Hallo da draußen

25. HWN-Tour: Von Lautenthal nach Wildemann

„Das Klein-Tirol im Oberharz“
© Eigene Bezeichnung des Ortsteils und ehemaligen Bergstadt Wildemann

Unser langes Wander-Wochenende neigt sich jetzt dem Ende zu. Heute ist unser letzter Tag im Harz. Schade, dass das Wetter nicht mitspielt. Aber gut, daran ändern können wir nichts. Es regnet – oder – es hat geregnet. Es ist an diesem Tag ein Wechselspiel.

Nicht gerade das perfekte Wanderwetter; doch B. und ich sind nun mal im Harz um zu wandern. Und wir gehören nicht zu den Personen, die sich von ein paar Tropfen Wasser abschrecken lassen. In der Pension den ganzen Tag hocken ist auch keine Option. Also, Wanderstiefel an und los gehts!

Was ist unsere Motivation? Natürlich ein paar Stempel der Harzer Wandernadel zu sammeln.

Auf der Liste stehen zwar nur 3 Stempel, doch dafür werden wir einige Höhenmeter überwinden müssen. Es geht heute sogar zweimal bergauf und bergab.

Wir wandern am späten Vormittag los. Die Bergstadt Lautenthal ist unser Ausgangspunkt. Bereits hier müssen wir die erste Anhöhe erklimmen, aber diese Anstrengung wird dann mit einem Stempel auf der Anhöhe belohnt werden.

Der Weg zum Bergbaulehrpfad

Bereits in Lautenthal haben wir ein etwas unscheinbaren Schild mit dem Hinweis „Bergbaulehrpfad“ gelesen. Und der Bergbaulehrpfad lies sich nicht lange auf sich warten.

Als wir die erste Anhöhe geschafft haben, treffen wir die ersten Schildern des Bergbaulehrpfades vor. Aber natürlich sind es keine einfachen Schilder, sondern die bekannten „Dennert-Tannen“ gesellen sich zu den einfach geometrischen Schildern dazu.


Sie erzählen ein Stück Bergbau-Geschichte: Dennert-Tanne und Dreiecke

Auf den Schildern erfahren wir, das hier in Lautenthal hauptsächlich Erz abgebaut wurde. Da Lautenthal quasi direkt an der Quelle liegt, hat die Stadt auch den Zusatz „Bergstadt“ erhalten.

Je weiter wir bergauf gehen, desto mehr Hinweise und Hinterlassenschaften des ehemaligen Bergbaus finden wir wieder. Uns fallen vor allem die fantasievollen Namen wie „Schacht Abendstern“ oder „Unterer Richtschachter Graben“ auf.

Maaßener Geipel

Nicht mal einen Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt und doch kostet uns die Überwindung von über 100 Höhenmeter Kraft. So sind wir sehr dankbar erstmal diese Steigung zur ersten Stempelstelle geschafft zu haben: der Maaßener Gaipel.

Jeder, der sich für den Harzer Bergbau interessiert wird hier sicherlich voll auf seine Kosten kommen, denn hier gibt es vieles zu entdecken.

B. schaut sich näher die verschiedenen Ausstellungsstücke an, während ich zuerst die Fernsicht genieße. Hier liegt Lautenthal einem zu Füßen.


Eine von vielen Fernsichten bei Lautenthal

Der Name „Maaßener Gaipel“ ist eine Kombination aus zwei Bergbaubegriffen: Der Name „Maaßen“ geht auf die Bergbaugebäude zurück, die über Tage – also auf der Erdoberfläche – liegen. „Gaipel“ ist ein Begriff aus dem Oberharz und bezeichnet damit ein Schachtgebäude.

Seit vielen Jahrzehnten ist bereits der Maaßener Gaipel ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel für Besucher der Bergstadt Lautenthal.


Der Förderschacht

Eindrucksvoll ist hier der Maaßener Förderschacht – ein riesiges Konstrukt. Hier sollte man auf die Augen offen halten. Denn überall am Förderschacht gibt es Gegenstände und Informationen; u.a. kleine Schilder, die über die Geschichte des Maaßener Schachtes erzählen und auch Grubenwerkzeuge werden hier gezeigt.

