Hallo da draußen

Der phänologische Kalender: der Frühherbst

„Das Dunkeln
beginnt wieder früher
und rauchiger atmet
die welke Natur.
Das Laub bedeckt
raschelnd die Wege,
schon zeichnet der Herbst
seine farbige Spur.” […] (Aus: Sommerende)

© Sonja Drechsel-Walther (*1955), deutsche Lehrerin, Aphoristikerin, Lyrikerin und Dichterin

Die „Hundstage” sind vorbei, d. h. die Temperaturen sinken jetzt auch tagsüber unter 20 °C Grad und auch die ersten kalten Nächte kündigen sich bereits an. Der Herbst ist da.

Wie bereits im Blogartikel „Phänologischer Kalender” beschrieben, gibt es in der Phänologie keine vier, sondern 10 Jahreszeiten, die nach den periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen von Pflanzen unterschieden werden.

Hier stelle ich nun im Detail die siebte Jahreszeit vor: der Frühherbst.

Typisch Frühherbst!

Brrrr – Es wird wieder kalt!

Die heißesten Tage des Jahres (sog. „Hundstage”) liegen hinter uns und im August und September merkt man langsam, das es wieder kälter wird.

Auch wird es jetzt merklich früher dunkler; also nichts mehr mit Sommernächten, wo man draußen – in kurzen Sachen – sitzen konnte. Zudem jetzt auch die Nächte spürbar kühler werden.

Ein Blick in die Natur verrät, wann der Herbst da ist. Wenn die Heide in einem rosa-violetten Ton anfängt zu blühen, ist der Herbst definitiv da. Wenn der Holunder reift, beginnt die Erste der drei Herbst-Jahreszeiten: der Frühherbst.

Dann ist auch die Zeit, dass die letzten Früchte des Jahres geerntet, hier allen voran die Birne.

Bei den Tieren ist zu beobachten, das einige ihre Winterquartiere aufsuchen wie z.B. der Siebenschläfer und auch die ersten Vögel wie Mauersegler in den wärmeren Süden fliegen.

Neben den Tieren und Pflanzen, findet man auch die ersten Pilze im Wald. Wenn das Wetter feucht und warm ist, scheinen die Hüte der Pilze regelrecht aus dem Waldboden zu „schießen”.

Den Abschluss findet diese Jahreszeit, wenn die „Früchte” der Rosskastanie, Walnuss und Eicheln reifen. Dann beginnt der Vollherbst.

Zeigerpflanzen des Frühherbstes + Beobachtungstipps

Es wird kälter und man könnte meinen, die Natur bereitet sich auf den Winter vor, doch auch jetzt kann der Mensch von der späten Reife einiger Früchte noch profitieren. Ein Hauch Sommer liegt vielleicht noch in der Luft, doch die Früchte, die man jetzt erntet, gehören in die Herbstzeit. In der Phänologie werden drei Herbstjahreszeiten unterschieden: Frühherbst, Vollherbst, Spätherbst.

In der Phänologie werden hauptsächlich mit Hilfe sogenannte „Zeigerpflanzen” die jeweiligen Jahreszeiten bestimmt.

Ich stelle dir hier typische Zeigerpflanzen des Frühherbstes vor, die man in der Bundesrepublik Deutschland finden kann.


Schwarze Holunder (Sambucus nigra)

Der Schwarze Holunder ist eine Allround-Pflanze. Nahezu alles von der Pflanze (Früchte, Rinde, Blüten, Samen) findet eine Verwendung. So wird z. B. aus seinen Blüten ein Sirup oder aus seinen reifen schwarzen „Beeren” ein Saft hergestellt.

Im August und September beginnt die Reife der Holunder-„Beeren”, die anfangs Rot und im reifen Zustand schwarz sind. Sie sind sehr reich an Vitamin C- und Kalium. Die „Beeren”, die eigentlich Steinfrüchte sind, sind nach dem Abkochen essbar. Doch nicht nur beim Menschen ist Holunder beliebt, auch Singvögel schätzen die wenigen Millimeter großen „Beeren”.



