Hallo da draußen

Mit dem Fahrrad auf dem Hanseatenweg (1. Etappe)

„Beim Radfahren lernt man ein Land am besten kennen, weil man dessen Hügel empor schwitzt und sie dann wieder hinuntersaust.“

© Ernest Hemingway (1899 – 1961), US-amerikanischer Schriftsteller

2019 war ein Jahr, wo ich viel mit dem Fahrrad unterwegs war. Dabei habe ich nicht nur kleine Touren von wenigen Kilometern gemacht, sondern bin auch Touren gefahren, für die ich einen ganzen Tag unterwegs war. Einer dieser Ganztagstouren waren Abschnitte des Hanseatenweges, die ich mit dem Fahrrad absolviert habe.

Geocaching auf dem Hanseatenweg

Der „Hanseatenweg“ ist ein Projekt der NaturFreunde e.V.; ein sozial-ökologischer und gesellschaftspolitisch aktiver Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport & Kultur.

Diese haben den Hanseatenweg erstellt, der aktuell die Hansestädte Hamburg mit Stettin verbindet. Der Routenverlauf orientiert sich an ehemalige Handelsrouten der Hanse und soll sowohl an die Bedeutung der Hanse erinnern als auch zur europäischen Völkerverständigung beitragen.

Inspiriert, um diesen Wanderweg mal zu erfahren, hat mich mein Hobby Geocaching. Hier habe ich eine Wherigo-Serie (Mittlerweile archiviert) gefunden, die den Geocacher durch die einzelnen Etappen des Hanseatenweges entlang führt. Auch Geocacher-Freunde empfahlen mir, diese Serie einmal zu machen, da sie für mich als passionierter Wanderer perfekt sei.

Um den Hanseatenweg mal zu testen, habe ich mich für die 1. Etappe, die durch Mecklenburg-Vorpommern verläuft, entschieden. Doch statt zu Wandern wollte ich mit Patchwork die Strecke „erfahren“. Das sei – laut Aussage der NaturFreunde und Geocachern – auch möglich.

Also rauf auf den Sattel und los geht’s!

Ankunft in Travemünde

Mit dem Regionalzug geht es mit Fahrrad und Gepäck in Richtung Lübeck-Travemünde zur Station „Travemünde Hafen“. Von hier aus fahre ich direkt zur Anliegerstelle der Priwallfähre.


Patchwork im Zug

Mit dieser Autofähre geht es zum Priwall hinüber. Der Priwall ist eine Halbinsel, die vor einigen tausend Jahren entstanden ist. Einst war hier die Mündung der Trave etwa 2,5 km breit. Schmaler wurde sie durch den Eintrag von Sedimenten, die vom Brodtner Küstenkliff stammten.

Vor etwa 9000 Jahren war der Meeresspiegel der Ostsee einst höher als heute. Vom Brodtner Küstenkliff wurden dadurch mehr Sedimente abgetragen, die dann durch Strömungen in den Südosten transportiert und dort abgelagert wurden, wo sich heute der Priwall befindet.

Heute fährt regelmäßig eine Fähre zwischen Priwall und Lübeck-Travemünde, die nicht nur Autos und Personen, sondern auch u. a. mein Fahrrad an das sichere Ufer bringt.

Startpunkt: Priwall

Von der Fähre schiebe ich mein Fahrrad herunter auf das Festland. Hier starte ich nun die Wherigo-App und öffne die sogenannte „Cartridge, wo alle Daten zu der 1. Etappe des Hanseatenweges gespeichert sind.

Die App muss für den ganzen Tag eingeschaltet sein, da sie mich die ganze Strecke begleiten wird. Eine Powerbank habe ich im Notfall auch eingepackt, denn ich kann noch nicht einschätzen, wie hoch der Akkuverbrauch wird. Zudem werde ich auf der Strecke den einen oder anderen Geocache aufsuchen.


Durch einen kleinen Wald

Als Erstes werde ich durch den Priwall geführt; dabei durchfahre ich einen kleinen Waldabschnitt. Wie mächtige Säulen stehen dort eine große Anzahl an Rotbuchen (Fagus sylvatica).