Ein witziger Fund ist der „Bierstollen“. Er diente einst als Getränkelager für die Gaststätte, die sich hier noch befindet und ein beliebter Ausflugsort ist. Die Gaststätte ist noch nicht geöffnet, daher war sie für uns nicht weiter interessant.


Der Bierstollen

Ganz romantisch?!

Der Stempelabdruck mit der Nr. 107 steht nun im Heft. Jetzt kann es weiter gehen. Es geht weiter hinauf – laut einem kleinen Schild – befinden wir aus auf dem „Romantischen Aufstieg“. Aufstieg und romantisch?! Naja … ich wußte nicht, das Romantik so anstrengend sein kann. Eine Steigung bis zu 20 % muß hier überwunden werden.

Immerhin, der Weg wird immerhin breiter und lichter. Bald ist der höchste Punkt mit 557 m ü NHN bei der heutigen Wandertour erreicht: der Kranichsberg. Die nächste Stempelstelle ist mit nur ein paar Höhenmeter mehr ist der „Grumbacher Teich“.

Wir folgenden den Waldweg bis wir zu einer Kreuzung kommen, hier verläufter der „Sägemühlenweg“ entlang und hier steht für alle, die eine Rast im Trocknen brauchen, eine Holzhütte mit dem Namen „Försterplatz“ zur Verfügung. Diese Hütte ist aber in die Jahre gekommen. Wir rasten nicht, sondern es geht zum zweiten Zielpunkt.

Der Grumbacher Teich

Wir folgen dem Sägemühlenweg nur ein Stück und biegen dann nach links in einem unbenannten Weg ein. Dieser führt uns direkt zum Grumbacher Teich. Bei der Hütte direkt finden wir auch die zweite Stempelstelle vor. Jetzt machen wir ein wenig Pause.


Blick von der Schutzhütte auf dem Grumbacher Teich

Der Blick von der Schutzhütte auf den Grumbacher Teich ist einzigartig. Es erinnnert mich ein wenig an die Landschaft, die ich in Finnland kennengelernt habe. Kein Wunder, dass diese Stempelstelle 2012 zur schönsten Wanderstempelstelle gewählt wurde.

Trotz des Wetters macht nicht nur der Grumbacher Teich ein tollen Eindruck, auch gibt es hier einen Wasserfall zu bewundern.


Grumbacher Wasserfall

Nach der Pause gehen wir über die Staumauerbrücke auf die andere Seite des Grumbaches. Hier gehen wir zuerst zum Aussichtspunkt, wo man den Wasserfall von oben aus bewundern kann. Hier sind wir nicht die einzigen Besucher.

Es geht ein paar Meter wieder zurück und eine Treppe hinauf zu der Allee „Baum des Jahres“.

Die Allee der (nicht nur) Bäume

Die Allee „Baum des jahres“ wurde von der Harzklub-Jugendgruppe WANJA errichtet. Sie griff auf die Idee des Vereines „Baum des Jahres e.V.“ zurück, die seit 1989 jedes Jahr einen Baum zum „Baum des Jahres“ ernennt.

Doch nicht nur eine Reihe von „Bäumen des Jahres“ finden wird vor, auch eine Reihe von verschiedene Arten von Nistkästen wurden am Weg aufgestellt. Hierzu steht auch ein Schild mit der Frage „Verschiedene Nistkästen?“.


Eine Reihe von Vogelkästen

Es regnet wieder sehr leicht. Und es ist warm. Das ist eine Kombination, die die Feuersalamander (Salamandra salamandra) aus ihren Verstecken hervorlockt.

Wir finden auf dem Weg nicht nur ein Exemplar, sondern gleiche mehrere. Ich bücke mich und beobachte ein Tier aus nächster Nähe.


