Heil- und Kurwald Heringsdorf

– seit 2016 gibt es den Heil- und Kurwald Heringsdorf und ist damit der erste Kur- und Heilwald Deutschlands. Tauche in das Grün ein und profitiere von den gesundheitsfördernden Wirkung des Waldes –

Radtour: durch den Usedomer Küstenwald

– um die Insel per Rad zu entdecken, eignet sich am besten der Ostseeküstenradweg. Auf teilweise sehr guten asphaltierten Radwegen fährst du durch den Usedomer Küstenwald und hast aber auch die Ostsee immer wieder im Blick –


Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du einige interessante Links mit Informationen, die dich tiefer in den Usedomer Küstenwald eintauchen lassen:


Warst du schon einmal im Usedomer Küstenwald? Wie wirkte auf dich der Kur- und Heilwald? Welche Entdeckungen hast du dort gemacht? 

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