Rotbuchen gehören zu den häufigsten Bäumen, die man hier findet; und nicht nur hier in Mecklenburg-Vorpommern. Überall, wo ich bisher in Deutschlands Wäldern unterwegs war, treffe ich Rotbuchen an. Sie gehören zu den häufigsten Laubbäumen in Deutschland.

Bei einem Verkehrsschild am Waldrand entdecke ich auch die erste Wegmarkierung des Hanseatenwegs: Eine stilisierte weiße Kogge auf schwarzen Hintergrund – und deutlich ist das Wort „Hanseatenweg“ auf der Kogge zu sehen. Ich liege also hier genau richtig.


Weiße Kogge auf schwarzen Grund: der Hanseatenweg

Eine Kogge ist ein Handelsschiff aus der Hansezeit. Es war ein einmastiges Frachtschiff mit einem sogenannten Rahsegel und Heckruder. Es war von der Form ein bauchiges Schiff mit jedoch flachen Boden, das erlaubte sowohl viel Fracht transportieren zu können, als auch in flache Gewässern einzulaufen; ein großer Vorteil gegenüber anderen Frachtschiffen, die eine andere Bauchweise hatten.

Nachdem ich aus dem Wald herausfahre, werde ich durch eine kleine Ferienhaussiedlung geführt. Da es noch Winterzeit ist, ist hier noch nicht viel los. Doch bereits bei einigen Häusern sehe ich die ersten Renovierungsarbeiten.

Hier auf dem Priwall fahre ich ganze Zeit geradeaus in Richtung Osten. Erst kurz bevor ich die Halbinsel verlassen kann, muss ich einmal nach rechts auf die Hauptstraße fahren. Endgültig den Priwall verlassen habe ich erst, als ich einen Gedenkstein mit der Aufschrift „Nie wieder geteilt“ sehe. Hier lag einst die innerdeutsche Grenze. Eine Informationstafel informiert über die DDR-Zeit, als hier noch eine Grenze lag.

Ein Abstecher zum Wachturm

Zur Vorbereitung dieser Tour habe ich mir natürlich auch ein paar Geocaches angeschaut. Es könnte ja interessante Dosen an interessanten Orten liegen. So habe ich vorab auch ein Mystery gelöst und mit den herausgefundenen Finalkoordinaten kam ich ein Stück vom „Hanseatenweg“ ab, aber es sollte nur ein Abstecher sein.

Statt weiter jetzt in Richtung Süden nach Pötenitz zu fahren, geht es für mich erst mal nach rechts in eine Waldeinfahrt hinein. Hier finde ich eine Schranke vor, mit dem Fahrrad komme ich aber ohne Probleme vorbei. Ich beschließe das Fahrrad auf dem Weg zu schieben. Der Weg ist recht breit. Ich verharre erst mit dem Rad als ich auf eine Abzweigung treffen.


Etwas versteckt: ein ehemaliger Grenzwachturm

Ein Blick nach rechts und da sehe ich einen ehemaligen Wachturm aus der DDR-Zeit. Er zum Teil mit Efeu bewachsen, das wirkt beinahe wie ein Märchenturm von Rapunzel. Es fehlt nur noch das lange Haar, das vom Fenster heraus nach unten baumelt.

Den Geocache habe ich nach einiger Suche gefunden. Ich blicke mich kurz hier um. Den Turm kann man nicht betreten. Ein Geocacher bezeichnet solche Orte als Lost Places, also Orte, die einst bewohnt oder einen Nutzen hatten, aber dann verlassen und dem Verfall ausgesetzt wurden.

Es geht jetzt für mich zurück auf den Hanseatenweg. Ich steige erst wieder auf das Rad, als ich die Absperrung abermals umrundet habe. Kaum möchte ich mich auf das Rad setzen, hat ein Insekt auf dem Boden direkt vor meinem Fahrrad meine Aufmerksamkeit gewonnen.

Es ist ein Exemplar des Schwarzblauen Ölkäfers (Meloe proscarabaeus) vor. Charakteristisch sind seine geknickten Fühler. Dem Käfer versuche ich nicht nahezukommen, denn er ist giftig. Dieses Insekt enthält das Reizgift Cantharidin – ein Gift, das für einen Erwachsenen tödlich sein kann.