Beobachtungstipps // Holunder

  • Einige Singvögel fressen gerne die schwarzen Steinfrüchte des Holunders, hier kann man gut Vogelbeobachtung betreiben
  • Holunder ist nahezu überall zu finden; in Parks, öffentlichen Gärten und am Straßenrand

Kornelkirsche (Cornus mas)

Das Erscheinungsbild der Kornelkirsche ist vom Alter und vom Standort abhängig. So kann diese Pflanze sowohl als Busch als auch freiwachsend wie ein Baum in Erscheinung treten. Vom Kornelkirschenbaum/-busch findet alles seine Verwendung: Blüten, Blätter, Rinde, vor allem aber das Holz und die Früchte.

Neben dem Holunder gehört die Kornelkirsche zu den „Anzeigerpflanzen” des Frühherbstes. Wenn durch Reifung der Früchte rot werden, ist das der Zeitpunkt, wo die phänologische Jahreszeit „Frühherbst” beginnt.



Beobachtungstipps // Kornelkirsche

  • Das Holz der Kornelkirsche wird zur Herstellung des bekannten Wanderstocks „Ziegenhainer” verwendet
  • Kornelkirschen lassen sich prima zu Marmelade verarbeiten, ihr Geschmack ist süß-kräftig.

Hagebutte (u.a. Rosa canina)

Als „Hagebutte” bezeichnet man die ungiftigen Sammelnussfrüchte verschiedener Rosenarten, wobei die Früchte der Hunds-Rose (Rosa canina) am bekanntesten ist.

Die Früchte können zu Lebensmittel wie Hagebutten-Tee oder -Marmelade verarbeitet werden. Ihr Geschmack würde ich als süß-säuerlich beschreiben.

Die Hagebutten-Früchte sind reich an Vitamin C und gehören neben den Sanddorn (Hippophae rhamnoides) zu den Früchten, die den höchsten Gehalt an Vitamin C haben.



Beobachtungstipps // Hagebutte

  • Für Spaßvögel: Aus den Samen der Hagebutte kann man Juckpulver herstellen
  • Hagebutten wachsen meist an Wald- und Feldrändern, in lichten Wäldern und als Gebüsch

Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)

Achtung bei dieser Pflanze, denn sie ist hochgiftig. Aufgrund ihres Aussehens kann man sie schon mit Krokussen verwechseln, doch das ist eher unwahrscheinlich, weil Krokusse im Frühjahr und die Herbstzeitlose im Herbst blüht.

Die Herbstzeitlose ist nicht nur für den Menschen giftig, sondern auch für Tiere wie Pferde, Kühe oder auch Haustiere wie Katzen und Hunde. Daher werden auf Wiesenflächen, wo Herbstzeitlosen stehen, keine Tiere zur Weide gelassen.

Der deutsche Name „Herbstzeitlose” beruht – im Gegensatz zu anderen Blütenpflanzen – auf ihre untypische Blütezeit (Spätsommer und Herbst).



Beobachtungstipps // Herbstzeitlose

  • Nahezu unverwechselbar gehört die Herbstzeitlose zu den Pflanzen, die im Spätsommer / Herbst auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen und an Böschungen wächst
  • Auch im Herbst können Krokusse wachsen. Um sie von der Herbstzeitlosen zu unterscheiden, muss man einfach die gelben Staubblätter zählen: Krokusse haben immer drei, die Herbstzeitlose sechs

Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du weitere Informationen und Lesestoff zur phänologischen Jahreszeit „Frühherbst” und den Anzeigerpflanzen:

Alle Links wurden am 05.10.2021 abgerufen


Wie erlebst du den Frühherbst? Welche Anzeigerpflanzen hast du entdeckt? Hast du eine reiche Ernte an Hagebutten, Kornelkirschen oder Holunder gehabt?

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