Hallo da draußen

Der Herbst und seine Farben

„Der Herbst,
der der Erde die Blätter wieder zuzählt,
die sie dem Sommer geliehen hat.”
© Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799), deutscher Physiker und Meister des Aphorismus

In diesem Jahr haben wir bisher mit dem Herbst richtig Glück gehabt. Kaum Regen, viele Sonnenstunden und die großen Herbststürme lassen noch auf sich warten. So war es möglich, viele schöne Stunden in der Natur zu verbringen.

Wie es beim Herbst zu erwarten ist, zeigt sich dieser von seiner bunten Seite. Vor allem in Wäldern und Parks kann man das Farbenspiel der Bäume und Sträucher sehr gut beobachten. Aus den sehr vielfältigen grünen Farbvariationen sind bunte Laubkronen und Sträucher entstanden, deren Farbspektrum von einem intensiven Karminrot über ein sattes Orange bis zu einem leuchtenden Sonnengelb übergeht.

Man wird geradezu in dieser Jahreszeit visuell beglückt. Ich liebe dieses Farbenspiel – und dazu noch das goldene Sonnenlicht. Einfach toll!


Herbstspaziergang
Eine Allee im Herbst

Der Herbst ist da

Nach der Farbenpracht folgt schon bald der Winter und die Bäume und Sträucher werfen ihre Blätter ab. Doch wie stellen sie es fest, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist? Ganz banal gesagt, sie spüren es so wie wir Menschen.

Sie merken, dass die Temperatur sinkt und die Tage kürzer werden. Durch kürzere Tage erhalten die Bäume weniger Sonnenlicht und daher fangen sie an, ihre Fotosynthese zurückzufahren.


Herbstbäume
Farbiges Laub

Die Fotosynthese ist ein Prozess, in dem Kohlendioxid aus der Luft und Wasser in Traubenzucker und Sauerstoff umgewandelt wird. Der grüne Farbstoff in den Blättern, das Chlorophyll, hilft bei diesem chemischen Vorgang.

Statt in den Blättern, wird das Chlorophyll in den Ästen, Wurzeln und im Stamm eingelagert. Diesen Prozess kann besonders gut zu Beginn des Herbstes bei vielen Blättern beobachten, wo der innere Bereich des Blattes noch grün ist, während die Blattränder bereits eine andere Farbe aufweisen.


Chlorophyll
Das Chlorophyll zieht sich langsam zurück

Das Geheimnis der Blattfarbe

Da das Chlorophyll aus den Blättern verschwindet, kommen nur weitere Farbpigmente des Blattes zum Vorschein, die bisher vom Chlorophyll bedeckt wurden. Diese Farbpigmente heißten Carotine, Xanthophylle und Anthocyane und werden nun hier näher vorgestellt:

  • Carotine

Wenn man das Wort liest, denkt man sofort an das Wort „Karotte“, stimmts? Das soll hier auch die Merkhilfe sein, denn die Karotte enthält ebenfalls Carotin. Diese natürlich vorkommende fettlöslichen Farbpigmente („Lipochrome“) ist für die orange Farbe in den Blättern und allgemein farbgebend bei Pflanzen wie z.B. bei Karotten, Süßkartoffel oder Kürbis.


Carotin Baum
Carotin und Chlorophyll im Vergleich

 


  • Xanthophylle

Xanthophylle gehören zu der gleichen Gruppe von Lipochromen wie Carotine. Xanthophylle sind jedoch sauerstoffhaltig. Sie geben im Herbst den Blättern einen gelben Farbton. Doch dieser Farbstoff kommt nicht nur bei Pflanzen wie z.B. beim Löwenzahn vor, sondern auch bei Tieren ist er für z.B. das Gelb des Eidotters oder Farbgeber von gelben Federn.


Eiche im Herbst
Gelbe Eichenblätter

  • Anthocyane

Diese wasserlöslichen Pflanzenfarbstoffe („Flavonoide”) verleihen sowohl Blättern als auch Früchten eine rote, violette, blaue oder blauschwarze Färbung.

Doch nicht nur allein die Farbpigmente sind dafür verantwortlich, sondern auch eine bestimmte Wetterlage. Tagsüber muss die Sonne kräftig scheinen und es muss recht warm sein, während die Temperaturen nachts stark abfallen müssen, um diesen Farbton bei Blättern zu erzeugen; denn Sonnenstrahlen und Kälte – das bedeutet für die Pflanze Stress.


Blaues Blatt
Ein violettes Blatt

Diese Kombination hemmt den Prozess der Fotosynthese. Statt der Umwandlung von Sonnenlicht in Energie, werden freie Radikale gebildet, die das Blattgewebe zerstören. Doch die in den Blättern enthaltenen Anthocyane schützen das Blatt vor diesen freien Radikalen und dienen noch zusätzlich wie ein UV-Filter.

Wie werfen die Bäume die Blätter ab?

Natürlich können Bäume sich nicht von selbst schütteln um damit ihre Blätter loszuwerden. Er hat eine andere Strategie.

Hier muss der Baum erstmal den Zugang zum Wasser vom Blatt stoppen. Dazu wird ein Trenngewebe zwischen Zweig und Blattstiel gebildet, dadurch trocknet das Blatt aus und beim nächsten Windstoß fallen diese schließlich vom Zweig ab.