Wenn die Tiere beunruhigt sind, geben sie aus ihren Kniegelenken eine ölige Substanz ab, die das Gift enthält. Nun, ein Foto des Tieres und dann reicht mir diese Begegnung. Ich muss ja nicht vergiftet werden.


Ein Schwarzblauer Ölkäfers (Meloe proscarabaeus)

Pötenitz und Umgebung

Nach diesem Abstecher in den Wald geht es wieder zurück auf die Hauptstrecke (K45) in Richtung Süden. Bei der nächsten Möglichkeit biege ich nach links ab und durchfahre das kleine Dorf Pötenitz bis ich nach links in die Eichenallee abbiege. Auf der gegenüberliegenden Seite fällt mir sofort ein Backsteintorbogen ins Auge.


Ein Stück vom Backsteintorbogen

Der Weg durch das Tor führt als Schlossallee zum Gut „Schloss“ Pötenitz, das aber wohl selbst nicht betretbar ist und vorerst dem Zerfall überlassen wird. Dieses Gut steht seit Jahren leer (aber seit 2020 hat sich laut diesem Zeitungsbericht wohl endlich ein Investor gefunden)

Es geht durch die Eichenallee, deren Namen erst gerecht wird, als ich Pötenitz hinter mir lasse und mich auf einen mit Pflaster befestigen Weg befinde. Hier geht es erst mal jetzt nur geradeaus – das ist typisch Allee!


Die Eichenallee

Eigentlich würde ich die Strecke hier durchfahren, doch ein Geocache bringt mich hier an einer Stelle zum Anhalten.

Laut der Karte auf meiner c:geo-App befindet sich hier eine Dose auf einer Anhöhe. Ich blicke zu der besagten Stelle. Eine Dose mitten auf dem Acker?!


Wo ist der Cache?

Skeptisch checke ich noch einmal die Koordinaten. Hm, die stimmen – also muss ich wohl da hinauf auf den Acker.

Mein Rad schließe ich ab und dann geht es die Anhöhe hinauf. Ich achte darauf, dass ich dabei nicht einfach quer über den Acker laufe. Einige Furchen in der Erde, wo zurzeit nichts darauf wächst, sind meine Wegführung zur Anhöhe. Immerhin will ich hier keinen Landwirt oder Besitzer des Ackers verärgern.


Der Eingang vom Bunker

Als ich den Koordinaten näher komme, bin ich überrascht. Hier steht eine alte Flakstellung aus dem 2. Weltkrieg. Die Dose ist auch recht schnell gefunden (Hinweis: Man muss in die Kammer der Flakstellung hineinsteigen!). Auch hier handelt es sich um einen sogenannten „Lost Place“.

Nach erfolgreicher Suche verlasse ich wieder den Ort und das Feld so schnell wie möglich. Schnell schwinge ich mich in den Sattel und die Fahrt in Richtung Süden geht weiter.

Das Herrenhaus und sein Frühlingswald

Nachdem ich die Eichenallee verlassen habe, komme ich wieder auf den Fahrradweg an der K45. Auf diesem Weg würde ich einfach weiter geradeaus bis zur nächsten Siedlung fahren, doch der Wherigo führt mich vom Fahrradweg wieder ab.

Auf einem Kopfsteinpflaster – das nicht gerade zum Fahrradfahren geeignet ist – werde ich von der zum Schloss Johannstorf geführt. Hier am Torhaus des Schlosses mache ich eine kurze Pause.


Eingang zum Schloss

Bei dem „Schloss“ handelt es sich um ein ehemaliges Herrenhaus; gebaut im Barock-Stil. Es steht zurzeit leer. Doch Baugerüste am Haus verraten, das hier wohl in eine Sanierung investiert wird.

Wer weiß, vielleicht ist in naher Zukunft das Gebäude wieder betretbar. Immerhin kann ich durch das Torhaus hindurchgehen und das Schloss näher betrachten. Für mich scheint es sich noch in einem recht guten Zustand zu befinden.


