Hallo da draußen

Durch das grüne Tal der Wałsza – Wandern in Ermland

„Von oben ist gut sehen,
im Tal ist gut gehen“
Deutsches Sprichwort

Wenn ich auf dem Rad mehrere Tage unterwegs bin, heißt es nicht, dass ich dabei völlig auf Wanderungen verzichte. Im Gegenteil. Solche Touren per pedes sind eine schöne Abwechslung bei Radreisen und erinnern mich daran, auch mal nur im Schritttempo die Natur und Umgebung wahrzunehmen. Für mich sind solche Touren immer eine wohltuende „Reisebremse”.

Bei meiner Bikepacking-Tour durch Ermland und Masuren habe ich meistens Spaziergänge unternommen, weil die einzelnen Etappen doch manchmal zu sehr an meinen Kräften gezerrt haben, dass es dann nur für einen kurzen Spaziergang am Übernachtungsort gereicht hatte.

Die Entdeckung eines Kleinods

Vor meiner Reise habe ich mich nicht über die Radwege von Masuren erkundigt, sondern auch nach geeigneten kurzen Wandertouren vor Ort recherchiert.

Ich konnte vorab natürlich nicht einschätzen, ob ich überhaupt die Zeit oder Energie für eine kleine Wanderung nach jeder erfolgreich absolvierten Rad-Etappe hatte. Dennoch wollte ich ein paar Wanderrouten in petto haben. Darunter gehörte auch die Wanderung durch das Wałsza-Tal.

Es war letztendlich meine einzige Wanderung, die ich auf meiner Bikepacking-Reise durch Ermland und Masuren gemacht habe.


Blick auf die Wałsza

 

Das Wałsza-Tal

Das Wałsza-Tal ist ein etwa 206 Hektar großes Landschaftsschutzgebiet, das direkt im Südwesten an den Ort Pieniężno angrenzt. Das Gebiet wurde bereit 1907 unter Naturschutz gestellt.


Eingangstor zum Naturschutzgebiet

Die Wałsza (deutsch: Walsch) ist ein 67 Kilometer langer Fluss, der durch das Ermland fließt. Bei Pieniężno fließt es durch die durch Moränen geformte Landschaft und hat sich zwischen den einzelnen Moränenhügel tief ins Tal hinein geschnitten.

Der Lehrpfad

Durch das Tal wurde ein botanischer Lehrpfad errichtet, der über die besondere Flora des Tales aufklärt. Zu den seltenen Pflanzen, die hier beobachtet werden können, gehören u. a. Scharbockskraut, Schuppenwurz, Pestwurz, Ackerglockenblume, Rote Lichtnelke und Tüpfelfarn.

Ein einfacher, hölzerner Torbogen begrüßt mich mit der Aufschrift „Sciezka Edukacyjna Czarci Jar” (auf Deutsch etwa: „Teufelsschlucht-Lehrpfad”). Neben Hinweisen, dass ich jetzt ein Schutzgebiet betrete, entdecke ich schon bald die ersten Lehrtafeln.

Leider spreche ich kein Polnisch, doch immerhin ist der Artname der vorgestellten Pflanze auch in deutscher Sprache angegeben. Was im Text in polnischer Sprache steht, kann ich nur erahnen.


Kleine Info-Tafel über den Wald-Gelbstern (Gagea lutea)

Im Uhrzeigersinn folge ich dem Lehrpfad. Über eine Brücke komme ich auf die andere Seite und habe damit auch bereits schon die Hälfte des Weges geschafft. Fast beim Ausgangspunkt angekommen, passiere ich noch einen Grillplatz. Hier stehen einige interessante Tafel, die einiges über die Tierwelt des Wałsza-Tals und der Region vermitteln. Am Ausgangspunkt angekommen ist es nur noch ein Katzensprung bis Pieniężno.

Die Pflanzenwelt an der Wałsza

Obwohl es bereits Ende September ist, kann ich interessante Pflanzen am Wegesrand im bewaldeten Tal entdecken.

Der Schachtelhalm gehört hierbei zu den Pflanzen, die ich sofort unter allen anderen Pflanzen erkenne. Bereits von meinem Studium der Geologie-Paläontologie lernte ich diese einzigartig aussehenden Pflanzen kennen und auch lieben.


Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale) in der Nahaufnahme

Bereits seit dem Oberkarbon (vor etwa 299 – 318 Millionen Jahren) existieren diese Pflanzen auf unseren Planeten und sie haben sich im Verlaufe der Jahrmillionen Jahre bis zum heutigen Tag vom Aussehen her kaum verändert.

Einzig die Wuchsgröße hat sich reduziert. Während die fossilen Vertreter noch riesige Gewächse mit einer Wuchshöhe bis zu 30 Metern und einem Stammdurchmesser von bis zu einem Meter waren, werden heutzutage einige Schachtelhalm-Arten nur höchstens zwei Meter hoch.

