Hallo da draußen

32. HWN-Tour: Von Wernigerode zum Kloster Michaelstein

Wer nicht über den Bergkamm steigtgelangt nicht in die Ebene.

Chinesisches Sprichwort

Nachdem ich mit B. an einem Wanderwochenende (29. HWN-Tour, 30. HWN-Tour, 31 HWN-Tour) u. a. auf dem höchsten natürlichen Punkt im Harz war, geht es für mich allein bei dieser Tour wieder in flacheren Gefilden.

Ich befinde mich in Wernigerode. Von dort werde bei meiner 32. Harzer-Wandernadel-Tour am Harzer Nordrand entlang bis zum Kloster Michaelstein wandern. Dort werde ich auch übernachten. Darauf freue ich mich sehr, denn es wird das erste Mal für mich sein, dass ich in einem Kloster übernachte.

Startpunkt Wernigerode

Diese Stadt am Harzer Nordrand habe ich mittlerweile einige Mal besucht – und ich komme immer wieder gerne hierher: Wernigerode – auch die „bunte Stadt im Harz” genannt. Ihre Lage am Harzer Nordrand ist wirklich ideal. Denn von hier aus kann man direkt tolle Wandertouren in den Harz starten. Und auch die Möglichkeit, mit dem öffentlichen Nahverkehr in den Harz zu fahren, sind sehr gut.


Eine Straße in Wernigerode

Es geht jedoch nicht für mich in den Harz hinein, sondern nur an seinem Nordrand entlang. Jetzt kann man meinen, direkt hinter dem Harz ist es schön flach, aber weit gefehlt. Hier am Harzer Nordrand liegen eine Reihe von kleinen Höhenzügen, auf denen ich heute entlang wandern werde. Es wird also eine Tour sein, auf der ich mehrfach auf Bergen auf- und absteige.

Südeingang Lustgarten Wernigerode

Die ersten Gehminuten meiner Tour führen mich an dem Lustgarten von Wernigerode vorbei, eine im 16. Jahrhundert angelegte Parkanlage. Viel vom Garten kann ich nicht sehen, nur einen Steinturm, eine mit Efeu bewachsene Mauer und das bekannte Löwentor am Südeingang mit seinen zwei Löwenfiguren, die die Besucher begrüßen, erkenne ich. Der Lustgarten steht unter Denkmalschutz, da er als Zeugnis der großen Gartenbaukunst von Bedeutung ist.


Zwei Löwen bewachen den Südeingang

Nicht weit vom Löwentor steht eine große Informationstafel, wo jeweils in deutscher und englischer Sprache die Geschichte des Gartens erzählt wird. Eine Karte mit Legende sowie weitere Informationen zum Lustgarten erhält man dort ebenfalls.

Auf dem Kammweg des Horstberges

Recht zügig geht es aus der Stadt Wernigerode hinaus. Mein erster Anlaufpunkt ist die Horstbergwarte; eine Turmruine, die auf dem namensgebenden Horstberg steht.

Es geht durch einen bewaldeten Abschnitt den Horstbergkamm hinauf, denn dieser ist ein Höhenzug, der aus dem Unteren Muschelkalk (Jena-Formation) besteht; ein Kalkgestein, das etwa zwischen 247,5 und 241 Millionen Jahre alt ist.


Blick auf Wernigerode mit Schloss und Brocken

Als ich die Horstbergwarte erreiche, stehe ich hier auf dem etwa 288 Meter hohen Horstberg, kann ich wunderbar auf den Harz und auf Wernigerode blicken.

Die Horstbergwarte war einst ein mittelalterlicher Wachturm, doch also diese Art von Türmen nicht mehr zeitgemäß waren, hat man diese einfach verfallen lassen. Mittlerweile wurde aber zu seiner Erhaltung der Turm saniert und ist auch seitdem ein beliebtes Wanderziel, denn die Aussicht von hier zum Harz, zum Brocken und nach Wernigerode einmalig.


