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Die Geologie der Insel Poel

„Eis ist meist Oberfläche.”
© Manfred Hinrich (1926 – 2015), Dr. phil., deutscher Philosoph, Philologe, Lehrer, Journalist, Kinderliederautor, Aphoristiker und Schriftsteller

Die Insel Poel ist eine beliebte Ausflugs- und Urlaubsinsel in Nordwestmecklenburg. Die 34,3 km² große Insel hat viel von ihrer Ursprünglichkeit bewahrt und jetzt in den Herbst- und Wintermonaten ist sie wahrlich eine Insel der Ruhe.

Nur wenige verirren sich hier an den Stränden von Timmendorf Strand und Schwarzer Busch. Vor allem die Natursteinstrände sind oft menschenleer. Aber nicht ganz, denn das sind die Orte, wo ich mich als Geologe gerne aufhalte. Hier kann man nämlich viel über die Geologie der Insel erfahren.

Die Insel Poel

Besucht man die Insel Poel, fällt die flachwellige Landschaft sofort ins Auge. Wie die Landschaft, so ist auch die ganze Insel eine Hinterlassenschaft der Gletscher der letzten Eiszeiten. Neben der Landschaft kann man hier noch allerhand weitere Hinweise und Zeugen der letzten Eiszeit finden.


Moränenlandschaft Insel Poel
Die Moränenlandschaft der Insel Poel

Entstehung der Insel Poel

Die Insel Poel liegt im Nordosten der Wismarer Bucht. Nur durch einen befahrbaren Damm ist sie mit dem mecklenburgischen Festland verbunden. Doch das war nicht immer so. Erst 1927 wurde ein Damm zwischen Poel und dem Festland errichtet; davor war das Erreichen der Insel nur mit Schiffen und Booten möglich.

Die Insel Poel ist vor etwa 24.000 Jahren entstanden. Es herrschte die letzte Eiszeit in Norddeutschland (sog. Weichsel-Eiszeit), wo viele Meter mächtige Gletscher das Land bedeckten. Doch die Eiszeit war nicht durch allein der Existenz der Gletscher gekennzeichnet, sondern durch die Gletschervorstöße und -rückschmelzvorgänge geprägt. In dieser Zeit bildete sich auch die Wismarer Bucht und die heutige Küstenlinie von Mecklenburg-Vorpommern.

Aufgrund des Eises bildeten sich hier im Nordwestmecklenburg Endmoränen, wobei die markanteste Endmoräne von der Pommerschen Haupteisrandlage gebildet wurde. Sie verläuft durch Mecklenburg-Vorpommern von Nordwesten nach Südosten.

Die Gletschermoränen von Poel

Um sich ein Bild von der Wirkung der Gletscher zu machen, sollte man die Kliffs beim Schwarzen Buschs oder bei Timmendorf Strand besuchen.

Hier lassen sich gut interessante Schichtverbiegungen und Stauchungen an den Steilwänden beobachten. Doch sind häufig diese Beobachtungen nur von kurzer Dauer. Denn die durchschnittliche Abtragung dieser Steilwände beträgt etwa 50 cm und so wird das Wiedererkennen älterer Strukturen nach jedem Abbruch problematisch.

Schuld daran sind die Sturmwässer, die jedes Jahr etwas von der Steilküste an Material mitnehmen. Daher spricht man auch von einer „aktiven Steilküste”.


Stauchungen am Westkliff

Dennoch lassen sich einige Stauchungen glücklicherweise auch längerfristig erkennen. Diese Stauchungen sind durch den letzten Eisvorstoß verursacht und hinterließen die sogenannte Obere Moräne. Sie stammt aus der Zeit des sogenannten Mecklenburger Vorstoß (etwa von 15.000 bis 13.000 v. Chr.); der jüngste Gletschervorstoß der Weichsel-Eiszeit.

Unter dieser Moräne liegt die „Mittlere Moräne”; gekennzeichnet durch einen Schluffton an der Basis. Schluff (auch „Silt”) ist ein sehr feinkörniges Gestein (0,0063 mm bis 0,02 mm Korngröße), wobei ein Schluffton noch einen hohen Anteil an Ton aufweist. Ton ist ein natürliches Material, das hauptsächlich aus Tonmineralien besteht und ab einem bestimmen Wassergehalt sogar plastisch verformbar ist.

Die dritte und älteste Moräne, die man auf der Insel Poel findet, wird einfach „Untere Moräne” genannt. Der untere Bereich der Moräne besteht aus Feinsanden. Aufgrund des gleichen geologischen Aufbaues, ist kein Unterschied zwischen der Mittleren und Unteren Moräne erkennbar.

