Hallo da draußen

Über Stock und (Gips-)Gestein – 4 Tage durch den Südostharz

„Wenn ich die Zivilisation hinter mir lasse, fühle ich mich sicher.“

© Heinrich Harrer (1912 – 2006), österreichischer Bergsteiger 

Endlich war es wieder so weit. Ich habe meinem Lieblingsmittelgebirge wieder einen Besuch abgestattet: den Harz.

Na ja, wenn man es genauer nimmt, war ich nicht direkt im Harz, sondern „kratzte” nur den südlichen Rand des Mittelgebirges an. Dort am Südostrand war ich nämlich für vier Tage auf einer persönlichen Mission unterwegs gewesen.

Am 5. September 2023 werde ich einen Vortrag über den Harzer Karstwanderweg halten. Bereits vor einem Jahr stand fest, dass ich über diesen Fernwanderweg vortragen würde. Doch da ich feststellte, dass mir noch einiges an Bild- und Infomaterial überwiegend vom östlichen Teil des Wanderweges fehlte, habe ich dies auf einer viertägigen Wandertour Anfang Juli 2023 nachgeholt.

Was ist der Südostharz?

Der Südostharz ist eine Region, die sich über Teile der Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt erstreckt. Sie zeichnet sich durch seine landschaftliche Vielfalt aus, die von bewaldeten Gebirgszügen über Flusstäler bis hin zu sanften Hügellandschaften reicht.

Aber es umfasst auch auch von Menschen geschaffene Lebensräume wie es im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz zu beobachten ist. Auch Relikte aus dem Tage- und Bergbau sind in Form von Gräben, geschlossen Schächten und Abraumhalden begegnen einem auf dem Weg durch die Region.

Meine Tour durch den Südostharz

Bei meiner etwa 74 Kilometer langen Etappenwanderung durch den Südostharz bin ich hauptsächlich auf dem Karstwanderweg Südharz gewandert.

Auf dem Weg von Osten nach Westen durchquerte ich dabei das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz und habe den östlichen Teil des Naturparks Südharz passiert. Und innerhalb des Biosphärenreservats lernte ich auch ein wenig die Gipskarstlandschaft Questenberg kennen.

Auffällig war vor allem, dass zwar dank des Karstwanderweges die Region zu Fuß ziemlich gut zu erschlossen ist, aber in den vier Tagen bin ich dennoch kaum einer Menschenseele begegnet. Übernachtet habe ich jeweils in kleinen Pensionen und Hotels, die idealerweise nicht so weit vom Karstwanderweg Südharz lagen.

Meine Etappen durch den Südostharz

  •  Tag 1: Von Blankenheim nach Grillenburg

Das Abenteuer „Wandern im Südostharz” beginnt. Vom Bahnhof Blankenheim muss ich zu Beginn erst einige Kilometer durch hauptsächlich waldige Gebiete wandern, bevor ich überhaupt den offiziellen Startpunkt des Karstwanderweges erreiche. Dieser befindet sich nämlich am Wanderparkplatz an der B86. Ein riesengroßes „K” markiert dort den offiziellen Startpunkt.

Kleiner Kritikpunkt hierzu: Für Autofahrer ist der Parkplatz natürlich ganz einfach zu erreichen, aber für mich als Autofreier Mensch muss ich einige Kilometer zu Fuß in Kauf nehmen. Eine Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe ist wünschenswert, denn meine Energie und Lebenszeit möchte ich lieber auf dem Karstwanderweg als zum Karstwanderweg investieren.

Immerhin, als ich den Parkplatz erreiche, weiß ich, dass es jetzt mit der eigentlichen Reise los geht. Auf zuerst breiten Waldweg, dann über Wiesen und Feldwegen an Streuobstwiesen vorbei auf Bergrücken geht es voran. Hierbei habe ich nicht nur Blick auf den Harz zu meiner Rechten, sondern auch den Kyffhäuser, das vom Harz südliche gelegene Mittelgebirge habe ich fast stets im Blick. Statt einer Karstlandschaft passiere ich hier bei Pölsfeld alte Bergbaureviere, wo einst intensiv Kupferschiefer abgebaut wurde. Heute sind nur noch Halden und Vertiefungen als Relikte dieser Zeit übrig, die noch heute das Landschaftsbild prägen.