Die Horstbergwarte

Geologie des Horstbergkammes

Ich verlasse den Turm und setze meinen Weg auf dem Horstbergkamm in Richtung Osten fort. Warum gibt es aber eigentlich hier Bergkämme am Harzer Nordrand?

Vor etwa 85 Millionen Jahre begann die Variskische Gebirgsbildung und dabei wurde nicht nur der Harz gebildet, sondern auch die geologischen Schichten, die nördlich vom Mittelgebirge liegen, wurden ebenfalls dank der sogenannten „Harznordrandverwerfung” steil gestellt oder teilweise sogar überkippt.

Hier am Horstberg sind diese schräg aufgestellten Schichten des Muschelkalks jedenfalls gut zu erkennen. Einige knubbel-artige Gesteinsstücke des Muschelkalks finde ich am Wegesrand. Diese Struktur ist häufig im Gestein des Unteren Muschelkalks zu finden, daher wird dieser Muschelkalk (vorwiegend in der älteren Fachliteratur) als „Wellenkalk” bezeichnet. In diesem Muschelkalk kann man auch Fossilien finden. Dazu gehören hauptsächlich Spuren von bohrenden Organismen.



Zum Austbergturm

Der Kammweg zwischen Wernigerode und Blankenburg ist aufgrund einiger Tagebaue, die hier den Muschelkalk abbauten, nicht durchgehend. Daher endet auch der Abschnitt des Horstbergkammes bereits nach wenigen Hundert Metern.

Es geht bergab zur L85, aber alsbald geht es dann auch wieder hinauf zum nächsten Bergkamm. Hier liegt zu meiner Linken ein dicht bewachsener Waldabschnitt und zu meiner rechten eine Wiese mit  Obstbäumen.


Ein Blick durch die Obstbäume

Das die A36 sich leider nicht sehr weit vom Horstbergkamm befindet, kann ich deutlich den Autoverkehr hören. Diese Art von Rauschen, was die Autos auf der Autobahn verursachen, begleitet mich auf dem Weg auf dem Kamm. Tröstlich ist hier, dass der Kammweg selbst wenigstens durch einen kleinen schönen Buchenwald hindurch verläuft.


Versteckt zwischen Bäumen: der Austbergturm

Wie durch einen grünen Tunnel führt mich mein Weg direkt zum Austbergturm; meine erste Stempelstelle für diesen Tag. Beim Turm angekommen hole ich mir zuerst den Stempel mit der Nr. 83 und erklimme dann die Wendeltreppe zur Aussichtsplattform.

Hier stehe ich nun auf dem Austberg mit seinen etwa 292 Meter ü. NHN (plus einige zusätzliche Turmhöhenmeter). Auf der Aussichtsplattform bekomme ich einen schönen Rundumblick über die Umgebung. So sehe ich den Ort Benzingerode vor mir, durch den ich noch durchqueren werde. Aber auch den Ort Heimburg, den Harz und auch den Brocken kann ich erblicken.


Auf dieser Tour geht es hauptsächlich in Richtung Osten

Dank einiger Orientierungshilfen auf der Plattform kann ich mich hier auch wunderbar an den Himmelsrichtungen orientieren und es wird gezeigt, welche wichtigen Orte sich in welcher Richtung befinden.

Benzingerode und Ziegenberg

Vom Turm wieder heruntergestiegen, geht es auch alsbald wieder vom Kamm herunter in den Ort Benzingerode. Hier auf dem Harzer Klosterwanderweg werde ich an der Dorfkirche Benzingerode vorbeigeführt, eine kleine, aber feine schmucke Kirche. Die Kirche wurde anfangs des 20. Jahrhunderts errichtet. Ihr Baustil entspricht der Neoromanik in der Form eines Zentralbaus auf einem kreuzförmigen Grundriss.



