Hallo da draußen

Der phänologische Kalender: der Spätherbst

„Es weht der Wind ein Blatt vom Baum,
von vielen Blättern eines,
dies eine Blatt, man merkt es kaum,
denn eines ist ja keines.
Doch dieses Blatt allein,
war Teil von unserem Leben,
drum wird dies Blatt allein,
uns immer wieder fehlen.”

Unbekannt (Oft fälschlicherweise Rilke oder Goethe zugeschrieben)

Die Laubverfärbung hat ihren Höhepunkt erreicht und die ersten Laubbäume werfen jetzt ihre Blätter ab. Die Tage werden zunehmend kürzer, die Nächte werden kälter. Der Winter steht quasi vor der Haustür.

In der Phänologie gibt es keine vier, sondern 10 Jahreszeiten, die nach den periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen von Pflanzen unterschieden werden. Es werden dabei drei Herbstjahreszeiten unterschieden: Frühherbst, Vollherbst und Spätherbst.

Hier stelle ich nun im Detail die neunte Jahreszeit vor: den Spätherbst.

Typisch Spätherbst!

Im Spätherbst werden nicht nur die Tage kürzer und die Nächte länger, sondern auch die gesunkenen Temperaturen machen sich bemerkbar. Jetzt kommen die ersten Nachtfröste und auch tagsüber hat man das Gefühl, das die kalte Luft „schneidend” ist.

Doch überraschenderweise kann man sich im Spätherbst noch auf ein paar warme Tage freuen, denn jetzt kann man ein immer wiederkehrendes Wetterphänomen beobachten: den Martinssommer.

Darunter versteht man einen kurzen Zeitraum im November, wo es zu ungewöhnlich warmen Tagen kommt. Der Name stammt vom Heiligen St. Martin ab. Er ist einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche und der erste Heilige, dem diese Würde nicht als Märtyrer, sondern als Bekenner des Christentums zugesprochen wurde.

Bekannt ist St. Martin durch eine Legende, der er als Soldat auf einem Pferd einem Bettler begegnet. Da dieser ihn um Essen und Kleidung bat, aber Martin nichts außer seinen Mantel hatte, teilte er diesen mit seinem Schwert und gab es den Armen. In der folgenden Nacht träumte Martin vom Bettler, der sich als Jesus Christus zu erkennen gab. Daraufhin ließ sich Martin taufen.

Zeigerpflanzen des Spätherbstes + Beobachtungstipps

Ich stelle dir hier die typische Zeigerpflanze des Spätherbstes vor, die man in der Bundesrepublik Deutschland finden kann.

Stieleiche (Quercus robur)

Färben sich die Blätter der Stieleiche, beginnt die Leitphase des Spätherbstes. Die typische Herbstfärbung der Eichenblätter ist dabei gelb und braun.



In Deutschland gehört die Stieleiche zu den bekanntesten Eichen-Arten. Daneben gibt es noch die Traubeneiche (Quercus petraea), Flaumeiche (Quercus pubescens), Sumpfeiche (Quercus palustris) und die Zerreiche (Quercus cerris).

Beobachtungstipps
  • Die ältesten Eichen Deutschlands stehen in Mecklenburg-Vorpommern. Sehr imposante Bäume, die man jetzt in der „bunten Jahreszeit” besuchen sollte. Hier ein Artikel über meinen Besuch der Ivenacker Eichen.

Allgemeiner Blattfall

Neben der Stieleiche, markiert der allgemeine Laubfall den Spätherbst. Hierzu zählen alle natürlich vorkommenden Laubbaumarten. Der einzige Nadelbaum, der jetzt auch seine Nadeln verliert, ist die Europäische Lärche (Larix decidua)



Der Grund, warum andere Nadelbäume nicht ihre Nadeln verlieren ist, dass die Nadeln einen Frost- und Verdunstungsschutz besitzen und dadurch die jetzt kommende kalte Jahreszeit überstehen können.

Beobachtungstipps
  • Stürmische Winde im Herbst sind keine Seltenheit. Da geht man nicht gerne vor die Tür, aber so lässt sich am besten beobachten, wie die Blätter von den Bäumen weggeweht werden.
  • Jetzt bietet sich eine gute Gelegenheit ein Blatt-Herbarium (Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen oder Pflanzenteile) anzulegen. Einfach beim nächsten Spaziergang ein paar Blätter vom Boden sammeln, zu Hause zwischen Büchern pressen und dann die getrockneten Blätter auf weiße DIN-A4-Blätter kleben und beschriften. Beim Bestimmen und richtigen Beschriften der einzelnen Blätter helfen Bücher und natürlich das Internet.

Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du einiges an Lesestoff zur neunten Jahreszeit:


Wie erlebst du den Spätherbst? Bitterkalt oder „Martinssommer”? Welche Laubbäume haben bei dir bereits ihre Blätter verloren?

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