Ein Feuersalamander (Salamandra salamandra) von oben

Jedes Tier hat seine indiviuelle gelbe Musterung. So kann es vorkommen, das man ein Exemplar mit gelben Flecken und an anderes Exemplar mit gelben Längsstreifen sieht. Auch im seltenen Fall kann das Tier vollkommen schwarz sein. Die Exemplare, die wir hier vorfinden haben alle eher Längsstreifen.

2016 war der Feuersalamander zum „Lurch des Jahres“ benannt worden. Diese Auszeichnung dient dazu auf die gefährdete Art aufmerksam zu machen und für deren Schutz zu sensibilisieren. Und nebenbei – es ist wirklich ein hübsches Tier, oder?!

Am Eingang des Grumbachtales

Der Lehrpfad, der recht breit ausgebaut und dazu noch bergab verläuft, führt uns durch das das Grumbachtal, bis wir zum „Eingang des Grumbachtales“ – laut einem Schild – erreicht haben. Bereits auf dem Weg zum Eingang haben wir einige „Ausstellungsstücke“ der Harzer Bergbaus bewundern können. Dazugehörige Schilder erklären kurz, um was es sich für Exponate handelt.

Ein interessanter Gegenstand – vielleicht sogar der interessanteste – der sich als Signalgerät entpuppt, ist die „Hillebille“.


Die „Hillebille“

In Zentraleuropa war die Hillebille bereits seit dem frühen Mittelalter in Gebrauch. Im Harz war es in den abgelegenden Gegenden von Köhlern benutzt worden. Je nachdem wie auf das Brett geschlagen wurde, konnte man erfahren, was der Köhler mitteilen wollte. Ein Schild erklärt, die Schlagabfolge der verschienen Nachrichten. B. testet die Hillebille. Es ist laut. Und durch das Tal hallen die Schläge natürlich nach. Kaum zu glauben, das sowas einfaches so effektiv sein kann.

Das letzte Mal hinauf

Am Eingang des Grumbachtales beginnt auch schon der Ortsteil „Wildemann“ – unser Zielpunkt, doch wir sind noch nicht mit unserer Wandertour fertig.

Wir gehen durch die Straße „Im Spiegeltal“ entlang und biegen dann nach links in einem Pfad, der uns zum „Halbe-Höhen-Weg“ bringt. Hier geht es wieder nach oben. Wir brauchen für den gesamten Aufstieg, der uns auf einem schmalen Pfad durch einen Nadelwald führt, etwas 30 Minuten. Der „Ernst-August-Stieg“ führt uns zu der gleichnamigen Höhe. Von hier aus ist es bis zur Prinzenlaube – die letzte Stempelstelle – nur ein Katzensprung.


Die Stempelstelle: Prinzenlaube

Hier steht in 558 m über NHN eine Köhlerhütte nachempfundene Wanderhütte. Hier finden wir auch den Stempelkasten.

Der Namen „Prinzenlaube“ stammt von Prinz Adolph von Hannover und Herzog von Cambridge. 1814 machte er eine Oberharzreise und verweilte hier um den Anblick auf die Bergstadt Wildemann zu genießen. In einer „Laube“ wurde der Prinz bewirtet.


Blick auf die Bergstadt Wildemann

Wildemann ist eine ehemalige Bergstadt, die aber jetzt „nur“ noch als Ortsteil der Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld zählt. Dennoch rühmt sich dieser Ortsteil mit einer einzigeartigen Lage und Landschaft im Grumbachtal und so bezeichnet sich dieser Ortsteil auch als „Klein-Tirol im Oberharz“. Ich war bisher nur einmal in Tirol gewesen – aber ich finde den Eigennamen schon passend.

Bergab nach Wildemann

Nachdem wir den letzten Stempel in unsere Stempelhefte gedrückt haben, geht es bergab – und zwar im zick-zack. Es ist der Ernst-August-Stieg, der uns hin und her führt. Wir kommen auf den Weg nach unten auch an einem besonderen „Schulwald gegen Klimawandel“ vorbei, der hier nicht unerwähnt sein sollte.