Nach diesem kleinen kulturellen Abstecher geht es wieder einen Kammberg – den Ziegenberg – hinauf. Der Ziegenberg ist wie der vorherige Kamm auch ein Teil der Harznordrandverwerfung. Das heißt, auch hier finde ich steilgestellte bzw. überkippte Schichten des Unteren Muschelkalks.

Dieser Kamm, der zwischen Heimburg und Benzingerode liegt, gehört zum etwa 88,5 Hektar großen Naturschutzgebiet Ziegenberg. Hier wachsen seltene wärmeliebende Pflanzenarten auf Halbtrockenrasen wie z. B. Kleine Mädesüß (Filipendula vulgaris), das Männliche Knabenkraut (Orchis mascula) und der Große Händelwurz (Gymnadenia conopsea). Auch liegt hier das nördlichste Vorkommen des Lothringer Leins (Linum leonii).

Um die hier vorliegenden Rasengesellschaften zu erhalten finden von Zeit zu Zeit Entbuschungsmaßnahmen sowie Schafbeweidungen statt. Einige Teilbereiche des Naturschutzgebietes werden auch sich selbst überlassen, so dass sich im Verlaufe der Zeit Gebüsche und dann ein Wald einstellt.

Zudem findet am Südhang die langsame Umwandlung von Kiefern-Forste in einen Steppenwald mit Traubeneiche (Quercus petraea) statt. Durch einen Abschnitt des Kiefern-Forst führt mich der Kammweg hindurch. Eichen kann ich keine entdecken, aber recht viele Kiefern (Gattung Pinus).


Eine Kiefer in der Nahaufnahme

Wie auf den vorherigen Kammweg sind auch hier tolle Aussichten garantiert. In das Harzer Vorland als auch auf den Harz garantiert. Es geht hier zudem stetig rauf und runter in Richtung Heimburg.

Auf der Heimburg

Nachdem ich den eigentlichen Ziegenberg mit seinen 316 Metern ü. NHN bestiegen habe, sind es nur noch wenige Hundert Meter, bis ich den Ort Heimburg erreiche. Es sind die letzten Meter, die ich für heute auf einem Bergkamm unterwegs bin.

In Heimburg angekommen, mache ich einen Abstecher zur Burg Heimburg, denn dort wartet die nächste Stempelstelle auf mich.


Der Aussichtspavillon auf dem Heimburg

Hier am nordöstlichen Ortsrand von Heimberg steht am ehemaligen Standort der Burg ein Aussichtspavillon. Von dort habe ich einen wunderbaren Blick auf den Ort Heimberg.

Im Hintergrund sehe ich den im Nebel verhangenen Harz. Von der eigentlichen Burg, die hier nur von 1070 bis 1070 bestand hatte und anschließend immer wieder errichtet wurde, sind mittlerweile nur noch Reste der Ringmauer vorhanden.

Geologie vom Teufelsbachtal

Auf dem letzten Abschnitt dieser Tour wandere ich durch das Teufelsbachtal. Hier führt auch ein geologischer Rundwanderweg entlang. Hier mache ich meinen zweiten Abstecher der Tour; diesmal zu einem Hanganschnitt.

Das Besondere bei diesem Hanganschnitt ist, dass die Gesteinsschichten aus der Trias (Oberer Muschelkalk, Ceratiten-Schichten), bestehend aus einem Wechsel von Ton- und Mergellagen, von gelbbraunen sandig-kalkigen Schluffsteinen mit einer konglomeratischen Kalksandsteinlage der Oberkreidezeit (Campan, Blankenberg-Schichten) diskordant überlagert werden. „Diskordant” bedeutet das winkelige oder unregelmäßige Aufeinanderliegen von Gesteinsschichten.