Schloss Johannstorf

Ich löse meinen Blick vom Herrenhaus und setze mich wieder auf das Rad. Es geht durch einen kleinen Waldabschnitt.

Hier scheint der Vorfrühling ausgebrochen zu sein. Ich sehe auf dem Waldboden viele Schneeglöckchen (Gattung Galanthus) in kleinen Gruppen blühen. Ein Zeichen, das der Frühling nicht mehr fern ist.


Schneeglöckchen im Sonnenlicht

Hier liegt zwar kein Schnee, aber die Triebspitzen der Schneeglöckchen haben die Fähigkeit, beim Wachsen ihrer Triebspitzen Wärme zu erzeugen und können somit sogar Schnee zum Schmelzen bringen. In Frankreich werden daher Schneeglöckchen “perce-neige” (deutsch: “Schneedurchbohrer”) genannt.

Am Dassower See entlang

Es geht weiter nach Benckendorf. Hier fahre ich über Schulstraße an das kleine Dörfchen vorbei und komme so zurück auf die K14. Hier fahre ich auf dem Fahrradweg, der parallel zur Straße liegt, weiter. Dieser Straße folge ich bis ich bei der nächsten Abzweigung unter eine Brücke geführt werde. Hier geht es für mich weiter in Richtung Dassower See.

Der Name „See“ ist hier etwas verwirrend, denn eigentlich handelt es sich hier um eine Seitenbucht der Traveförde. Diese Bucht besteht aus Brackwasser, die eine Verbindung zur Trave und damit auch eine Verbindung zur Ostsee hat.

Das Besondere am Dassower See ist seine Vogelvielfalt. Allein über 30 verschiedene Entenarten wurden hier gezählt und damit gehört der Dassower See zu den größten Vogelschutzgebieten in Deutschland.

Er gehört auch mit seinen Röhrichtbeständen zu den wichtigsten Rast- und Überwinterungsgebieten für Vögel aus Nordeuropa. Leider kann man aufgrund des vielen Röhrichts nur an wenigen Stellen aufs Wasser blicken.


Ein Stück des Dassower Sees

Ich folge zügig den Fahrradweg bis ich bei einer Ampel stehen bleibe. Hier entdecke ich wieder das Symbol des Hanseatenwegs. Zwar ist es diesmal eine schwarze Kogge auf weißen Grund, doch es ist klar: hier bin ich immer noch richtig!

Es geht mit dem Rad durch die Stadt Dassow an der St. Nikolai Kirche vorbei. Hier findet man auch den Backsteingotik-Baustil wieder, der sehr typisch für die Kirchen hier im Ostseeraum ist.


St. Nikolai Kirche in Dassow

An der Kirche vorbeiführt mich die Wherigo-App in die „Bahnhofstraße“ hinein. Diese Straße ist eine sehr breite Asphaltstraße. Ich muss sagen, hier lässt es sich angenehm Fahrradfahren und dazu noch etwas bergab. Jippiiieee!!!

Die „Bahnhofstraße“ für mich zum Dörfchen Prieschendorf. Hier finde ich auch eine Stele des Projektes “Grenzenlos – von Lübeck nach Boltenhagen direkt beim Weg Alter Bahndamm vor, der aber zurzeit gesperrt ist.


Gesperrt!

Diese Stelen informieren über den historischen Bezug zum jeweiligen Standort der Stele. Zudem kann man sich auf einer einfachen Karte orientieren, wo man sich gerade befindet und wo weitere Stelen stehen. Auch regionale Themenwanderwege sind eingezeichnet.

Mein Weg führt mich weiter auf der Hauptstraße („Dassower Straße”) quer durch das Dorf. Ich komme noch an einigen Häuser, die noch zu Prieschendorf gehören, vorbei und dann folge ich noch eine Weile den Weg und biege dann nach rechts ab zu der zweiten Brücke, die über den Mühlengraben führt.

Hier mache ich erst mal halt, denn ich finde etwas Interessantes aus der Eiszeit vor.