Der geologische Aufbau am Beispiel „Westufer von Timmendorf Strand”

Zugegeben, besucht man die Steilwände von Timmendorf Strand sind die drei verschiedenen Gletschervorstöße nicht gut zu zu, aber dafür das Material aus denen die Steilwände bestehen. Hier unterscheidet man drei verschiedene Arten von Gesteinen:

  • Geschiebemergel

Anhand des Namens kann erkennen, was sich in diesem Gestein beinhaltet – natürlich das Geschiebe. Kreuz und quer, unterschiedlicher Art liegen diese Geschiebe in dem Mergel, wie die Rosinen in einen Kuchen.

Der Mergel ist an sich eine Mischung aus Tonen und Kalken. Neben den darin steckenden Geschiebe und auch Findlingen, ist er an seiner grau-blauen Farbe gut zu erkennen.


Allerlei Geschiebe

  • Geschiebelehm

Da die Steilküste den natürlichen Prozessen der Verwitterung durch Wind, Sonne und Wasser ausgesetzt ist, geht aus dem Geschiebemergel langsam ein Geschiebelehm hervor.

Dank Niederschlagswasser, dass in den Geschiebemergel eindringt, löst sich der darin enthaltene Kalk. Dazu kommt noch Eisen-2-Oxid in Kontakt mit Sauerstoff und oxidiert zu Eisen-3-Oxid. Dieses Phänomen kann man gut an der Farbe des Geschiebelehms erkennen. Das kalkfreie, graue Gestein beginnt eine braune Farbe anzunehmen. Man spricht auch von „rosten”.

  • Schmelzwassersande und -kiese

Beide Gesteine entstehen wenn der Gletscher abschmilzt und dadurch das bisher transportierte Material – meist am Fuße des Gletschers – endgültig abgelagert wird.

An einigen Stellen am Steilufer vom Westkliff findet man diese Gesteine als ganze Ansammlung von kleinen gerundeten Gesteinen vor oder sogar als ganze Sandschichten vor, die sich vom umgebenden Gestein farblich abheben.


Schichten von Schmelzwassersanden

Abtragung und Ablagerung

Neben den „vor Ort” anstehenden Gestein an der Westküste von Poel (auch in geringer Mächtigkeit auch im Norden zu beobachten) kann man auch weitere geologische Beobachtungen auf Poel machen.

Zu einem ist es die Abtragung von der Steilküste. Nahezu nach dem jedem Winter- oder Frühjahressturm hat die Westküste ein anderes Bild. Zeigt aber auch, wie gefährlich sich der Aufenthalt bei der Steilküste sein kann. Daher empfehle ich ich einen gebührenden Abstand zu der Steilküste zu halten.

Man kann nie wissen, wann wieder ein Stück der Steilküste abbricht oder es zu Rutschungen kommt. Verantwortlich dafür ist u. a. der Geschiebelehm, der wie eine Rutschbahn auf das herunterfallende Gestein wirkt und somit die Rutschung an sich fördert.


Nach Rutschung: Frisches Material liegt am Fuße des Nordufers beim Schwarzen Busch

Das neue Material, welche nach dem Abbruch oder Rutschung am Ufer liegt, wird ein wenig durch den Wind, aber hauptsächlich durch Wasser fortgetragen.

Beim Westufer herrschen meist Westwinde, so wird das dortige Material nach Süden verlagert. Es bilden sich Sandbänke, die nach und nach zu einem Sandhaken wachsen können. Es bildet sich hinter dem Sandhaken eine Bucht.

Erfolgt der Materialschub kontinuierlich bilden sich Nehrungen, die letztendlich die Bucht einschließen können. Dieses Phänomen ist im Süden der Insel Poel zu beobachten. Hier bildete sich eine Nehrung mit dem Namen „Rustwerder”. Diese Nehrung ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen und das Betreten ist verboten.



Ein anderes Phänomen zur Verladung von Material ist die Insel Langenwerder, die wie der Rustwerder ebenfalls auch als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.

Diese Insel entstand durch die Aufschüttung von Kiesen und Sanden, die dann ein Strandwallsystem bildeten.


Blick auf die Vogelinsel Langenwerder

Die Insel ist ein Rastplatz für viele geschützte Vogelarten, daher ist ein Betreten der Insel ist untersagt. Aber im Rahmen einer offiziellen Führung ist es möglich ein näheren Blick auf die Insel zu werfen. Mehr Infos zur offiziellen Führung erhältst du in der Kurverwaltung, die sich in Kirchdorf befindet


Quellen und interessante Links

Hier findest du weitere Informationen zu der kleinen, aber feinen Insel Poel:


Hast du schon einmal die Insel Poel besucht? Wo warst du da? Welche geologischen Beobachtungen hast du auf Insel gemacht?

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