Links: Kreidezeitliche Gesteinsschichten; rechte Seite: hochgestellten Gesteinsschichten der Trias

An diesem Aufschluss erkennt man auf der linken Seite sehr gut, wie die Kreide als eine Art Senke auf den hochgestellten Trias-Schichten liegt. Die hochgestellten Gesteinsschichten der Trias sind noch sehr gut auf der rechten Seite des Aufschlusses zu erkennen.

Dieser Aufschluss ist daher eine Typuslokalität für die Heraushebung und Aufschiebung der Harzscholle, die hier in der Kreidezeit (vor etwa 85 Millionen Jahre) stattfand. Aufgrund der geologischen Bedeutung des Aufschlusses wurde dieser Ort auch als Naturdenkmal ausgewiesen.

Eine weitere interessante Station des geologischen Rundwanderweges ist der Unterlauf des Klosterbachgrabens. Hier kann man direkt am Bach wunderbar die schräg gerichteten Gesteinsschichten der Trias erkennen.


Gut zu erkennen sind die nahezu senkrecht gestellten Gesteinsschichten des Trias

Ankunft im Kloster Michaelstein

Auf dem Klostergelände angekommen, suche ich zuerst meine Übernachtungsstätte aus. Die letzte Stempelstelle für heute ist der rote Sonderstempelkasten, der sich im Klostermuseum befindet. Dort bekomme ich den Stempel, den ich für das Wanderabzeichen des Harzer Klosterwanderweges brauche.

Nachdem mir im Museum auch der Schlüssel für mein Zimmer ausgehändigt wurde, schaue ich mich noch ein wenig auf dem Gelände des Klosters um, bevor ich dann schließlich ins Bett meiner Übernachtungsstätte falle. Der Auf- und Abstieg der Bergkämme hat doch mehr meine gefordert als gedacht. Mal schauen, was mich morgen erwartet.

Fazit

Eine HWN-Tour, die nicht direkt im, sondern am Harz entlang führt. Das bedeutet aber nicht, das es minder interessant ist. Neben drei Stempelstellen, erwarten dich hier mehrere Bergkämme, die tolle Ausblicke auf das Harzer Vorland und auf den Harz bieten. Auch erfährt man über die Türme ein wenig regionale Geschichte.

Nachdem man die Bergkämme überwunden hat, lockt das Teufelstal mit einer geologischen Rundwanderung. Wenn du Zeit mitbringst, lohnt es sich einmal die Rundtour zu machen um mehr über die regionale Geologie und die Bedeutung für die Region zu erfahren.

Zum Abschluss winkt das Kloster Michaelstein, das heute vorwiegend als Musikakademie und Museum dient. Hier kannst du einiges über das Leben der Zisterzienser-Mönche erfahren. Auch wird hier für das leibliche Wohl gesorgt. Ein perfekter Abschluss für die Tour.

Weitere Impressionen


Steckbrief: 32 HWN-Tour

Karte

Anfahrt

Bahn

Regionalbahnen von Magdeburg, Hannover und Berlin fahren direkt nach Wernigerode

Fernbus

Fernbusse fahren von Berlin, Magdeburg, Düsseldorf, Essen, Dortmund, Kassel, Göttingen und Seesen direkt nach Wernigerode

Wegbeschaffenheit

Asphaltierte Straßen, auf dem Bergkämmen vorwiegend schmale Trampelpfade

Einkehrmöglichkeiten

In Wernigerode, Benzingerode und beim Kloster Michaelstein gibt es einige Einkehrmöglichkeiten

Aufgesuchte Stempelstelle (nach chronologischer Reihenfolge)

Nr. 83 – Austbergturm

Nr. 84 Altenburg (bei Heimburg)

Kloster Michaelstein (Sonderstempel)


Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du viele weitere Informationen über die Lokalitäten, die ich auf der Tour besucht habe:

Alle Links wurden am 13.12.2021 aufgerufen


Warst du schon auf einem Kammweg im Nordharz gewandert? Welche Route hast du dort genommen? Welche Lokalitäten hast du dort besucht?

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