Eiszeitliche Spuren im Wald

Kurz vor der Brücke über den Mühlengraben informiert mich ein Schild über den Prieschendorfer Os. Ein Os (Plural: Oser) ist eine wallartige Aufschüttung von Schmelzwassersanden und -kiesen von unterschiedlicher Höhe, die an der Basis von Gletscherspalten abgelagert wurden.

Ein Os gehört zum Bestandteil einer Grundmoränenlandschaft, da er während der Eiszeit unter dem Gletschereis gebildet worden ist.


Kaum zu erkennen: ein Os

Der Os, der hier entlang führt, ist nicht sofort auf den ersten Blick zu erkennen. Erst auf den zweiten Blick kann man ihn auf der linken Seite gegenüber des Informationsschildes mit seiner leicht wallartigen Form erkennen. Dieser Os wird dem pommerschen Stadium der Weichseleiszeit zugeordnet (Zeitraum 18.000 bis 15.000 v. Chr).

Sandiger Hanseatenweg

Es geht durch den Wald und Flur. Ich fahre an Hanstorf, ein Ortsteil der Gemeinde Stepenitztal, vorbei. Hier beginnt eine leichte Auf-und-Ab-Fahrt.

An sich kein Problem, doch der Weg ist recht sandig und darauf zu fahren ist nicht gerade sehr einfach. Ich rutsche mit dem Rad mehrfach hin und her. Mist – so macht das keinen Spaß. Ich steige ab und schiebe das Rad. Immerhin so kann ich ihn Ruhe mir die Landschaft betrachten, während ich mein Rad auf die Anhöhe hinauf- und hinunterschiebe.


Mecklenburgische Landschaft

Auf einem Acker erkenne ich sogar in der Ferne einen Kranich (Grus grus). Dieser Vogel ist die einzige Kranichart, die in Europa vorkommt.

Bekannt sich diese Vögel durch ihre Balztänze und ihren Vogelzug. Auch durch ihren einzigartigen trompetenartigen Ruf kann man diese Vögel gut von anderen Vögeln unterscheiden.


Ein Kranich-Paar (Grus grus)

Als ich mit meiner Kamera heranzoome, erkenne ich, dass es sich um zwei Vögel handelt. Vielleicht sind die beiden ja sogar ein Pärchen.

Durch Mecklenburger Dörfer

Ich schiebe das Rad auf dem sandigen Weg weiter bis ich auf ein Waldgebiet auf einer Anhöhe komme. Ab hier kann ich wieder Rad fahren und just am nächsten Baum entdecke ich das Symbol mit der Kogge.

Dieses Symbol führt mich an Hanstorf vorbei, wo die Dassower Straße in den Seeweg und dann in den Waldweg übergeht. Ich folge dem Waldweg bis ich auf einen Weg nach rechts gelotst werden. Hier geht es direkt zur L011. Diese überquere ich und befinde mich dann in einem weiteren Dorf Kirch Mummendorf; ein Ortsteil der Gemeinde Stepenitztal.


Auf dem Weg nach Kirch Mummendorf

Bei der Dorfkirche orientiere ich mich links auf dem Akazienweg, der mich durch das nächste Dorf bringt: Hof Mummendorf. Kaum bin ich in dem Dorf drin, bin ich auch schon wieder draußen und das nächste Dorf liegt schon in Sicht. Es geht nach Roxin.

Durch das Dorf Roxin fahre ich jetzt gen Süden und komme so auf die K16. Dort muss ich auf der Straße fahren, denn ein Fahrradweg ist hier leider nicht vorhanden. Ich schlucke, denn auf solchen Hauptstraßen mit dem Rad zu fahren ist mir mehr als nur unangenehm.


Auf der K16

Die verschwundene Burg

Ich fahre an der B105 entlang; mit einem unguten Gefühl im Bauch. Ich mag es einfach nicht auf Straßen – vor allem auf Bundesstraßen – Fahrrad zu fahren. Aber da meldet mein Wherigo, dass ich an einer ehemaligen Burg vorbeikomme. Nanu, hier in Nordwestmecklenburg gibt es eine Burg?!

Ich lasse mich von der App in eine Waldeinfahrt führen. Das ist mir nur recht, denn so bin ich wieder von der Straße weg.