Hier am Ufer der Wałsza finde ich viele Exemplare des Winter-Schachtelhalms (Equisetum hyemale). Auch eine Infotafel des Lehrpfades weist auf diese „lebendigen Fossilien” hin.

Die Tierwelt an der Wałsza

Im Gegensatz zu den Pflanzen, wo ich dank der Informationstafeln viele Informationen erhalten, ist es schwierig für mich, das eine oder andere Tier zu entdecken. Es heißt aber nicht, dass ich überhaupt nichts sehe.

Eine Ringelnatter (Natrix natrix) kreuzt kurz meinen Weg und ist dann bereits schon wieder im Unterholz verschwunden. Das Tier war so schnell, das selbst mir ein Schnappschuss nicht gelang. Aber Ringelnatter sind sehr gut von den anderen Schlangen zu unterscheiden. Helle markante Nackenflecken bilden einen „Halsring“, das namensgebende Merkmal der Ringelnatter. Sie gehört zu den Reptilien, die man auch in Deutschland am ehesten in Wassernähe findet.


Kopf einer Ringelnatter (Natrix natrix) © Doreen auf Pixabay

Ich gebe zu, dass ich das Tier häufig viel zu spät entdecke und mich bei ihrem Anblick zuerst erschrecke, weil es anscheinend plötzlich aufgetaucht ist. Aber die Tiere tarnen sich auf dem Waldboden einfach perfekt – und nach dem Schreck ist dann auch wieder alles okay, denn diese Schlangenart ist für uns Menschen völlig ungefährlich. Und so wandelt sich der anfängliche Schreck meist sofort in Freude um, da man dieses wunderschöne Tier in der Natur entdeckt hat.

Ein Tier, das hier bezüglich des Wałsza-Tals ebenfalls erwähnt werden sollte, ist das Vorkommen des großen Pestwurzrüsslers (Liparus glabrirostris). Er ist mit seinen 14 bis 19 Millimetern Länge die größte einheimische Rüsselkäfer-Art in Mitteleuropa. Dieser tiefschwarze Käfer besitzt vereinzelte gelbliche Haarflecken, die sich über den ganzen Käfer verteilen. Zudem hat er rückgebildete Hinterflügel und ist damit flugunfähig.


Großer Pestwurzrüssler auf der Schneealpe © spacebirdy / CC-BY-SA-3.0

Mit Vorliebe suchen diese Käfer verschiedene Pestwurzen (Gattung Petasites) auf, um sich von ihnen zu ernähren. Rüsselkäfer gehören zu den phytophagen Käfern, d. h. sie ernähren sich rein pflanzlich. Ich selbst habe leider keine Großen Pestwurzrüssler entdeckt. Aber diese Tiere lassen sich auch nur zwischen April und August am leichtesten beobachten. Jetzt ist bereits Ende September.

Weitere Impressionen

Fazit

Das Wałsza-Tal ist ein kleines, aber wunderbares grünes Tal, dass sich wunderbar für eine kleine Tour eignet. So richtig einsam, wie es den Anschein hat, ist es hier aber nicht. Daher nicht wundern, wenn dir Spaziergänger oder auch Jogger entgegenkommen. Man merkt, dass das Tal direkt an der Stadt Pieniężno angrenzt.

Ich kann hier die Menschen, die das Tal betreten, gut verstehen. Würde ich dort wohnen, würde ich auch so oft wie möglich das Wałsza-Tal aufsuchen wollen. Das Tal ist eine kleine Flucht von der Stadt, die sich in unmittelbarer befindet, aber hier im Tal bekommt man davon nichts mit. 


Steckbrief

Karte

Für meine Tour habe ich einfach eine Runde im Uhrzeigersinn gewählt.

Anfahrt

Ich bin mit dem Fahrrad zum Ausgangspunkt Pieniężno gereist. Mit der Bahn als auch mit dem Bus kann man anreisen. Bushaltestelle wäre hier Pieniężno dworzec kolejowy.

Wegbeschaffenheit

Der Weg um das Wałsza-Tal ist fast durchgehend ein Waldpfad, bei Regen sollte man hier etwas vorsichtig sein, denn es kann matschig und dadurch recht rutschig werden.

Einkehrmöglichkeiten

Auf dem Wanderweg entlang der Wałsza gibt es keine Einkehrmöglichkeit, aber dafür im Ort Pieniężno. Auf der Westseite der Flusses gibt einen Grillplatz.


Quellen und lesenswerte Links

Du willst mehr über das Wałsza-Tal wissen? Dann helfen dir die folgenden Links weiter:

Die Links wurden am zuletzt am 06.03.2023 aufgerufen. 


Warst du schon einmal im Wałsza-Tal? Welche Entdeckungen hast du dort gemacht?

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