Hallo da draußen

Ich bin Sammler – und (trotzdem) Minimalist

„Viele Menschen sammeln Kunstwerke um damit anzugeben.
Nur wenige sammeln sie, weil sie ihnen gefallen.”
© Frank Dommenz (*1961), Malermeister und Illustrator

Heute ist der 7. Januar – der Tag des alten Gesteins.

Ein Tag, der vor allem in Amerika als „Old Rock Day” gefeiert wird.

Dieser „Feiertag” soll eine Möglichkeit sein, Gesteinen und Fossilien mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um so mehr über diese faszinierenden Objekte zu erfahren. Man kann an diesem Tag auch ein Naturkundemuseum besuchen oder anfangen, eine Sammlung von Fossilien oder Gesteinen anzulegen.

Ich nahm mir diesen Tag zum Anlass, um darüber zu erzählen, wie ich als überzeugte Minimalistin gleichzeitig auch eine Sammlerin von Gesteinen und Fossilien sein kann.

Die Entdeckung meines Minimalismus

Minimalismus.

Das ist Lifestyle, Trend und Konsumkritik – und noch einiges mehr. Daher ist es auch nicht so einfach zu sagen, was Minimalismus genau ist. Fragt man 100 Minimalisten nach deren Definition von Minimalismus, wird man sicherlich 100 verschiedene Antworten erhalten. Denn jeder von ihnen wird ein eigenes Verständnis von Minimalismus haben. So auch ich.

Ich bezeichne mich selbst seit knapp 3 Jahren als Minimalistin.

Der Auslöser, der mich zum Minimalisten gemacht hatte, war die Erkenntnis, dass ich einst beim Einkauf von CDs gemerkt habe, dass es mir nicht mehr um die Gegenstände an sich ging, sondern nur um deren bloßen Besitz. Der Moment des Bezahlens machte mich noch glücklich, doch kaum waren die CDs bei mir zu Hause, war die Freude verflogen.

Der Zufall wollte es, dass ich zu dieser Zeit im Internet die ersten Artikel über „Minimalismus” las. Ich konnte mich sofort mit der Lebensweise dieser Menschen identifizieren und ihre Beweggründe verstehen. Immerhin machte ich gerade ähnliche Erfahrungen. Für mich war jedenfalls Minimalismus ein „Augenöffner”, der mein Leben verändern sollte. So begann ich ab sofort minimalistischer zu leben.

Mein erster Schritt, minimalistischer zu leben, war das Ausmisten von Gegenständen. Vieles, das ich früher besaß, leihe ich mir heutzutage aus. Denn ich sage mir, ich muss nicht alles mehr besitzen. Auch muss nicht alles immer neu sein. Es kann auch gebraucht und trotzdem noch gut sein.

Nur eine Sache blieb von meinem Minimalismus-Aktionismus verschont: meine Fossilien- und Gesteinssammlung.

Mein Glück vom Sammeln

Als Kind fand ich bei Spaziergängen und Wanderungen allerhand interessante Gegenstände, die ich mit nach Hause nahm. Neben Vogelfedern und Schneckenhäusern gehörten Gesteine und Fossilien zu den häufigsten Sammelobjekten.

Aufbewahrt habe ich diese Funde in runden Metalldosen und in Schuhschachteln. Ein großer Teil der Sammlung besitze ich noch heute.

Durch mein Studium der Geologie-Paläontologie kam noch einiges an geowissenschaftlichem Material dazu. Hier fing ich auch an, aus meiner anfänglichen Ansammlung an Gesteinen und Fossilien eine Sammlung ordentlich und mit wissenschaftlichem Ansatz zu erstellen.

Das heißt, ich katalogisierte meine Funde. Dazu gehörte es, dass ich zu jedem Fund auf einem kleinen Zettel das Funddatum, den Fundort und das gefundene Objekt (Gestein oder Fossil), – sofern ich es bestimmen konnte – notierte.