Ein Schild macht auf ein Bodendenkmal aufmerksam. Nur noch schwach ist ein Graben zu erkennen. Von einer Burg ist aber nichts mehr zu sehen. Kein Umriss, keine Grundmauern – einfach nichts – nur eine Anhöhe im Wald.


Hier stand einst eine Burg

Das Final

Als „Final“ wird die letzte Station eines Multi-Caches (oder auch bei Wherigo-Caches) bezeichnet, wo eine Dose mit Logbuch auf den Finder wartet. So nähert sich meine Tour auch dem Ende zu und ich werde – hoffentlich – eine Dose mit Logbuch in der Hand halte.

Das Final führt mich nach Börzow; dort an der Börzower Dorfkirche vorbei in den Questiner Weg, der mich direkt in den Questiner Wald führt.


Durch den Questiner Wald

Einst befand sich in DDR-Zeiten im Questiner Wald eine Schweinemastanlage. Die Schweine wurden mit Futter aus Übersee gefüttert und so sind Pflanzensamen hier eingetragen worden, die es hier eigentlich nicht geben dürfte. Daher hat der Questiner Wald eine große Vielfalt an Pflanzen aufzuzeigen.

Hier im Wald beende ich auch erfolgreich den Wherigo und bekomme, nachdem ich den letzten Abschnitt geschafft habe, die Finalkoordinaten.

Die Dose habe ich dann auch schließlich gefunden und somit habe ich diesen Wherigo erfolgreich abgeschlossen. Ich schließe die App, denn für den Rest des Weges brauche ich diese nicht mehr, denn ich weiß, wohin ich jetzt fahren muss: Bahnhof Grevesmühlen.

Auf zum Bahnhof

Es dämmert mittlerweile, doch mein Ziel Grevesmühlen ist jetzt recht nah. Sogar der Mond ist bereits aufgegangen, als ich den Wald verlasse und mich einer Siedlung nähere.


Ortseingang Grevesmühlen

Da sehe ich bereits das Ortsschild „Grevesmühlen“. Jetzt sind es nur ein paar Minuten bis ich den Bahnhof erreiche.

Dort habe ich großes Glück, denn als ich am Bahnhof ankomme, fährt gerade ein Zug ein, der mich nach Hause bringen wird.

Nach Hause.

Da will ich jetzt nur noch hin.

Fazit

Zwischen Lübeck und Grevesmühlen liegt ein ländlicher Raum, der von vielen kleinen Dörfern geprägt ist. Der Hanseatenweg hat mir gezeigt, das der Landkreis Nordwestmecklenburg nicht nur aus der Ostseeküste besteht, sondern hier hatte ich auch einen Einblick gewonnen, wie es im Inneren des Landes bzw. des Landkreises Nordwestmecklenburg aussieht.

Wer bei dieser Strecke – wie ich – Fotos macht und immer wieder für einen Geocache anhält – der sollte einen ganzen Tag für Absolvierung der Strecke einplanen. Wer jedoch nur die Strecke abfahren will, braucht lediglich etwas über 2 Stunden. Man verpasst aber viel, wenn man die Strecke am Stück „nur” abfährt.

Nur an wenigen Punkten kann man mit etwas mehr Menschen rechnen, doch im Allgemeinen führt die Strecke durch kleinen Dörfer hindurch, wo sich wohl eher selten ein Wanderer oder Fahrradfahrer verirrt.

Die Kombination eine Wanderstrecke mit einem Wherigo-Cache zu versehen ist perfekt. Sehr bedauerlicher ist es nur, das es diese Wherigo-Serie nicht mehr gibt, aber da es sich um eine Gesamtstrecke von etwa 400 km handelt und der Wartungsaufwand höher ist als der Nutzung kann ich verstehen, das die Reihe nach ein paar Jahren ins Archiv gelandet sind.

Mein Dank gilt den Owner der Wherigo-Reihe. Ich bin gerne die 1. Etappe gefahren und ich kann mir nur wünschen, das vielleicht in naher Zukunft sich wieder jemand dieser Strecke in Form eines Wherigos annimmt, damit andere Geocacher mal eine etwas unbekannte Ecke von Mecklenburg-Vorpommern kennenlernen.