Impressionen


Am Ziel Grillenberg angekommen mache ich noch einen Abstecher zur Burgruine Grillenburg. Dort erwartet mich – neben der Stempelstelle der Harzer Wandernadel – die historische Burganlage, die auf einem Bergsporn oberhalb des Ortes Grillenberg liegt.

Die Burg wurde vermutlich im 12. Jahrhundert erbaut und diente ursprünglich als Schutz- und Wehranlage. Heute ist die Burg Grillenburg ein beliebtes Ausflugsziel und von der Burg aus hat man einen beeindruckenden Ausblick auf den Erholungsort Grillenberg und die umliegende Landschaft des Südharzes. Die Burgruine Grillenburg ist auch ein Ausgangspunkt für Wanderungen und bietet die Möglichkeit, die Geschichte und Kultur der Region näher kennenzulernen.

Und für die Geologie-Interessierten gibt es am Fuße der Burgruine auch ein interessanten Ort. Ein kleines Schild verweist nämlich darauf hin, dass das Fundament der Burgruine aus rotem Sandstein und Konglomerat besteht. Diese Gesteine, die mehr als 250 Millionen Jahre alt sind, stammen aus dem Rotliegenden.


Impressionen von Grillenberg


  • Tag 2: Von Grillenburg nach Wickerode

Ich habe viel Glück mit dem Wetter, denn die Sonne scheint! Allerdings so stark – dass ich doch ganz froh bin, den größten Teil dieser Etappe durch die schattigen grünen Wälder des Biosphärenreservats Südharz zu wandern. 

Und das war heute lange. Immerhin, heute sind es ganze 28 Kilometer lange Etapoe, die ich mir da herausgesucht habe. Natürlich waren auch etliche Pausen dabei. Bei dieser Tour wollte ich eigentlich auch mal beim Besucherbergwerk Wettelrode vorbeischauen (wegen Infomaterial u. ä.), doch es ist bis zum 31. Juli geschlossen. (Später sollte ich am Ziel von meiner Herbergsmutter noch erfahren, dass der Röhrigschacht Wettelrode teilweise unter Wasser steht und daher keine Besuchertouren derzeit möglich sind.) Kein Drama für mich auf dieser Etappe, denn ich möchte eh hauptsächlich auf und nicht unter der Erdoberfläche diese Etappe absolvieren.

Einige Auf und Abs gibt es auf dieser Tour und einige interessanten Punkte wie z. B. einen Skilift (!), die kurz zum Innehalten animieren. So geht es für mich über Berge und Hügel auf teilweise ebenen verlaufenen Streckenabschnitten bis zu meinem Ziel Wickerode.

Dieser Ort liegt einige Kilometer südlich von Questenberg und damit auch abseits des Karstwanderweges. Warum wandere ich aber dorthin? Der Grund ist einfach: In Questenberg fand ich keine Bleibe für eine Nacht.

Dennoch habe ich kurz vor dem Ziel, noch den Abstecher zur Burgruine Questenberg gemacht. Hier gibt es keinen Stempelkasten, aber die einmalige Aussicht auf Questenberg wollte ich mir dennoch nicht entgehen lassen. Die letzten Kilometer führen mich durch einen kleinen bewaldeten Hang bergan und beim Ortseingang Wickerode geht es wieder zügig hinab. Fix und fertig, aber total happy checke ich im Hotel ein. 


Impressionen


  • Tag 3: Von Wickerode nach Steigerthal

Wald. Wald. Und nochmals Wald. Damit könnte ich die Tourenbeschreibung belassen. Nein, nur Spaß. Natürlich habe ich mehr gesehen als nur dichtes Grün. Aber es stimmt, diese Etappe absolvierte ich hauptsächlich auf grünen Waldpfaden. Bei den Temperaturen über 20°C natürlich sehr willkommen, denn bei den sommerlichen Temperaturen ist mir jede Art von Schatten nur recht.

So richtig heiß wurde es bereits bei meinem ersten längeren Stopp auf der Queste, nur wenige Kilometer von meinem Ausgangsort entfernt. Hier gibt es kaum Schatten und das weiße Karstgestein blendet noch zusätzlich in den Augen. Erst vor wenigen Tagen wurde hier Pfingsten mit dem traditionellen Sonnensymbol gefeiert, das jetzt hoch über Questenberg thront. Eine lange regionale Tradition, deren Ursprung im Dunkeln liegt.