Ich bin recht stolz auf diese Sammlung, denn neben dem wissenschaftlichen Wert ruft sie auch schöne Erinnerungen an eine tolle Studentenzeit hervor.

Warum sollte ich mich also davon trennen?

Ich habe es nicht getan, weil ich für mich den Minimalismus für Sammler entdeckte.

Minimalismus vs. Sammeln

Ich bin laut meiner Lebensweise und Hobby folglich gleichzeitig Minimalist und Sammlerin.

Doch wie kann ich beides sein?

Darf ein Minimalist überhaupt sammeln?

Ich sage: Ja – natürlich darf ein Minimalist auch ein Sammler sein. Ich behaupte außerdem, dass Minimalisten sogar die besseren Sammler sind; denn Minimalisten sind mehr darauf bedacht, was sie sammeln.

Hierbei kann man auch von einem Sammeln sprechen, denn viele Sammler besitzen eher eine Ansammlung von Gegenständen, deren reiner Besitz nur wichtig ist, aber völlig ungefragt bleibt, ob es denn wirklich ihr Leben bereichert.

Man sollte sich also als Sammler fragen, ob man die Objekte seiner Sammlung nur wegen des Besitzens willen hat oder ob diese Sammlerstücke wirklich etwas in einem auslösen; ein Gefühl, das man mit „Freude“ und „Glück“ bezeichnen kann.

Ich weiß, es klingt etwas gefühlsduselig, aber ich finde, darüber sollte man sich als Sammler ruhig Gedanken machen.

„Macht mich dieser Gegenstand glücklich?” oder „Bereichert dieses Objekt mein Leben?” sind Fragen, die man sich als Minimalist und Sammler stellen sollte.

Mein Glück vom Sammeln als Minimalist

Sammeln macht (mich) glücklich.

Hier steht der Minimalismus nicht im Wege, sondern kann, wenn man ihn richtig anwendet, sogar helfen, aus einer eher bedachtlosen und besitzorientierten Ansammlung an Objekten eine bedachte Sammlung anzulegen. Letztendlich zeigen diese Sammelgegenstände auch einen Teil der eigenen Persönlichkeit.

Nehmen wir zum Beispiel meiner Fossilien- und Gesteinssammlung: Zu jedem meiner Fundobjekte besitze ich eine Beziehung. Ich kann spannende Geschichten oder aufregende Erlebnisse zu jedem Objekt erzählen. Diese Sammlung spiegelt also nicht nur ein Teil meiner Persönlichkeit, sondern auch ein Teil meines Lebens wider.

Diesen Teil hätte ich vollkommen ausgelöscht, wäre ich einem radikalen Minimalismus gefolgt. Ich verstehe unter dem Minimalismus aber kein reines radikales Entrümpeln und Reduzierens des eigenen Besitzes. Kann ich denn durch diese „Hau-drauf”-Methode sehen, was mir persönlich wichtig ist? Ich sage klar und deutlich: Nein!

Aber ein Minimalismus, der mich dazu bringt, sich bewusst mit meinem Besitz auseinanderzusetzen, der kann mir dann auch helfen, das Wichtige vom Überflüssigen zu unterscheiden. Ich behalte nur das für mich Bedeutsame und Wichtige – und letztlich auch das, was mich glücklich macht.

Folglich kann ich gleichzeitig Minimalist und Sammler sein, ohne in einen Konflikt zu geraten – der in meinen Augen letztendlich auch gar nicht existiert. Ich konzentriere mich auf das Wesentliche meiner Sammlung und das Wesentliche sind meine eigenen gefundenen Fossilien und Gesteine. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.

Daher ist Sammeln (von Fossilien und Gesteinen) für mich als Minimalist das pure Glück.

Und Glück hat doch jeder von uns verdient, oder?


Bist du Sammler oder Minimalist? Oder beides? Was sammelst du? Was macht dich als Minimalisten aus? 

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