Es muss ja nicht immer die Ostsee sein, oder?!


Steckbrief: Hanseatenweg / 1. Etappe: Travemünde – Grevesmühlen

Karte

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Bahn

Regionale Züge fahren bis nach Lübeck Hbf, von dort mit der Regionalbahn in Richtung „Lübeck-Travemünde Strand”, Ausstieg „Lübeck-Travemünde Hafen”

Achtung: Fahrradmitnahme kostet in Schleswig-Holstein 4,50 € (beliebige Hin- und Rückfahrt einer gewählten Strecke) extra!

Einkehrmöglichkeiten

Bei dieser Fahrradtour ist es empfehlenswert, ein Lunchpaket einzupacken, da sich auf der Strecke keine Einkehrmöglichkeiten anbieten

Wegbeschaffenheit

Die Gesamtstrecke setzt sich grob jeweils aus 1/3 Asphalt, 1/3 Straßenbelag und 1/3 losen Untergrund zusammen. Nur die Strecke hinter Hanstorf ist recht sandig, so das hier eher empfohlen wird, das Rad – sofern es kein Trekking-Rad ist – eher zu schieben


Quellen und lesenswerte Links

Hier kannst du einiges über die Hanse, den Hanseatenweg und den verschiedenen Streckenpunkte der Tour erfahren:


Warst du einmal auf dem Hanseatenweg? Per Rad oder zu Fuß? Welche Strecke hast du dabei absolviert?

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2 Kommentare
  1. Hallo liebe Zoe,
    Deine Einleitung von Ernst Hemingway, ich zitiere“ Beim Radfahren lernt man ein Land am besten kennen, weil man dessen Hügel empor schwitzt und sie dann wieder hinuntersaust.“ Deine Beschreibung in der 1. Etappe durch Mecklenburg-Vorpommern beschreibt die wunderschöne, rustikale Landschaft von Mecklenburg-Vorpommern, die nicht nur aus der Ostseeküste mit den Ostseebädern Boltenhagen und Travemünde bestehen, sondern hierzu gehört auch die imposante Steil- und Naturküste mit Blick auf die Lübecker Bucht. Wenn man diese schöne Region mit dem Drahtesel erkundet, dann lernt man seine diese Region wirklich gut kennen. Liebe Zoe, dein Artikel ist wahrhaftig ein spannender Artikel mit vielen Tipps für Exkursionen. Ich empfinde deine Erzählung mit den vielen Bildern wie eine von dir geführte Radtour. Begeisterte Radsportler suchen oft eine freie Ferienwohnung in Boltenhagen, während dieser kurzen Ruhepause erfahre ich viel Neues über unsere Umgebung. Liebe Zoe, ich werde deinen Blog weiterhin folgen, um auf dem Laufenden zu bleiben.

    Viele liebe Grüße von Karins Ferienoase aus dem Ostseebad Boltenhagen.

    1. Zoe sagt

      Hallo Karin,
      das ist ja mal ein langer Kommentar (und danke für die Email – habe sie bekommen :-). Ich freue mich sehr über Leser, die nicht nur still mitlesen, sondern auch das Gelesene bewerten bzw. argumentieren.
      Nun, ich hoffe doch sehr, das es sich beim Lesen meiner Touren – sei es auf dem Rad oder zu Fuß – wie eine „geführte“ Tour anfühlt. Immerhin möchte ich den Leser ein schönes Stück Natur mit interessanten Punkten oder (spontanen) Beobachtungen schreiben. Selbst bei einer Tour, die man immer wieder macht, kann man was immer was Neues entdecken. Mein Wunsch ist es, das der Leser sich mehr bewusster in der Natur bewegt, diese auch wertschätzt und vielleicht auch – dank meiner Beiträge – etwas dazu lernt.

      Letztendlich – nochmals vielen Dank fürs Lesen und Folgen.

      In Boltenhagen war ich schon eine Weile nicht mehr. Vielleicht komme ich mal emnächst vorbei

      Liebe Grüße aus Schwerin – Zoe

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