Nach diesem Stopp geht die Wanderung so richtig los. Weiter in Richtung Westen passiere ich einen interessanten Wanderparkplatz, der neben einer Ladestation für E-Bikes sogar einen W-LAN-Hotspot anbietet. Nicht weit vom Parkplatz begegnet ich den Bauerngraben. Von hier aus geht es weiter zum Bauerngraben, einen Ort, den ich bereits im Rahmen meiner HWN-Challenge aufgesucht habe. Dieser See, der nur zeitweise Wasser führt, ist leer und gleicht eher einen großen grasbewachsenen Mulde. Nur ein Rinnsal fließt hier entlang. 

Weiter am Waldrand entlang, führte mich der Karstwanderweg durch die Goldene Aue — eine Landschaft, die zwischen Sangerhausen und Nordhausen liegt. Tolle Ausblicke gibt es hier. Südlich von Breitungen auf einem Höhenrücken blicke ich auf die Talsperre Kelbra. Ein großer blauer Fleck in der Landschaft.

Hinter Uftrungen verlasse ich das Gebiet des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz und betrete den Naturpark Südharz, das direkt angrenzt. Hier liegt auch das Naturschutzgebiet  Gipskarstlandschaft Heimkehle, das ich nun betrete. Es wird ein wenig recht anstrengend, denn es geht hinaus, doch eine Stempelstelle ist der Lohn für die vielen Schweißtropfen. Die letzten Kilometer führen mich durch einen Wald und schließlich erreiche ich mein Ziel Steigerthal.

Steigerthal ist ein wirklich beschauliches kleines Tal, wohl bei Reisenden — laut Aussage der Pensionsinhaberin – recht beliebt als Ausgangsort für Wandertouren. Für heute bin ich aber genug gewandert. Kaum liege ich auf dem Bett, bin ich schon eingeschlafen.


Impressionen

 

  • Tag 4: Von Steigerthal nach Nordhausen

Die letzte Etappe mit nur 20 Kilometern steht an. Im Vergleich zu den vorherigen Etappen ist das auf den ersten Moment nicht viel, allerdings warten einige Höhenmeter und Orte zum längeren Verweilen auf mich. Aber mit viel Zeit im Gepäck und etwas Wadenpower werde ich es auch dies schaffen. Hierbei wartet der Naturpark Südharz auf mich, denn bereits am vorherigen Tag betreten habe.

Das Wetter ist wunderbar. Wälder und Wiesen wechseln sich ab und tolle Aus- und Fernsichten gibt es auf der Route.

Die Stempelstelle Harzer Holzdampflok gehört ab sofort zu meinen persönlichen Lieblingsraststätten im Südharz. Einfach mal was anders als nur die einfache Holzhütte, die man sonst überall auf Wanderwegen antrifft. Zumal gibt es hier eine Stempelstelle, die zum Karstwanderweg gehört und ein toller Ausblick auf den Ort Hainrode wird offenbart. Doch es ist nicht die einzige Stempelstelle, die mir auf dem Weg begegnet ist. Nicht weit von der Dampflok bin ich zum ersten Mal der Stempelstelle des Projektes „Harztor-Wanderkinder“

Der nächsten Stempelstelle, die ebenfalls nicht zur Harzer Wandernadel gehört traf ich bei der Flehmüllers Eiche an. Dort steht zwar ein ebenfalls ein vertraut aussehender tannengrüner Stempelkasten, doch die schwarze Plakette besagt, das dieser Stempelkasten zum ambitionierten Projektes „Touringen” gehört. Das Projekt stammt von der Funke Medien Gruppe, die gemeinsam mit über 20 verschiedenen Tourismus-Organisationen es in Leben gerufen hat. 

Und wenige Gehminuten von Flehmüllers Eiche bergab, stehe ich auch schon im Nordhausen – an meinem Ziel. Damit enden für mich vier schöne Tage im Südostharz.


Impressionen



Meine Touren-Aufzeichnungen

Meine Wandertouren zeichne ich gerne mit der Navigations-App Komoot auf. Hier findest du meine vier Etappen und auch die Grillenberg-Runde


Quellen und lesenswerte Links

Die Links wurde zuletzt am 03.08.2023 abgerufen


Bist du schon einmal durch den Südostharz gewandert? Was waren deine Eindrücke und Erlebnisse? 

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