Eingang des Schulwaldes

Errichtet wurde dieser Wald von der Haupt- und Realschule Clausthal-Zellerfeld und der Grundschule Wildemann um – wie der Name bereits sagt, um gegen den Klimawandel anzugehen.

Unten angekommen gehen wir zur Touristeninformation und Kurverwaltung, da sich dort die nächste Bushaltestelle befindet. Wir sind durchgefroren, doch zum Glück können wir im Gebäude verweilen und uns so wieder aufwärmen. Wir müssen war eine Stunde auf den Bus warten, doch das stört uns nicht.

Es gibt in der Touristeninformation genug interessanten Lesestoff zu entdecken, wir können uns aufwärmen und haben Zeit um die erfolgreiche Wandertour nochmals Revue passieren zu lassen.

Fazit

Die Tour ist zwar nur etwa 9 km lang, doch die Kürze wird durch die mehrere Anhöhen, die schnelle Wanderer ausbremsen, ausgeglichen. Doch Eile braucht man bei dieser Tour eigentlich nicht.

Die Highlights dieser Tour sind die drei Stempelstellen. Hier kann man einige Zeit verweilen und man sollte vor allem die Landschaft genießen. Fotoapparat sollte man auf jeden Fall mitbringen.

Die Beschilderung zu den Stempelstellen ist gut und die Wege sind meist gut ausgebaut, so das es auch Wander-Anfänger es leicht fällt, hier ein paar Kilometer zu gehen. Abschrecken können höchsten die zwei Anstiege – jeweils bei der Stempelstelle Maaßener Gaipel und Prinzenlaube. Doch die tollen Aussichten ins Grumbachtal zu den Bergstädten oder in die Weite der typischen Berglandschaft des Harzes entlohnen die Mühe.

Wer sich für die regionale Bergbaugeschichte interessiert, sollte auf jeden Fall ein paar Stunden für den Bergbaulehrpfad investieren.

Insgesamt ist es eine schöne kleine Wandertour, die den Oberharz zeigt, was ihn ausmacht: Bergbau und Berglandschaft. Wer beides mag, aber nicht lange wandern möchte, dem sei diese Tour ans Herz gelegt.

Weitere Impressionen


Steckbrief: 25. HWN-Tour – von Lautenthal nach Wildemann

Karte

Wegbeschaffenheit

  • die Wege bestehen vorwiegend aus losem Untergrund, nur im Stadtbereich von Wildemann und Lautenthal sind die Wege befestigt und zum größten Teil asphaltiert

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

  • Bahn: Regionalbahnen fahren nach Goslar
  • Bus: Von Goslar ZOB mit dem Buslinie 831 und 832 fahren nach Lautenthal.

Einkehrmöglichkeiten

Aufgesuchte Stempelstellen


Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du Informationen über die Highlights und Entdeckungen der Wandertour:


Maaßener Gaipel, Grumbacher Teich oder Prinzenlaube? Welche der drei Stempelstellen hast du einmal besucht? Oder sogar auch alle drei?
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2 Kommentare
  1. Thomas sagt

    Hallo !
    Das freut mich sehr das es jetzt mit den Harzwanderungen weiter geht – lange drauf gewartet ! Wir haben mittlerweile unsere Wanderkaiser gemacht und die zweite Runde gestartet – leider nun seit längerer Zeit durch Corona ausgebremst…
    Aber so kommen wir vlt. in den Genuß die eine oder andere Wanderung mit Unterstützung durch eine Wanderbeschreibung von dir machen zu können.

    1. Zoe sagt

      Hallo Thomas, vielen Dank für deinen Kommentar. Glückwunsch für den Wanderkaiser. Ich hab ihn ja schon paar Jahre, aber im Harz gibt es noch ein paar Wege, die ich noch nicht erkundet habe. Ich freue mich auch auf die zukünftigen Beiträge – denn das Schreiben über die Harz-Touren machen wieder Spaß. Du darfst also gespannt sein. Und wenn ich dich zu einer Tour inspirieren kann, freut es mich umso mehr. Liebe Grüße – Zoe

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