Blätter im Herbst
Ein mit Blätter bedeckter Rasen

Doch nicht jede Baumart bildet ein Trenngewebe aus; z.B. Buchen und Eichen bilden statt dem Trenngewebe, einfach mehr Zellen aus, die die Wasserbahnen in den Blättern verstopfen. Deren Blätter färben sich dann braun und sterben ab; und fallen so auch schließlich vom Baum herunter.

Blätter ja – Nadeln nein

Im Herbst kann man bei Laubbäumen das Farbenspiel gut beobachten, doch bei Nadelbäumen hat man eher das Gefühl, dass sie keine Nadeln verlieren. Sie stehen zu jeder Jahreszeit immer in ihrer grünen Pracht da; auch im Winter. Doch da irrt man sich.

Die meisten Nadelhölzer werfen tatsächlich auch ihre Blätter („Nadeln”) ab, doch dieser Prozess ist im Gegensatz zu den Laubbäumen an keiner Jahreszeit gebunden, sondern erfolgt stets kontinuierlich.


Nadelbaum
Ein immergrüner Zweig

Diese Ungebundenheit gegenüber dem Wetter ist dem Aufbau der Nadeln zu verdanken. Sie haben nämlich einen effektiven Verdunstungsschutz entwickelt.

Zuerst sind Nadeln recht kleine und zeigen eine kleinere Oberfläche als ein normales Blatt von einem Laubbaum. Zudem befinden sich in der Nadel Spaltöffnungen, dessen Ausgänge verengt und eingesenkt sind. So ist die Wasserabgabe – im Gegensatz zu Laubbäumen – stark eingeschränkt.

Letztendlich sind sie noch von einer Wachsschicht umhüllt, die einen stärkeren Feuchtigkeitsverlust vorbeugen. Eine Nadel kann sogar bis zu mehreren Jahren an einem Zweig hängen, bis diese erst abgeworfen wird.

Was passiert mit dem Laub auf dem Erdboden?

Gefallenes Laub ist ein Festessen für Tiere wie Milben, Ohrwürmer, Asseln oder Tausendfüßler. Diese winzigen Tiere fressen gerne die Blätter soweit ab, bis nur noch ein Blattgerippe übrig ist. Auch Regenwürmer profitieren von dem Laubfall und ziehen einzelnen Blätter in den Erdboden um sich dann anschließend in Ruhe verzehren zu können.

Aus den Ausscheidungen der Würmer können wiederum Bakterien und Pilzen den Humus bilden. Aus diesem Humus entsteht dann neuer Boden, auf dem neue Bäume wachsen können und somit neues Blattwerk bilden. Vom Laubfall bis zum Humus ist ein stetiger Prozess und zeigt, dass gefallenes Laub durchaus kein „Abfall” ist, sondern sehr wichtig für das Wachstum der Bäume und Nahrungsquelle für viele Tiere ist.

Laub im Garten – was mache ich damit?

Sofern es niemanden stört, einfach liegen lassen. Denn Blätter sind für den Gartenboden der beste Dünger. Außerdem dient die Laubschicht als Versteck und Überwinterungsquartier für zahlreiche Kleintiere, darunter Nützlinge wie den Marienkäfer, der sich von Blattläusen ernährt.

Sollte man sich jedoch an dem Laub stören, gibt es ein paar Möglichkeiten, was man damit tun kann:

  • Kompostieren

Die einfachste Methode ist wohl das Kompostieren von Laub. Hierzu misch man zuerst das Laub, kombiniert mit etwas Gartenkalk oder Gesteinsmehl, unter Ihren Gartenkompost und legt zum Abschluss noch eine Schicht Laub ganz obenauf.

Diese „Laubdecke“ bildet einen guten Schutz gegen Feuchtigkeit und Kälte. So fühlen sich Mikroorganismen wohl und können so den Kompostiervorgang unterstützen; denn ohne diese Organismen funktioniert es nicht.

  • Basteln und Dekoration

Beim Spazieren im Park sehe ich oft Kinder, die mit Begeisterung Blätter vom Boden sammeln. Warum auch nicht?! Die verschiedenen leuchtenden Farben sind echte Hingucker, daher eignen sie sich auch als schöne Herbstdekorationen für das eigene Zuhause. Die Blätter kann man dazu noch einfach mit Eicheln oder Kastanien kombinieren.

Damit die Blätter möglichst lange als Dekoration halten, sollten sie vorher getrocknet werden. Am einfachsten ist es, wenn man das Blatt in ein dickes Buch mit zwei Papierblätter legt.

Neben der Dekoration eignen sich Blätter auch wunderbar zum Basteln. Auf dieser Seite habe ich ein paar wunderbare Ideen gefunden. Vielleicht gefallen sie auch dir?!

  • „Blätterschlacht” oder Lass dein inneres Kind raus”

Du und deine Freunde finden im Wald einen riesigen Blätterhaufen …


Blätterschlacht
Zoe hat im Herbst Spaß

– noch Fragen?!


Quellen und lesenswerte Artikel

Hier findest du einige interessante Artikel über das Farbenspiel in der Herbstzeit:

Alle Links wurden am 3. Oktober 2021 abgerufen


Sammelst du bunte Blätter im Herbst? Was machst du damit? Vielleicht hast du auch ein paar tolle Ideen, was man mit Laubblätter machen kann?

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